Tessy und das Geheimnnis des Sexclubs
bewirten?“
„Das meinen Sie ernst?“
„Ja.“
Er beugte sich zu ihr herunter und packte ihre Hand auf einmal mit schmerzhaft hartem Griff. „Hören Sie gut zu, kleine Schnüfflerin – ich vermute, dass Rhea sich irgendwo ganz gepflegt die Seele aus dem Leib fickt. Das hat weder die Polizei noch Sie zu interessieren, wenn Sie mich fragen. Und nun machen Sie, dass Sie das Weite gewinnen, bevor ich so richtig sauer werde!“
Tessy versuchte sich zu befreien, was ihr aber nicht gelang. Sie wurde allmählich wütend – Wut war hervorragend geeignet, um Angst zu überwinden oder zumindest zu überdecken.
„Ganz Ihrer Meinung, sie kann ficken, so viel und wem auch immer sie will“, zischte sie Bohl an. „Aber inzwischen gibt es einen Toten, und die Polizei vermutet einen Zusammenhang mit dem Verschwinden von Rhea. Scheiße, oder? Deswegen gibt es erneute Ermittlungen. Sie können froh sein, dass ich diese Info überhaupt an Sie weitergebe. Und nun lassen Sie mich gefälligst los!“
Konrad Bohl lockerte den Griff, zog seine Hand dann ganz zurück und atmete laut aus. „Wie kommt die Polizei darauf?“
„Keine Ahnung“, behauptete Tessy. „Einzelheiten kenne ich nicht.“
Mehr wollte und durfte sie keinesfalls verraten, aber wenn sie richtig lag, würde der Clubbesitzer ihr gegenüber deutlich zahmer werden. Mit Mord wollte er ganz sicher nichts zu tun haben.
„Und was gedenken Sie jetzt zu tun?“
„Das Gleiche wie beim letzten Mal. Ich möchte mich ein wenig umhören. Vielleicht hat unter Ihren Gästen jemand eine Vermutung, mit welchem Paar Rhea sich noch eingelassen haben könnte. Sollte ich einen Hinweis erhalten oder einen Verdacht hegen, gebe ich den gänzlich unaufgeregt und völlig unauffällig an die Polizei weiter, die dem Fall dann – abseits des Clubs und ohne jegliches Aufsehen – nachgehen. Niemand wird unnötig gestört, belästigt, genervt. Na, Sie wissen schon.“
„Ja, ich weiß.“ Er fixierte sie. „Na schön. Sie haben eine halbe Stunde. Dann verschwinden Sie, verstanden?“
„Und ob. Kann ich ein Tonic haben?“
Keine Minute später wandte sie sich um und verließ die Bar mit ihrem Getränk in Richtung einer Sitzgruppe. Die anfängliche Überlegung, Bohl die Fotos zu zeigen, hatte sie längst verworfen. Das Risiko war zu groß, dass der Clubbesitzer die Leute erkannte und warnte.
Gut zwanzig Minuten später hatte sie alle Gäste und Mitarbeiterinnen befragt. Niemand konnte etwas Erhellendes beitragen oder wollte es nicht, allerdings gab sich auch keiner allzu große Mühe, die Fotos genauer zu betrachten, wobei erschwerend hinzukam, dass die Lichtverhältnisse alles andere als geeignet waren, auf den ohnehin dunklen Aufnahmen charakteristische Merkmale zu entdecken.
Tessy schrieb Dirk eine SMS, dass ihr Clubbesuch leider erfolglos verlaufen war und sie sich nun auf den Heimweg machen würde. Keine Minute später antwortete er ihr, dass sie am nächsten Tag die Einzelheiten besprechen würden – er sei hundemüde nach den letzten aufreibenden Tagen und müsse unbedingt schlafen. Sie nahm ihr Glas und brachte es zur Theke zurück. Sie nickte Bohl zu, murmelte einen flüchtigen Abschiedsgruß, der kaum und schon gar nicht herzlich erwidert wurde, und wollte gerade die Tür öffnen, als sie ihr entgegen schwang. Eine attraktive Frau im Wildlederdress trat ein. Sie duftete betörend und musterte Tessy mit beeindruckend tiefblauen Augen.
Wow, dachte die Detektivin und lächelte sie an – falls die Lady ein erotisches Abenteuer suchte, könnte sie sich den Clubbesuch eigentlich sparen, denn sie wäre bei ihr gerade an der richtigen Adresse …
„Eva! Na endlich“, ertönte Konrads Stimme von hinten und unterbrach Tessys Gedankenspiele. „Wo bleibst du denn so lange?“
Die Frau drehte den Kopf in Richtung Bar und gab bei der Bewegung den Blick auf einen schlanken, wohlgeformten Hals frei, den Tessy nur zu gerne eingehend musterte.
„Nur keine Hetze“, erwiderte die Frau mit dem Namen Eva, schenkte Tessy noch ein tiefes Lächeln und eilte dann an ihr vorüber.
Die Detektivin stutzte, und plötzlich strömten mehrere Gedanken auf einmal auf sie ein. Ich sollte ihr die Fotos zeigen, war einer davon – das wäre auch eine gute Gelegenheit, noch einmal in diesen blauen Augen zu versinken und mir ihren wunderschönen Schwanenhals näher anzusehen, lautete der zweite. Wenn sie nicht alles täuschte, hatte die Frau einen ordentlichen Knutschfleck … Oder war das
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