Tessy und das Geheimnnis des Sexclubs
ein Leberfleck? Ein kleines Tatto? Wer war Eva? Eva Gruber, schoss es Tessy durch den Kopf – Konrad Bohls Lebensgefährtin und Club-Partnerin, die sie beim letzten Mal nicht gesehen hatte. Der sollte sie die Fotos genauso wenig wie Konrad zeigen.
Die Detektivin zögerte einen Moment und trat dann auf die Straße. Irgendwas ließ sie nicht los, aber der Gedanke war zu verschwommen, nicht greifbar, blass wie ein schlechtes Foto. Die Tür klappte hinter ihr zu. Knutschfleck, Leberfleck – meine Güte, war das nicht völlig egal? Tiefblaue Augen. Eine warme Stimme. Tessy setzte sich in ihren Wagen und starrte minutenlang zum Seitenfenster hinaus. Sie wollte gerade den Motor starten, als der Gedanke in ihr Bewusstsein plumpste wie ein reifer Apfel, der vom Baum fällt.
Achtes Kapitel
Dirk hatte nicht nur sein Handy ausgeschaltet, nachdem er auf Tessys SMS geantwortet hatte, er ging auch nicht an sein Festnetztelefon. Die Detektivin wusste, dass er nicht nur seine Telefone, sondern auch die Wohnungsklingel abstellte, wenn er dringend ein paar Stunden Schlaf nachholen musste. Keine Chance, ihn jetzt zu erreichen.
Tessy stand immer noch in ihrem Wagen vor dem Club und grübelte, wie es nun weitergehen sollte. Erneut sah sie auf das Foto aus der Videodatei. Die ältere Frau hatte zweifellos Ähnlichkeit mit Eva Gruber, große Ähnlichkeit sogar, aber nur wenn man es sich genau ansah. Der Hals wies an der rechten Seite einen kleinen dunklen Fleck auf, den Tessy bislang nicht bewusst registriert hatte, die Augenfarbe war zwar nicht zu erkennen, dafür aber ihre Größe und charakteristische Stellung. Hinzu kam, dass Tessy die stöhnende Stimme vom Video, die an einer Stelle gut zu hören gewesen war, wieder erkannte. Der Mann allerdings war eindeutig nicht Konrad Bohl. Demnach hatte Gruber einen Liebhaber, und die beiden zusammen pflegten eine unter Umständen heimliche oder aber auch von Bohl tolerierte Vorliebe für Dreier-Spiele, ähnlich der Kramers.
Auch wenn Konrad dabei zunächst einmal außen vor blieb und seine Rolle im Augenblick nicht geklärt werden konnte, drängte die Frage, ob Bohl und/oder Eva Gruber ein Wochenendhaus am Müggelsee besaßen. Wenn ja, hatten sie dort aber unter Umständen keinen Festnetzanschluss und falls doch, war die Adresse mit großer Wahrscheinlichkeit nicht eingetragen. Aber die Detektivin wollte es genau wissen.
Tessy griff erneut nach ihrem Handy. Sie war zwar alles andere als ein Technikfreak und brauchte für ihr persönliches Glück nicht alle drei Monate ein neues, moderneres Mobiltelefon mit total angesagten Funktionen, aber dass sie mit ihrem vor einigen Wochen neu angeschafften Handy Zugriff aufs Internet hatte, fand sie ziemlich klasse. Weniger toll war allerdings, dass der Akku immer recht schnell schlapp machte.
Sie suchte unter telefonbuch.de zuerst nach Gruber. Der Name war nicht ungewöhnlich und dementsprechend viele Treffer gab es auch, doch ausgerechnet am Müggelsee fand sich kein Eintrag – das gleiche Ergebnis brachte die Suche mit Bohl. Über google.maps verschaffte Tessy sich anschließend einen geographischen Überblick über die Wohngegenden am Müggelsee, um das Handy dann genervt beiseite zu legen. Und nun?
Ohne irgendeinen Anhaltspunkt war es Unsinn, in der Nacht auf gut Glück die Häuschen abzuklappern. Außerdem war es gut möglich, dass Rhea sich nicht mehr vor Ort befand, nachdem die Polizei dort ermittelte, erst recht falls der Tod des Mannes im Zusammenhang mit ihrer Entführung stand. Andererseits barg jedoch eine überstürzte Aufbruch-Aktion ein beachtliches Risiko aufzufallen. Ein Risiko, das gemindert werden konnte, indem man keinesfalls tagsüber tätig wurde …
Tessy schüttelte den Kopf. All diese Überlegungen brachten sie im Moment nicht einen einzigen Schritt weiter. Sie blickte seufzend hoch. Die Tür des Clubs schwang auf, und heraus trat die schöne Eva Gruber. Die hochgewachsene elegante Frau trat an die Straße und musterte vorbeifahrende Autos, als hielte sie nach einem Taxi Ausschau.
Tessy rutschte instinktiv im Sitz nach unten und wagte sinnloserweise kaum zu atmen. Kurz darauf hielt ein dunkler BMW am Straßenrand, und Eva stieg ein. Der Wagen fuhr zügig an. Tessy zögerte nicht eine Sekunde und startete den Motor, obwohl ihr das Herz bis zum Hals schlug und sie sich der Gefahr ihres Handelns bewusst war.
Nach zehn Minuten Fahrt in südöstlicher Richtung war Tessy davon überzeugt, dass Eva Gruber und ihr Fahrer zum
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