Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tessa

Tessa

Titel: Tessa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Karlsson
Vom Netzwerk:
öffnet, schauen sie sich kurz an.
    »Nein, kein Bock, hab ich gesagt«, zischt sie.
    Seine andere Hand kommt empor, er spuckt hinein, um sie dann hart gegen ihren Schritt zu klatschen. »Komm, das willst du doch auch.« Kräftig stößt er in sie, und sie spürt, wie ihr körperlicher Widerstand schwächer wird. Sie versucht, ihn wieder aus sich rauszudrücken. Er umgreift ihre Handgelenke, hört nicht auf, seine dicke, nasse Zunge in ihren Mund zu schieben, er leckt ihr Gesicht, sie dreht es zur Seite, und rein und raus. Es tut weh, und er starrt über sie hinweg, während er sich immer wieder tief in sie hineinbohrt. Sie wird ruhiger, lässt ihn machen, sie spürt ihr nasses Gesicht, weiß nicht, ob es seine Spucke oder ihre Tränen sind. Sein Kopf an ihren Hals gedrückt, hört sie seine Atmung kürzer und heftiger werden. Dann sackt sein Körper schwer auf ihrem zusammen.

Sie läuft am Zaun entlang, streicht ihren Rock glatt. Immer und immer wieder. Versucht ihn langzuziehen. Irgendwann endet der Zaun, eine beleuchtete Straße vor ihr. Sie schaut sich orientierungslos um und wählt die Richtung, die am hellsten ist. Bald weiß sie auch wieder, wo sie sich befindet, die Straßen kommen ihr bekannt vor. Sie entdeckt einen Spätkauf, geht hinein, stakst schnurstracks zur Theke, da steht das harte Zeug. Der türkische Verkäufer schaut sie angewidert, vielleicht aber auch nur mitleidig an. Sie greift sich einen kleinen Klaren. Korn. Rote Schrift auf gelbem Grund. Die Fläschchen stehen direkt neben der Kasse zwischen den Schokoriegeln, sie kramt in ihrer Handtasche, fischt das Kleingeld heraus, wirft es auf die Theke. Zählt es nicht, blickt nur dem Verkäufer starr in die Augen. Fragend, feststellend. »Das reicht?«
    Er nickt nur, sieht an ihr vorbei. Sie schwankt hinaus, dabei kommt sie sich viel zu nüchtern vor. Vor dem Laden dreht sie hastig den kleinen Verschluss auf, muss an Nick denken, ob er schon da ist. Und trinkt das kleine Fläschchen in einem Zug aus.
    Sie findet ihr Fahrrad und fährt einem Pärchen hinterher, gelbe Lichter rauschen an ihr vorbei. Alles verschwimmt um sie herum. Sie muss sich nur auf die beiden konzentrieren. Leider verschwinden sie nach einer Weile, und nun wird es schwer für sie. Sie kann kaum erkennen, ob die Ampeln rot oder grün sind. Sie fährt in einem Wahnsinnstempo, obwohl das nicht sein kann, da sie nie ans Ziel zu gelangen scheint. Aber sie schafft es nach Hause. Irgendwie.
    Sie hat Schwierigkeiten, den Schlüssel ins Loch zu bekommen, sie schließt ein Auge, dadurch ist es leichter zu zielen. Sie betet, vor Nick da zu sein, er soll sie nicht so sehen. Die Wohnung ist dunkel, sie tapst ins Schlaf­zimmer, schwankt zum Bett, einen Schritt zu früh lässt sie sich niedersinken. Fällt vor das Bett. Sie rappelt sich wieder auf, zieht sich am Bett hoch und lässt sich auf der Bettkante nieder. Sie bückt sich, um nach einer Zigarette in ihrer Handtasche zu suchen, es sind keine mehr da. Tessa lässt ihren Kopf in die Hände sinken. Stöhnt leise in sie hinein. Sie rappelt sich noch einmal auf, sucht ihr Gleichgewicht, knallt mit der Schulter gegen die Tür. Sie versucht sich zu konzentrieren, stützt sich an den Wänden ab. Der kurze Weg ins Wohnzimmer wird zum Abenteuer. Angekommen, sinkt sie auf ihrem Flokatiteppich nieder, um sich für einen Moment auszuruhen. Alles dreht sich. Auf allen vieren kriecht sie zu den möglichen Stellen, wühlt in leeren Zigarettenschachteln, die in jeder Ecke verstreut herumliegen. Sie kann und will einfach nicht glauben, dass sich nicht eine einzige scheiß Zigarette mehr in ihrer Wohnung befindet. Wütend und mit letzter Kraft schmeißt sie die herumliegenden Dinge durcheinander, und erleichtert findet sie unter einem Haufen Klamotten noch eine zerbrochene Kippe. Sie bricht sie auseinander, streckt sich nach einem Feuerzeug aus, davon liegen viele in ihrer Wohnung, obwohl sie sich selber nie welche kauft. Sie zündet sich die Zigarette an und muss husten. Als sie sich beruhigt hat, lehnt sie sich wieder nach hinten, legt sich in die langen Haare des Flokatiteppichs und schließt die Augen. Ein nächster Zug und ein weiterer, aber weitaus milderer Hustenkrampf. Ein Geräusch an der Tür. Sie schreckt zusammen. Sie hört einen Schlüssel im Schloss und setzt sich schnell aufrecht. Atmet noch mal tief durch. Bloß nicht zu betrunken erscheinen, sie streicht ihre Haare glatt, versucht normal auszusehen. In ihrer halb aufrechten Position kommt

Weitere Kostenlose Bücher