Testobjekt Roter Adler
Chance, vor allem die glaubwürdigste. Der achte Mann will die sieben Inhaftierten haben. Wahrscheinlich will er von ihnen hören, was auf Henderwon gespielt wurde. Vielleicht will er auch nicht auf ihr Wissen verzichten und es für seine Zwecke nutzbar machen. Jetzt oder nie, Chef!«
Reling sagte nichts mehr. Statt dessen gab er über die Telefonverbindung eine Anweisung, die ich in dieser Situation weder beanstanden noch rückgängig machen konnte.
Er ordnete an, die fünf Delinquenten beim geringsten Anzeichen für eine gelingende Befreiung sofort zu erschießen. Der Alte ging kein Risiko mehr ein.
Wenn die fünf Aufgestockten wider Erwarten doch entkamen, wenn die Unsichtbaren Marswaffen einsetzten, die uns bisher verborgen geblieben waren, dann mußte auf der Erde die Hölle los sein. Nur einer von den Bulmers-Schülern, der berüchtigte achte Mann, machte uns schon genug zu schaffen.
Eine Minute später rasten wir mit der neuen Rohrbahnverbindung vom Abwehrbunker zum Arrestbau.
Er lag an den Flanken der Inselberge. Der Betonklotz wurde von Energiesperren aller Art abgeriegelt. Das mußte der achte Mann wissen. Ich war neugierig, wie er seine unsichtbaren Menschenroboter hindurchbringen wollte.
Die Arresträume waren keine Zellen im gewohnten Sinne sondern kleine Appartements mit Wohnraum, Schlafzimmer und Bad.
Allein die dem Flur zugewandten Wände verrieten Ungewöhnliches. Sie waren durchsichtig. Jeder Winkel der Arresträume konnte von den patrouillierenden Posten eingesehen werden. Die zusätzlich in den Decken eingebauten Fernsehkameras erlaubten eine noch bessere Überwachung, die nach Anbruch der Dunkelheit auf Infrarotbasis stattfand.
Dieses Licht störte die Inhaftierten nicht, aber das Wachpersonal konnte jede Bewegung verfolgen.
Hannibal und ich »bewohnten« seit zwei Minuten den Blockturm I. Ich hatte darauf bestanden, uns auf keinen Fall zu trennen, wenn auch bisher jeder Inhaftierte separat untergebracht gewesen war.
In dieser Hinsicht ließ sich aber eine hieb- und stichfeste Ausrede finden. Die beiden Europäer, Van Haetlin und Peroni, waren wegen des bevorstehenden Abtransportes zusammengelegt worden.
Um diese Aussage zu erhärten, hatten wir die beiden Amerikaner und die beiden Asiaten ebenfalls in einen Blockraum gesperrt. Lediglich der Australier war für sich geblieben.
Die in den Wänden und Decken eingebauten Maschinenwaffen waren ausgefahren worden. Die anderen Gefangenen bemerkten davon nichts. Die Mündungen waren hervorragend getarnt. Reling hatte nicht die Absicht, die fünf Massenmörder entkommen zu lassen. Vielleicht war es richtig, vielleicht auch falsch. Das mußten er und die Abwehrchefs der Staatenbünde verantworten.
Kiny meldete sich.
»Sie gehen durch die Starkstromsperren hindurch, als wären sie nicht vorhanden. Es sind dreißig Mann. Sie müssen marsianische Absorbergeräte besitzen. Vorsicht, ich habe Corvic nochmals getestet. Er besitzt einen auf technischer Basis beruhenden Parasender, mit dem er die Beeinflußten dirigieren kann. Haben Sie die Unsichtbaren in der Esper-Peilung?«
Ja, wir hatten sie längst in unseren Separatgehirnen verankert. Sie kamen tatsächlich ungeschoren näher. Sie dachten an nichts anderes als an ihren Auftrag. Der Begriff »selbst sterben müssen« war in ihrem Bewußtsein gelöscht. Sie sahen auch keine Gefahr. Sie hatten zu töten, die sieben Mann zu tarnen und sie zu dem Bomber zu bringen, gleichgültig wie viele von ihnen dabei ihr Leben lassen mußten.
Draußen, vor der Panzerplastscheibe, gewahrte
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