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Test: Phantastische Erzahlungen

Test: Phantastische Erzahlungen

Titel: Test: Phantastische Erzahlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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erläuterte ihnen: ›Der Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht beträgt dreihundert Grad. Die Risse werden sich vergrößern, dagegen hilf nichts. Eine anderthalb Kilometer lange Wand kann man nicht stützen! Der Weg muß sofort gesperrt werden, und da die Station bereits fertig ist, muß eine Seilbahn gebaut werden!‹ Man ließ einen Experten nach dem anderen aus England und aus Kanada kommen – das Ganze wurde zur Komödie: Die Experten, die das gleiche wie unser Animzew sagten, wurden sofort nach Hause geschickt. Es blieben nur diejenigen, die gegen die Spalte irgendeinen Rat wußten. Sie begannen zu zementieren. Tiefe Spritzen, Stützen – sie zementierten und zementierten endlos, denn was sie am Tage mit Zement abdichteten, barst in der folgenden Nacht wieder. Über die f ache Rinne kamen bereits Lawinen, doch die wurden durch die Mauern aufgehalten. Sie bauten ein System von Keilen, um die größeren Lawinen zu zerteilen. Animzew versuchte, ihnen klarzumachen, daß es nicht nur um die Lawinen gehe – die ganze Platte könne niederstürzen!
      Ich brachte es nicht mehr über mich, Animzew anzusehen, wenn er zu uns kam. Er war nahe daran, aus der Haut zu fahren. Er sah die nahende Katastrophe und konnte nichts dagegen tun. Ich möchte es Ihnen ganz loyal sagen: Die Engländer haben ausgezeichnete Spezialisten, aber es war eben kein Spezialistenproblem, kein selenologisches Problem, es war eine Prestigefrage geworden. Sie hatten den Weg gebaut und konnten sich nicht zurückziehen. Animzew legte Protest ein – den wievielten, weiß ich nicht mehr – und ging dann. Später erfuhren wir, daß es zwischen den Engländern und den Kanadiern Streitigkeiten gab, Reibereien im Zusammenhang mit dieser Platte, dem Rand des sogenannten Adlerf ügels. Die Kanadier wollten ihn sprengen, denn er ruinierte den ganzen Weg, aber den Engländern paßte das nicht. Animzew hatte berechnet, daß man dazu eine Ladung von sechs Megatonnen Wasserstof benötigte, die Kommission der Vereinten Nationen verbot jedoch die Verwendung von radioaktiven Materialien als Sprengmittel. Und so zankten und stritten sie sich, bis die Platte abstürzte … Die Engländer schrieben später, an allem seien die Kanadier schuld, denn sie hätten das erste Projekt, die Betonviadukte, abgelehnt …«
      Pnin betrachtete eine Weile die Aufnahmen. Die eine zeigte in fast zweifacher Vergrößerung die Scharte im Kamm – schwarze Punkte kennzeichneten die Stelle des Einsturzes.
      »Die Folge ist, daß die Station periodisch unzugänglich ist, am Tage ist sie leicht zu erreichen, aber nachts überhaupt nicht. Wir sind nicht auf der Erde, wissen Sie …«
      Pirx hatte bereits begrif en, was der Russe meinte: Auf dieser Seite der langen Mondnächte leuchtete nicht die große Lampe der Erde.
      »Und mit Infrarot läßt sich nichts machen?« fragte er.
      Pnin lächelte. »Infrarote Brillen? Aber was für Infrarot, Kollege, wenn der Felsen eine Stunde nach Sonnenuntergang hundertsechzig Grad an der Oberf äche hat … Gewiß, theoretisch könnte man es mit Radar versuchen, aber haben Sie schon einmal versucht, auf diese Weise zu klettern?«
      Pirx bekannte, daß er es noch nie versucht habe.
      »Und ich rate es Ihnen auch nicht. Das ist eine höchst komplizierte Methode, Selbstmord zu begehen. Radar ist gut im f achen Gelände, aber nicht an der Wand …«
      Langner und der Professor kamen herein – es war Zeit zum Weiterf ug. Zum Mendelejew brauchten sie eine halbe Stunde, der Weg erforderte zwei weitere Stunden, und in sieben Stunden ging die Sonne unter. Sieben Stunden Reserve – das erschien Pirx viel. Es stellte sich heraus, daß Dr. Pnin mit ihnen f iegen würde. Sie beteuerten zwar, daß das unnötig sei, aber die Gastgeber wollten davon nichts wissen.
      Als sie schon gehen sollten, fragte Ganschin, ob sie nicht irgendwelche Nachrichten hätten, die zur Erde übermittelt werden sollten – es sei die letzte Gelegenheit. Mendelejew habe zwar Funkverbindung zu Ziolkowski, aber in sieben Stunden würden sie auf den Terminator gelangen, und es würde starke Störungen geben.
      Pirx überlegte, daß es gar nicht so übel wäre, Matters’ Schwester »Grüße von der anderen Seite« zu übermitteln, aber er traute sich nicht. Sie dankten also und gingen nach unten. Die Russen begleiteten sie bis zur Rakete, und Pirx erzählte ihnen von seinem Pech mit dem Skaphander, worauf sie ihm einen anderen heraussuchten.
      Der

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