Testobjekt Roter Adler
gelassen. »Sie sollten etwas ruhiger werden, alter Freund. Genf hat auf den Sicherheitsmaßnahmen bestanden. Andernfalls hätte ich die Wahrheit sagen müssen. Wäre Ihnen das recht gewesen? Na also! Ich werde dafür sorgen, daß nur die beiden Piloten und der Navigator an Bord bleiben. Die GWA verlangt es angeblich. Alle anderen Männer steigen aus. Ich sehe keine andere Möglichkeit.«
»Das ist Wahnsinn«, äußerte der Alte zähneknirschend. Und diesmal mußte ich ihm beipflichten.
»Man schickt einen Orbitbomber nicht deshalb, um anschließend die Kampfbesatzung von Bord zu weisen. Sie soll bekanntlich für die von Genf gewünschte Sicherheit im Luftraum sorgen. Marschall Zeglio, Sie haben uns eine dicke Suppe eingebrockt. Meine Herren, die Planung muß erneut durchgesprochen und in wesentlichen Details geändert werden. Zeglio, überlegen Sie sich bereits die Worte, die Sie morgen in die Mikrophone sprechen wollen.«
»Warum müssen Sie die Sachlage komplizieren?« meldete sich Fo-Tieng. »Lehnen Sie einen Transport in diesem Bomber ab. Bestehen Sie darauf, daß Van Haetlin und Peroni mit einer GWA-Maschine nach Europa gebracht werden.«
Reling winkte heftig ab.
»Das kann ich nicht riskieren. Es wäre zu auffällig und gäbe einem klugen Beobachter mehr zu denken, als uns lieb sein kann. Ich darf doch nicht ein Flugzeug zurückweisen, das Genf speziell wegen der Einhaltung des Sicherheitsfaktors geschickt hat. So geht es nicht. Verdammt, Zeglio, überlegen Sie sich eine gute und plausible Ausrede, oder …«
Der Alte verstummte mitten im Wort. Kiny hatte einen gutturalen Ruf ausgestoßen.
Ich fuhr instinktiv herum. Diesen eigentümlichen Laut kannte ich.
»Kiny …«, rief ich sie an. Gleichzeitig schaute ich in ihre wie erloschen wirkenden Augen. Sie befand sich in tiefster Konzentration.
»Vorsicht«, sagte sie monoton. »Vorsicht – das sind keine EURO-Soldaten. Sie sind tot. Roboter landen. Menschenroboter. Vorsicht!«
Ich begann blitzartig zu handeln. Der achte Mann schlug zu. Er warf unsere gesamten Planungen restlos über den Haufen!
6.
Reling hatten wir vorübergehend ausgeschaltet. Da Oberst Torpentouf der Chef des Sicherheitsdienstes auf Henderwon-Island war, mußte er zu meinem Sprachrohr werden.
Die Wachkommandos waren schnell und in aller Stille alarmiert worden. Fünf Minuten später befanden sich die sieben Delinquenten nicht mehr in ihren bisherigen Aufenthaltsräumen, sondern in einem Tiefbunker der Insel, der hermetisch abgesichert war. Ohne Atomwaffen hätte nicht einmal eine kampfstarke Division dort eindringen können.
Diese Anordnung hatte ich über Torpentouf erst in dem Augenblick geben können, als Kiny, Hannibal und ich mit Hilfe unserer Extrahirne entdeckt hatten, mit welchem Auftrag die Fremden auf Henderwon angekommen waren.
Es war richtig – der achte Mann schlug zu! Sein genialer Plan wäre ihm sicher gelungen, wenn die ewig wachsame Mutantin Kiny Edwards nicht die fremden und abartigen Gehirnwellenmuster der Bomberbesatzung ausgemacht hätte.
Das war ein Faktor, den sogar ein Genie wie der achte Mann nicht berechnen konnte. Er ahnte nicht, daß es auf dieser kleinen Pazifik-Insel drei Telepathen gab, die mühelos die Bewußtseinsinhalte seiner zu menschlichen Robotern gemachten Helfershelfer lesen konnten.
Sie waren teuflisch schlau und geschickt vorgegangen. Wieso der achte Mann erfahren hatte, daß die europäische Unionsregierung einen Orbitbomber schicken wollte, blieb uns vorerst unbekannt, denn das war im Gedächtnissektor der Marionetten nicht verankert. Sie wußten es
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