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Tesarenland (German Edition)

Tesarenland (German Edition)

Titel: Tesarenland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Davis
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ungefähr vier Tage unterwegs sein. Das heißt, er sollte möglichst fit sein. Es wird kaum eine Möglichkeit geben uns auszuruhen. Da ist nur eine größere Stadt, die verlassen ist seit dem Krieg.«
    Roland hat Kayla vorhin erklärt, dass es überall so kleine Unterschlupfe, wie diesen hier gibt. Sie alle sind mit einer Funkstation ausgestattet, die eine Reichweite von etwa einhundert Kilometern hat. Früher hätte man so Weltweit kommunizieren können, aber dazu würden riesige Antennen benötigt, und die würden den Tesaren auffallen. Die Stationen sind nicht immer besetzt. Im Laufe der Jahre hat man aber dafür gesorgt, dass die Stationen zu festen Zeiten besetzt sind; zweimal in der Woche für mehrere Stunden. Roland muss also eine dieser Stationen erreichen, damit diese seiner eigenen eine Nachricht von ihm übermittelt. Da haben es die Tesare einfacher über weite Strecken miteinander zu kommunizieren. Sie geben eine Information in ihre Scanner ein und diese erscheint auf jedem anderen Gerät.
    Roland hat gesagt, dass wir es damals auch einfacher gehabt haben. Wir haben mit einem Gerät, das nur so groß war, wie Kaylas Hand, Menschen auf der ganzen Welt erreichen können. Das Gespräch ist einfach durch Wellen in der Luft weitergetragen worden, oder so ähnlich. Genau hat Roland das auch nicht erklären können. Aber es wäre schön, wenn das immer noch funktionieren würde. Leider haben die Tesare dafür gesorgt, dass wir nicht mehr so einfach kommunizieren können. Sie haben dafür gesorgt, dass wir gar nichts mehr können. Keine Häuser bauen, keine Nahrung herstellen, keine Kleidung nähen, keine Musik machen.
    Früher soll es Musik gegeben haben. Jeder konnte sie anhören oder selber welche machen. Marco hat gesagt, das war fast wie singen, nur von Instrumenten begleitet. Eine Melodie, die von Instrumenten gespielt wurde. In Kolonie D kennen wir viele Lieder. Wir singen sie gemeinsam auf den Sommerfesten, aber ich kann mir nicht vorstellen, wie es klingt, wenn eine Geige einstimmt, oder jemand in die Tasten eines Klaviers drückt. Marco sagt, er weiß es auch nicht. Aber er würde es gerne einmal hören, bevor er stirbt.
     
    Roland sieht fahl aus. Auch wenn er versucht es zu verstecken, ich habe trotzdem mitbekommen, dass es ihm nicht gut geht. Ohne Witze zu machen, oder mit Kayla zu albern, führt er uns an. Wir werden die ganze Nacht unterwegs sein. Ich hoffe, er wird die Strecke schaffen.
    Auch Kayla geht es nicht mehr so gut. Das Wundermedikament schlägt nicht mehr an. Vielleicht hat es seine Wirkung verloren? Habe ich es falsch angemixt? Aber nein, ich habe mich genau an Williams Anweisungen gehalten. Womöglich war es zu alt. Wenn wir erst bei den Rebellen sind, wird Kayla ein Neues bekommen, ganz sicher.
    Luca hält Kayla an der Hand, manchmal nimmt er sie hoch und trägt sie, dann vergräbt sie ihr Gesicht an seiner Schulter. Ihre Nase ist ganz rot von der Kälte. Aber es ist wärmer geworden, selbst in der Nacht. Nicht mehr lange, und in Mutters Garten würden sich die ersten hellgrünen Spitzen aus der Erde bohren. Wer sich wohl um ihren Garten kümmern wird, jetzt wo wir nicht mehr da sind?
    Kurz stelle ich mir vor, dass sie wieder zurück in Kolonie D ist. Vielleicht haben die Tesare sie nicht gejagt. Sie sitzt wieder in unserer kleinen Hütte, im Ofen brennt ein Feuer. Sie kocht eine Suppe aus Kräutern und Trockenfleisch und im Frühjahr zupft sie Unkraut aus den Beeten.
    »Wir sollten eine Pause machen .« Roland und Luca sind ein paar Schritte vor mir stehengeblieben. »Vielleicht dort drüben?«
    Ich folge Rolands Finger mit den Augen, aber eigentlich ist es egal. In der Dunkelheit kann ich sowieso nichts sehen. Und das wenige, was ich sehen kann, sieht seit Stunden immer gleich aus; Gestrüpp, Bäume, Gestrüpp, Reste von Schnee. Aber eine kurze Pause wäre mir auch lieb. Meine Füße schmerzen heute noch mehr, als die Tage zuvor.
    Wir lehnen uns an die Überreste eines Autos. Luca reicht mir eine Flasche mit Tee. Sie ist kalt. Als wir losgelaufen sind, war der Kräutertee noch heiß, gerade erst aufgebrüht. Was würde ich jetzt für heißen Tee geben! Ich zwinge mir die kalte Flüssigkeit runter. Auch Kayla sieht nicht begeistert aus. »Hier, nimm einen Haferkeks«, sage ich zu ihr, aber sie schüttelt den Kopf.
    »Keinen Hunger.«
    »Wenn wir erst im nächsten Unterschlupf sind, wirst du einen Monsterhunger haben«, sagt Luca, nimmt mir den Keks ab und beißt demonstrativ ab.

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