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Test: Phantastische Erzahlungen

Test: Phantastische Erzahlungen

Titel: Test: Phantastische Erzahlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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Stein auf die andere Seite und beobachten Sie seinen Flug. Of en gesagt, ich rate Ihnen, überhaupt nicht zu springen, und dieser Rat kommt vom Herzen. Wenn man nämlich ein paarmal zwanzig Meter weit gesprungen ist, dann bereiten einem auch Abgründe keinen Schrecken mehr, und die Berge erscheinen einem so klein, als reichten sie nur bis zum Knie. Wenn diese Überheblichkeit eintritt, dann kann leicht etwas passieren. Einen Bergrettungsdienst gibt es hier nicht. Sie begreifen also …«
      Pirx erkundigte sich nach der Mendelejew-Station. Warum die Station am Kamm und nicht unten und ob der Weg dorthin schwierig sei … Ob man klettern müsse …
      »Eine echte Kletterpartie gibt es da nicht, nur einige exponierte Stellen, und auch die nur, weil dort eine Lawine niedergegangen ist. Das war unterhalb des Sonnentors, sie hat den Weg fortgerissen. Und was die Lokalisierung betrif , so fällt es mir schwer, etwas dazu zu sagen, vor allem jetzt, nach dem Unglück … Aber Sie müssen doch auch einiges darüber gelesen haben, oder …?«
      Pirx, völlig verwirrt, geriet ins Stottern. Er sagte, er habe damals gerade eine Prüfung gehabt. Pnin mußte lächeln, aber er wurde gleich wieder ernst.
      »Nun ja … der Mond ist internationalisiert, und jeder Staat hat seine eigene Zone, die wissenschaf lichen Forschungen vorbehalten ist. Wir haben diese Hemisphäre. Als sich herausstellte, daß die Van-Allan-Gürtel die kosmische Strahlung auf der Hemisphäre stören, die der Erde zugewandt ist, haben sich die Engländer an uns gewandt und uns um die Erlaubnis gebeten, die Station auf unserer Seite zu errichten. Wir waren einverstanden. Da wir gerade selbst auf Mendelejew Arbeiten durchführten, schlugen wir ihnen vor, daß sie die Station von uns übernehmen. Verrechnen wollten wir hinterher. Die Engländer akzep tierten das, traten dann aber Mendelejew an die Kanadier ab, da diese zum britischen Commonwealth gehörten. Uns war das natürlich einerlei. Da wir bereits vorher eine Erkundung des Bodens durchgeführt hatten, wurde einer von uns, Professor Animzew, beratendes Mitglied der australischen Planungsgruppe – er kannte sehr gut die lokalen Bedingungen. Plötzlich erfuhren wir, daß sich die Engländer dennoch an dieser Sache beteiligten. Sie schickten Shanner, der erklärte, daß auf dem Boden des Kraters sekundäre Strahlungsbündel entstehen könnten und die erzielten Ergebnisse stören würden. Unsere Spezialisten waren der Meinung, daß das unmöglich sei, aber schließlich gaben die Engländer den Ausschlag: Es sollte ja ihre Station sein. Sie beschlossen, sie unter den Kamm zu verlegen. Das verteuerte die Sache natürlich erheblich, und die gesamten Mehrkosten wurden von den Kanadiern getragen. Aber das war ja nicht so wichtig. Fremde Taschen gehen uns nichts an. Die Lage der Station wurde also bestimmt, und man ging daran, den Weg festzulegen. Animzew berichtete uns davon, denn die Briten wollten anfangs zwei Abgründe auf der Trasse des geplanten Weges durch Eisenbetonbrücken überqueren, doch die Kanadier sprachen sich dagegen aus, weil das die Kosten verdoppeln würde. Nun wollten sie sich in den inneren Hang des Mendelejew hineinbeißen, das heißt zwei Felsrippen mit Richtungsexplosionen durchstoßen. Ich riet ihnen ab, denn das könnte das Gleichgewicht des kristallenen Basaltgrundes stören, aber sie wollten nicht hören. Was hätten wir tun sollen? Sie waren doch keine Kinder! Wir besaßen mehr selenologi sche Erfahrung, aber wir wollten ihnen unsere Ratschläge auch nicht aufzwingen. Animzew legte sein Votum separatum ein, und dabei blieb es. Sie f ngen an, den Felsen wegzuschießen. Der erste Unfug – die Lokalisierung der Station – zog den zweiten nach sich, und die Folgen ließen leider nicht auf sich warten. Die Engländer bauten drei Lawinenschutzmauern, nahmen die Station in Betrieb, Raupentransporter wurden eingesetzt – und, bitte sehr, es gelang. Die Station arbeitete bereits drei Monate, als sich zu Füßen des Überhanges unter dem Sonnentor, dieser großen westlichen Scharte des Kammes, Risse zeigten …«
      Pnin erhob sich, nahm mehrere große Fotos aus dem Schubfach und zeigte sie Pirx. »Da, an dieser Stelle. Es ist … vielmehr war eine anderthalb Kilometer lange Platte, die an einigen Stellen überhing. Der Weg verlief ungefähr in einem Drittel der Höhe, wie diese rote Linie hier. Die Kanadier bliesen Alarm. Animzew, der immer noch dort war und auf sie einredete,

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