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Testament liegt im Handschuhfach: Unterwegs mit der Mitfahrzentrale (German Edition)

Testament liegt im Handschuhfach: Unterwegs mit der Mitfahrzentrale (German Edition)

Titel: Testament liegt im Handschuhfach: Unterwegs mit der Mitfahrzentrale (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mauritius Much
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Ein Klaus hat eine Fahrt nach München über Lindau für 20 Uhr inseriert für 15 Euro. Das ist teuer, sonst kommt Bettina meist für 10 Euro nach Lindau. Doch Klaus ist ihre einzige Option – und das scheint er ganz genau zu wissen. Deshalb kann er mehr Kohle verlangen.
    Also schreibt Bettina Klaus eine E-Mail und fragt ihn, ob er noch einen Platz für sie hätte. Sofort sagt er zu. In einem weißen VW-Bus mit Freiburger Kennzeichen will er um 20 Uhr am Hauptbahnhof warten. Vor der Filiale der Drogeriemarktkette dm – wie die meisten anderen Mitfahrgelegenheiten ab Freiburg auch. Um halb acht stellt Bettina die Barbarossa-Wälzer glücklich ins Regal der Bibliothek zurück, holt ihre Sachen aus dem Spind und macht sich auf den Weg zum Bahnhof.
    Vor dem dm wartet schon ein weißer VW-Bus. Das muss Klaus sein. Es ist ein T3, an die zwanzig Jahre alt. Ob sie es mit dem überhaupt nach Lindau schaffen? Sie geht um den Bus herum. Doch am Steuer sitzt niemand, nur an der Kofferraumklappe steht eine asiatische Frau. Kein Klaus. Komisch. »Bist du die Mitfahrgelegenheit nach Lindau?« Die asiatische Frau nickt. »Ja.« In gebrochenem Deutsch sagt sie, dass ihr Freund Klaus plötzlich krank geworden sei. Deshalb könne er jetzt nicht fahren. Es dauert ein bisschen, bis Bettina versteht, was die Asiatin meint. Bettina tippt, dass sie aus Thailand oder Malaysia kommt.
    Die Asiatin selbst, erfährt Bettina, hat keinen Führerschein, aber das hier ist die Mitfahrgelegenheit nach München über Lindau. Die Studentin ist verwirrt. »Und wer fährt?« Eine Mitfahrgelegenheit ohne Fahrer? »Jemand fährt«, sagt die Asiatin. ›Aha, wird also noch ein Freund von Klaus kommen, um den Wagen zu fahren‹, denkt Bettina. Sie stellt sich neben den Wagen und dreht sich eine Zigarette. Während sie raucht, kommen immer mehr junge Menschen auf den VW-Bus zu. Sie haben volle Wäschesäcke und leere Tupper-Dosen dabei. Bettina grinst. Die jungen Studenten fahren heim zu Mami, um sich dort ihre Wäsche waschen und Essen für die nächste Woche vorkochen zu lassen.
    Plötzlich brüllt die Asiatin: »Abfahrt!« Die Studenten verstauen ihre Wäschesäcke, Taschen und Rucksäcke im Kofferraum. Doch bevor sie einsteigen, sagt die Frau: »Stopp. Ihr müsst mir erst die Fahrt bezahlen!« Bettina ist überrascht. So was ist ihr noch nie passiert. Sonst zahlt sie immer erst beim Aussteigen. Einmal wollte der Fahrer sein Geld bereits kurz vor dem Ziel. Aber schon blechen, bevor sie auch nur einen einzigen Kilometer zurückgelegt haben? Komisch. Aber sie hat keine andere Wahl, dieser Bus ist ihre letzte Chance nach Lindau. Also drückt sie der Asiatin die 15 Euro in die Hand.
    Ein junger Mann setzt sich ans Steuer. Wird wohl der Freund von Klaus sein. Währenddessen sammelt die Asiatin das Geld von den anderen sechs Mitfahrern ein. Nacheinander klettern sie in den Bus. Hinter ihnen schließt die Asiatin die Schiebetür. Doch anstatt auf den Beifahrersitz zu klettern, geht sie vom Auto weg. Bettina ist erstaunt. Wieso fährt die Frau nicht mit? Irgendwas ist hier seltsam. Allerdings wundert sich Bettina nun nicht mehr, warum die Asiatin das Geld jetzt schon eingesammelt hat. Später hätte sie ja gar keine Gelegenheit mehr dazu.
    Der Bus kämpft sich über die Steigungen des Schwarzwalds. »Was hat Klaus denn, dass er selber nicht fahren kann?«, fragt Bettina den Fahrer von hinten. Sie will jetzt endlich wissen, was Sache ist. Erstaunt dreht sich der junge Mann mit den blonden Stoppelhaaren um. »Keine Ahnung, ich kenne ihn gar nicht.« – »Wie, du kennst ihn gar nicht? Warum fährst du dann sein Auto?« Bettina ist baff. »Na ja, die asiatische Frau eben hat mir erzählt, dass Klaus krank ist und sie keinen Führerschein hat«, sagt der Mann. »Da hat sie gefragt, ob ich fahren kann. Und ich habe ja gesagt. Einer muss ja fahren.«
    Bettina schüttelt den Kopf. Irgendetwas stinkt hier gewaltig. Erst ist Klaus krank, dann kann die Asiatin nicht fahren, aber sammelt das Geld dafür schon vor der Fahrt ein. Schließlich fährt sie noch nicht mal mit. Bettina wird sauer. Denn ihr wird klar, dass Klaus und die Asiatin das von Anfang an so geplant hatten. Keiner von ihnen hat je daran gedacht, selbst zu fahren, sie wollten nur das Geld einsacken.
    Aber was ist mit dem Bus? Ist der den beiden scheißegal? »Was machst du denn mit der Karre nach der Fahrt?«, fragt Bettina. Den soll er am Hauptbahnhof in München einem Detlef übergeben. Dafür fährt er

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