Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Test: Phantastische Erzahlungen

Test: Phantastische Erzahlungen

Titel: Test: Phantastische Erzahlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
Vom Netzwerk:
russische Skaphander sah anders aus als diejenigen, die Pirx kannte: Er hatte drei, nein zwei Visiere – eins gegen die hohe Sonne und ein zweites, orangefarbenes, gegen niedrige Sonne und gegen Staub. Die Luf ventile waren anders angeordnet, und besonders lustig waren die Stiefel – man konnte die Sohlen auf lasen, so daß man wie auf Kissen ging. Das Geröll war nicht zu spüren, und die äußere Sohlenschicht paßte sich jeder Oberf äche an. Es war ein »Hochgebirgsmodell«. Der Skaphander war übrigens zur Hälf e silbern und zur Hälf e schwarz. Wenn man sich mit der schwarzen Seite der Sonne zuwandte, begann man zu schwitzen, und wenn man es mit der silbernen tat, umf ng einen angenehme Kühle.
      Kein besonders guter Einfall, dachte Pirx, denn nicht immer kann man die Seite wählen, aus der die Sonne scheint. »Man muß dann rückwärts gehen, oder wie …?« fragte er.
      Die Gastgeber lachten. Sie zeigten ihm den Drehgrif auf der Brust, der ein Verschieben der silbernen und der schwarzen Seite gestattete. So konnte man einen schwarzen Vorderteil und einen silbernen Rücken haben – oder umgekehrt. Die Art, wie sich diese Farben vermischten, war interessant. Zwischen der äußeren, der durchsichtigen Skaphanderschicht, die aus einem harten Plast gefertigt war, und seinem eigentlichen Korpus war ein schmaler Zwischenraum, der mit zwei verschiedenen Farbstof en oder vielmehr halbf üssigen Massen ausgefüllt war – einer aluminisierten und einer mit Kohle angereicherten. Der Sauerstof druck aus dem Atemgerät bewegte sie.
      Doch nun galt es, sich zum Startplatz zu begeben. Vorher, als sie aus der Sonne gekommen waren, hatte Pirx in der Druckkammer nichts gesehen, so sehr war er geblendet. Erst jetzt bemerkte er, daß die Kammer eine Besonderheit aufwies – die Wand funktionierte wie ein Kolben; man konnte eine beliebige Anzahl von Personen herein- oder hinauslassen, ohne daß dabei viel Luf entwich. In Pirx regte sich so etwas wie Eifersucht, denn die Kammern im heimatlichen Institut waren ausgediente, veraltete Kästen. Man hinkte auf diesem Gebiet mindestens um fünf Jahre hinter der Entwicklung her, und fünf Jahre – das war eine ganze Epoche.
      Die Sonne schien noch genauso hoch zu stehen wie vorhin. In den aufgepumpten Stiefeln ging es sich merkwürdig. Pirx glaubte zu schweben, aber dieses Gefühl verf üchtigte sich, bevor er die Rakete erreicht hatte.
      Der Professor trat so dicht an Pirx heran, daß sich die Helme berührten, und schrie ein paar Abschiedsworte. Die Männer reichten einander die Hände in den schweren Handschuhen und krochen hinter dem Piloten in die Rakete. Der Pilot wartete, bis sich die Zurückbleibenden weit genug entfernt hatten, und setzte dann die Triebwerke in Gang. Der Donner dröhnte in den Skaphandern wie hinter einer dicken Wand. Die Gravitation wuchs, aber sie spürten nicht einmal, wie sich die Rakete vom Boden abhob. Nur die Sterne schwankten in den Illuminatoren, und die Felsenwüste f el hinab und verschwand.
      Sie f ogen so tief, daß sie nichts sahen. Nur der Pilot beobachtete die unter der Rakete vorbeihuschende gespenstische Landschaf . Die Rakete hing fast senkrecht wie ein Hubschrauber.
      Nur an dem geräuschvollen Zug und an dem schwachen Vibrieren des Rumpfes war zu spüren, daß die Geschwindigkeit zunahm.
      »Achtung, wir landen!« tönte es in den Hauben. Pirx wußte nicht, ob es die Stimme des Piloten war, die über Bordfunk zu ihnen drang, oder ob Pnin die Worte geschrien hatte. Die Sessel klappten um. Pirx atmete tief durch, er spürte, daß sich sein Gewicht verringerte, und er hatte das Gefühl, als werde er im nächsten Augenblick zur Decke schweben. Instinktiv klammerte er sich an die Sessellehne. Der Pilot bremste scharf, die Düsen spien Feuer, heulten auf, der Lärm wurde schier unerträglich. Die Schwerkraf wuchs, aber dann verringerte sie sich plötzlich, und ein trockener Stoß zeigte an, daß sie gelandet wa ren. Im nächsten Augenblick geschah etwas Unerwartetes. Die Rakete, die auf und nieder wippte und dabei Hockbewegungen vollführte wie ein Insekt, neigte sich zur Seite. Pirx vernahm ein Knacken, er spannte die Muskeln an. Eine Katastrophe! durchfuhr es ihn. Die beiden anderen lagen da, ohne sich zu rühren. Die Triebwerke waren verstummt. Pirx wußte, was los war: Das Projektil rutschte schwankend und holpernd auf dem Geröll weiter, es konnte umkippen und auf die Felsbrocken prallen.
      Allmählich wurde

Weitere Kostenlose Bücher