Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Testament liegt im Handschuhfach: Unterwegs mit der Mitfahrzentrale (German Edition)

Testament liegt im Handschuhfach: Unterwegs mit der Mitfahrzentrale (German Edition)

Titel: Testament liegt im Handschuhfach: Unterwegs mit der Mitfahrzentrale (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mauritius Much
Vom Netzwerk:
hab alles im Griff.« So ganz überzeugt ist Lena aber noch nicht. »Sind die Boote da oben wirklich sicher?« Nicht, dass sie sich plötzlich lösen und auf die Windschutzscheibe krachen. »Hey … keinen Stress … ich transportier’ die Dinger jede Woche.«
    Ist er Profi-Kanute, der sich Tag und Nacht ins Wildwasser stürzt? So sieht er gar nicht aus. Außerdem müsste er dann schon längst einen positiven Dopingtest haben, so bekifft, wie der wirkt. Die Boote sind dann doch wohl eher sein Hobby. Aber es hilft nix. Lena muss heute noch nach München. Also steigt sie in den klapprigen Passat. Wird schon gut gehen …
    Der blonde Surfer klettert in den Passat und fährt los. Irritiert schaut ihn Lena an. Er fährt barfuß – das ist verboten. Okay, Lena will sich nicht als Spießerin outen. Aber gut findet sie das nicht. Der Surfer kann mit nacktem Fuß mit Sicherheit nicht so schnell bremsen wie mit Schuhen, wenn ihm ein anderes Auto plötzlich die Vorfahrt nimmt – so langsam und betont entspannt, wie der sich gibt.
    Die nackten Füße lassen Lena keine Ruhe. »Findest du es nicht gefährlich, ohne Schuhe zu fahren?« Der blonde Surfer grinst. »Hey … entspann dich … ich fahr seit Jahren barfuß … ich hab … so viel Gefühl im Fuß … wie andere in den Fingern.« Da muss Lena selbst kurz grinsen. Schlagfertig ist er ja, das muss sie ihm lassen. Trotzdem macht er keinerlei Anstalten, Schuhe anzuziehen. Das wird Lena bis München aushalten müssen, so viel ist klar.
    »Kann ich … chillige Musik … anmachen?« Lena nickt. Warum nicht? Es ist Jack Johnson. Gar nicht schlecht, findet Lena. Trotzdem unglaublich. Denn das ist die Surfer-Mucke schlechthin. Marc, so heißt ihr Fahrer, lässt echt kein Klischee aus. Ein Bilderbuch-Surfer sozusagen. Fehlt nur noch, dass er sich ’ne Tüte dreht und den Joint mit mir rauchen will, denkt sich Lena.
    Doch das macht er nicht. Stattdessen fährt er plötzlich von der Autobahn ab. Wieso das denn? Das ist nicht der Weg nach München. Will der mich verarschen? »Äh, wieso verlässt du die Autobahn?« Etwas verlegen lächelt Marc. »Ach so … das habe ich dir noch gar nicht erzählt … ich muss zwei Kajaks … bei einem Freund … abliefern …« Na toll, davon war aber nicht die Rede. Hoffentlich dauert das nicht lange.
    Doch Lena hat Pech. Eine halbe Stunde holpert der Passat über Landstraßen und durch enge Dorfstraßen, bis der Wagen vor einem Einfamilienhaus stehen bleibt. Es ist stockfinster. Hier sind sie so tief in der Pampa, hier gibt’s nicht mal Straßenlaternen. Marc nestelt an den Gurten, mit denen er die Kajaks auf dem Dach festgezurrt hat. Denn beugt er sich zurück in den Wagen. »Hey … kannste mir mal helfen …? … Die Dinger kann man allein so schwer tragen …« Mürrisch steigt Lena aus. Okay, beim Abladen kann ich ihm helfen, aber tragen soll er sie mit seinem Kumpel. Schließlich sind das nicht ihre Boote.
    Lena packt das eine Ende des Kajaks und hebt es vom Dachständer. Dann stellt sie es auf den Boden. Erstaunt schreit der Surfer sie an. »Hey … was solln das? … die müssen in den Garten da hinten …« Verständnislos schaut ihn Lena an. Sie hat eine Mitfahrgelegenheit gebucht, von einer Mittraggelegenheit war nicht die Rede. »Kann dein Kumpel nicht seine Kanus selber tragen?« Marc schüttelt den Kopf. »Hey … der is doch gar nicht da … und seine Eltern auch nich’ … Du musst mir helfen … Außerdem heißen die Dinger da Kajaks!«
    Ein ganz schön starkes Stück. Lena ist stinksauer. Er wusste von Anfang an, dass sein Kumpel ihm nicht helfen würde. Wahrscheinlich hat er nur deshalb jemanden mitgenommen. Lena kommt sich vor wie Marcs persönlicher Packesel. Wütend nimmt sie das eine Ende des Kajaks und schleppt es in den Garten. Warum muss dieses Scheiß-Ding so verflucht schwer sein? Endlich sind sie um das Haus herum. In der Ecke des Rasens steht ein Gartenhäuschen. Da müssen die Boote rein. Noch hundert Meter. Sie legen das Kajak auf den Boden. Doch das war erst die Hälfte …
    Zehn Minuten später wuchten sie auch das zweite Boot dorthin. Zum Glück gehören die anderen beiden Kajaks Marc. Die hätte sie nicht mehr geschafft. Lena ist ganz außer Atem und so fertig, dass sie keine Kraft mehr hat, wütend auf Marc zu sein. Dass eine Mitfahrgelegenheit geistig anstrengend sein kann, ist Lena bekannt. Wie oft saß sie neben Fahrern, die sie zugetextet haben mit ihren Geschichten von

Weitere Kostenlose Bücher