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Tesarenland (German Edition)

Tesarenland (German Edition)

Titel: Tesarenland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Savannah Davis
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klingen, rutsche aber ein wenig von ihm ab .
    »Weil ich nicht ohne dich zurückbleiben will«, sagt Luca. Hat er das so gemeint, wie ich glaube? Oder meint er nur, er will nicht allein zurückbleiben? Auf jeden Fall hat es ein Flattern in meiner Magengrube ausgelöst und kurz bin ich traurig, dass wir nicht mehr Zeit haben werden. Nein, er hat es hoffentlich nicht so gemeint. Er soll nichts für mich empfinden, das macht es nur schwerer für uns beide.
    »Wahrscheinlich wirst du das nicht müssen«, sage ich sarkastisch. Die Chancen stehen gut, dass auch Luca krank ist. Ich lache bitter auf.
    »Wahrscheinlich wird das das Beste sein«, sagt Luca wütend und knallt eine Faust in unseren Deckenstapel. Er legt seine Hände an meine Wangen, zieht mein Gesicht zu sich heran und küsst mich. Ich bin völlig überrumpelt und schnappe nach Luft. Luca lässt mich sofort wieder los. »Tut mir leid«, nuschelt er und senkt den Blick. »Aber, jetzt stehen die Chancen wirklich gut, dass ich es auch habe.«
    »Nein«, sage ich erschrocken. Warum hat er das getan? Was, wenn er nicht diesen Virus in sich hatte? Dann sehe ich auf Kayla und begreife, dass das unmöglich ist. Wir waren die letzten Tage ständig in Kontakt mit diesem Virus. Gleichzeitig bin ich enttäuscht, dass mein erster Kuss so abrupt endet. »Das nächste Mal warne mich einfach vor.«
    Luca lacht und ich muss auch lachen, weil uns beiden die Situation peinlich ist. Trotzdem hat es sich wundervoll angefühlt und ich würde es gerne noch einmal tun. Heimlich lecke ich mir über die Lippen. Luca hat nach Pfefferminztee geschmeckt.
    »Ich werde nicht aufgeben«, sagt er, steht auf sortiert unsere Vorräte.
    »Wir haben Kayla nicht helfen können, was glaubst du, wirst du bei mir anders machen können ?« Ich beiße die Zähne aufeinander und verziehe das Gesicht, weil ich von Kayla rede, als wäre sie schon tot. Ich rücke näher an sie heran und lege ihr eine Hand auf den Oberarm.
    Sie fühlt sich so komisch an; dünn, zerbrechlich, klebrig von Schweiß und kalt. Ihre Haare stehen nicht mehr wirr von ihrem Kopf ab, sondern liegen kraftlos und schlaff auf ihrem Gesicht. Ich breite eine weitere Decke über ihr aus und lege mich zu ihr ins Bett. Ich könnte einfach hier liegen bleiben und warten, bis alles vorbei ist.
    Kayla stöhnt, als ich sie an mich drücke? Habe ich ihr wehgetan? »Soll ich dir von Mutter erzählen? Von zuhause ?«, frage ich sie flüsternd.
    Kayla stöhnt wieder, ich nehme es als ein Ja. Vielleicht tut es ihr gut, abgelenkt zu werden. Vielleicht tut es ihr gut, meine Stimme zu hören.
    »Weißt du noch an deinem sechsten Sommerfest?« Früher, so hat Mutter erzählt hat man Geburtstag gefeiert. Einmal im Jahr, an dem Tag, an dem man geboren worden ist. Da wir in Kolonie D aber keine Kalender haben, haben wir dieses Fest auf den Sommer verlegt. Jedes Jahr im Sommer legen die Kolonisten ihr Weniges zusammen und feiern, dass sie wieder einen Winter überlebt haben.
    »Mutter hat aus ihrem Leinenhemd eine Puppe für dich genäht. Sie hat sie mit Kräutern gefü llt. Du hast ihren Duft geliebt«, erzähle ich weiter und streiche mit den Fingern ihren Arm auf und ab.
    Dieses Sommerfest war das er ste Fest nach Vaters Tod. Er hat den Winter nicht überlebt. Mutter und auch ich haben keine Lust auf dieses Fest gehabt, aber Kayla zuliebe, haben wir uns aufgerappelt, sind zum Versammlungsplatz gegangen und haben an den Feierlichkeiten teilgenommen. In der Mitte des Platzes waren wie jedes Jahr sämtliche Tische aus den Hütten zu einer großen Tafel zusammengestellt worden. Der Oberaufseher hat Konserven, Mehl, Eier und Trockenfleisch aus dem Lager geholt. Die Frauen haben Kuchen und Kekse gebacken. An diesem Tag haben wir eine der letzten Lieferungen der Tesare verbraucht. Danach kamen die Laster immer seltener. Wenn wir das damals gewusst hätten, wäre das Fest noch spärlicher ausgefallen.
    Mutter flocht Kayla für diesen Tag Blumen ins Haar, aus meinem alten Sommerkleid hatte sie ihr ein Kleid genäht. Kayla sah so hübsch aus, und sie war stolz gewesen. Beim Eierlauf und beim Sackhüpfen hatte sie an diesem Tag gewonnen.
    Luca war damals erst we nige Tage in der Kolonie. Ich weiß noch, er saß auf einem Stein am Rande des Festplatzes und beobachtete die Feierlichkeiten. Ich stand mit ein paar Mädchen ganz in seiner Nähe. Wir unterhielten uns darüber, wie toll er aussieht. Was er wohl für Arbeiten hatte machen müssen, weil sein Oberkörper so

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