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Tessy 02: Tessy und die Lust des Mörders

Tessy 02: Tessy und die Lust des Mörders

Titel: Tessy 02: Tessy und die Lust des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wolf
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Wedding, sondern ordnete sich auf der Straße des 17. Juni ein und fuhr kurz entschlossen zur Technischen Universität.
     
    Der BMW-Fahrer folgte ihr mehr oder weniger unauffällig, bis sie in der Nähe des Haupteingangs einen Parkplatz ergattert hatte. Dann gab er Gas und bretterte weiter zum Ernst-Reuter-Platz. Tessy stieg aus und ging zielstrebig auf das Gebäude zu, obwohl sie weiche Knie hatte. Sie suchte sich einen ruhigen Platz an einem defekten Kaffeeautomaten und versuchte ein weiteres Mal, Oliver zu erreichen. Diesmal hatte sie Glück.
     
    „Ja?“
     
    „Ich warte im Hauptgebäude der TU auf dich“, sagte sie, ohne Zeit für einleitende Worte oder eine großartige Begrüßung zu verschwenden. „Mach dich auf den Weg.“
     
    „Wie jetzt?“
     
    „Spreche ich Suaheli?“
     
    „Nein, aber…“
     
    „Na, siehst du – also beweg deinen Arsch hierher. Wir haben was zu besprechen!“, erklärte Tessy ruppig. Ihre Umgangsformen litten merklich unter dem Adrenalinanstieg, aber das war nichts Neues. Sie war bis unter die Haarspitzen nervös.
     
    „Was ist los? Warum bist du so…“
     
    „Erklär ich dir später. Also, mach dich auf den Weg.“
     
    „Ja, schon gut.“
     
    Oliver brauchte eine gute Dreiviertelstunde. In der Zwischenzeit konnte Tessy das Vorlesungsverzeichnis der Informatiker, Mathematiker und Betriebswirte auswendig hersagen. Darüber hinaus war sie abgefüllt mit schlechtem Kaffee und hatte die immer wieder hochschwappenden Befürchtungen bekämpfen müssen, Oliver könnte es sich anders überlegt haben oder wäre unterwegs von irgendwelchen fiesen Typen aufgegriffen worden.
     
    Diesmal trug er eine abgewetzte Lederjacke und Jeans, aber sie erkannte ihn sofort, als er durch den breiten Flur mit suchenden Blicken auf sie zueilte: Er war genauso bleich wie am Vortag, hatte die gleichen großen braunen Augen, in denen immer noch Kummer und Schreck standen. Was denn auch sonst? Tessy winkte, und er trat auf sie zu und stand plötzlich dicht vor ihr. Seine Locken standen wirr vom Kopf ab. Er musterte sie und lächelte unvermutet.
     
    „Warum bist du eigentlich so wütend? Ist es der Kinnhaken, den du mir noch übel nimmst?“, fragte er leise.
     
    Den hatte Tessy längst vergessen, und das war bemerkenswert. Sie rieb sich das Kinn. Ich werd dich vernaschen, wenn der ganze Mist vorbei ist, dachte sie, und einen Moment lang sah es so aus, als spiegelte sich der frech-frivole Gedanke, der angesichts der Ereignisse denkbar fehl am Platz war, auf ihrem Gesicht wieder, denn Oliver musterte es aufmerksam und mit einer gewissen, ja: Vorfreude.
     
    Sie schüttelte den Kopf. Dann nahm sie einfach seine Hand. „Hör zu, Oliver, ich habe eine Idee, wie du aus der ganzen Sache herauskommen kannst, ohne dass sie dich am Arsch kriegen, obwohl du deine Beweise der Polizei zuspielst.“
     
    Er sah verwundert auf ihre Hand herunter, bevor er wieder hochblickte. „Ich bin ganz Ohr.“ Er lächelte immer noch und griff nach ihrer anderen Hand. Nun standen sie voreinander wie ein Paar, das sich gleich miteinander im Kreis drehen würde. Ein merkwürdiger Gedanke, fand Tessy.
     
    Sie sagte zu Oliver: „Du bist ab morgen tot.“
     
    Seine Augen weiteten sich: „Was?“
     
    Einige der umstehenden Studenten warfen den beiden neugierige Blicke zu. Tessy hakte Oliver unter, und sie gingen ein paar Schritte, während sie ihm ihren Plan erläuterte. Dass sie den Artikel bereits in der Nacht abgegeben und die ganze Story längst eingefädelt hatte, ließ sie elegant unter den Tisch fallen. Sie kannte keinen Mann, der sich widerspruchslos mit bereits vollendeten Tatsachen abfand, die noch dazu von einer Frau geschaffen worden waren.
     
    „Die Idee ist nicht verkehrt“, meinte er schließlich zögernd, und sie blieben wieder stehen. Oliver lehnte sich an eine Säule. „Aber verrat mir doch mal, wie die Geschichte weitergeht – der Typ, den du beschrieben hast, also ich, gerate in einen Streit, den ich nicht überlebe, und ich werde ausgeraubt. Okay, nur: Wie kommt der Film in die Hände der Leute, die mich erschlagen haben? Ich werde ihn ja kaum mit mir herumgeschleppt haben – das wäre nicht sonderlich überzeugend, zumindest für Brandner und Co. nicht.“ Sein Blick war skeptisch.
     
    „Ganz einfach: Die Typen haben dir während der Schlägerei alles abgenommen: das schöne erpresste Geld, Papiere, Schlüssel“, erörterte Tessy eifrig. „Außerdem musstest du deine Adresse nennen,

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