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Tesarenland (German Edition)

Tesarenland (German Edition)

Titel: Tesarenland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Davis
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solange meine Hoffnung lebt, lebt auch sie weiter. Ich lausche in die Stille auf Kaylas Atmung. Aber ich höre nur Luca neben mir. Ich wage es nicht, zu Kaylas Bett rüber zu gehen, weil ich Angst habe. Angst, dass ihre Haut sich eisig anfühlt, dass ihr Herz aufgehört hat zu schlagen. Dass ich einen Beweis bekomme.
    Neben mir kriecht Luca unter den Decken hervor. Die Taschenlampe klappert, dann geht das Licht an. Ich wage noch immer nicht, zu Kayla zu sehen. Luca scheint zu wissen, wovor ich mich fürchte. Er krabbelt zu Kayla rüber, legt ihr eine Hand auf die Stirn, dann auf die Brust . Meine kleine Schwester hustet und bewegt den Kopf in seine Richtung. Ich stoße erleichtert den Atem aus.
    Luca hebt ihren Kopf an und flößt ihr Tee ein. »Tut mir leid, dass wir nicht für dich da waren. Deine Schwester und ich, wir sind einfach eingeschlafen .« Er beugt sich näher über sie. »Aber weißt du was, sie ist gar nicht die Eisprinzessin, für die ich sie immer gehalten habe. Sie hat auf meiner Brust geschlafen, friedlich wie ein Baby.«
    Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, um Kaylas Lippen spielt ein Lächeln. Auf den Knien krieche ich zu ihrem Bett und nehme Luca die Tasse ab.
    »Ich mach Feuer«, sagt er.
    Kayla ist ganz kalt. Bei der Hitze, die ihre Haut in den letzten Tagen ausgestrahlt hat, fühlt sich das jetzt merkwürdig an. Ich bin froh, dass Luca sie zuerst berührt hat. Ihre eisige Haut hätte mir einen Schrecken eingejagt, ich hätte geglaubt, sie ist schon gegangen. »Danke, Mutter«, flüstere ich, weil ich froh bin, dass sie noch da ist.
    Plötzlich versteift Kayla sich unter meinen Händen, sie reißt ihre Augen auf, dann fängt sie an zu zucken. Ihr ganzer Körper bebt. Sie krampft. Genau wie Samuel, denke ich fassungslos. Genau wie Samuel! Ich drücke meine Hände auf ihre Brust. Luca kniet sich neben mich, hält ihren Kopf und presst ihr einen Löffel zwischen die Kiefer. Das habe ich schon einmal erlebt, denke ich und in meinem Kopf spulen sich diese Worte immer und immer wieder ab, bis sie von »Kayla wird, sterben« abgelöst werden.
    Kaylas Gesicht verschwimmt vor meinen Augen. Ich blinzle die Tränen heraus, nur damit die nächsten mir die Sicht auf meine Schwester wieder nehmen. Die Krämpfe dauern nur ein paar Sekunden, dann erschlafft Kaylas Körper.
    Luca tastet am Hals nach ihrem Puls, ich halte die Luft an. Ich will es nicht wissen. Ich will es nicht wissen. Bitte sag es nicht! »Sie ist nur bewusstlos«, sagt er.
    Erleichtert atme ich aus , schließe die Augen, öffne sie wieder und sehe direkt in Lucas erstarrtes Gesicht. Er sieht mich an und wirkt plötzlich noch blasser als vorher. Seine Finger liegen noch immer auf Kaylas Puls.
    »Was ist ?«, frage ich panisch. Meine Augen wechseln zwischen Kayla und ihm hin und her.
    Luca greift nach dem Stofffetzen, den wir für Kaylas Stirn hatten, und tupft unter meiner Nase herum. »Du blutest«, sagt er.
    Mir ist schlecht und ich fühle wie ein Zittern sich durch meinen Körper arbeitet . Ich also auch. Ich bin auch infiziert. Roland hatte recht. Ich lasse mich auf den Boden sacken und vergrabe meine Finger in den Decken. Ich werde sterben. Diese Worte hallen durch meinen Kopf wie das schaurige Glucksen der Tesare.
    Der Schock dauert nur kurz an. Ich hätte erwartet, mehr Angst zu haben, in Panik auszubrechen, aber nichts. Was habe ich auch zu verlieren? Nein, der Tod kann mir keine Angst mehr machen. Vielleicht begrüße ich ihn sogar? Vielleicht habe ich nicht nur damit gerechnet, dass es auch mich trifft, vielleicht habe ich es sogar herbeigehofft? Jedenfalls kann ich nicht sagen, dass es mich stört, krank zu sein. Nur die Qualen, die Kayla durchgemacht hat, die möchte ich nicht durchstehen müssen. Vor allem möchte ich nicht, dass Luca sich auch noch um mich kümmern muss. Es wäre mir peinlich, zu wissen, Luca müsse mein Erbrochenes, mein Blut oder andere Rückstände wegräumen.
    Luca sieht mich noch immer schockiert an, ich lege meine Hand auf seine und zucke mit den Schultern. »Es macht mir nichts aus. Vielleicht ist es sogar besser. Wir hätten immer auf der Flucht sein müssen, nie Kontakt zu anderen Menschen haben dürfen, weil da immer die Angst gewesen wäre, wir tragen diese Krankheit auch in uns.«
    »Wie kannst du einfach aufgeben?« Luca schreit fast. Sein Gesicht ist ganz dunkel geworden und er sieht mich so zornig an, dass mein Puls sich beschleunigt.
    »Warum nicht«, sage ich und versuche gleichgültig, zu

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