Testobjekt Roter Adler
benutzt hat. Gleichzeitig reißt mir Peroni die Dienstwaffe aus dem Gürtelhalfter meiner Uniform. Die beiden anwesenden Schatten werden auf keinen Fall schießen. Haben Sie noch Fragen?«
Nein, wir hatten keine mehr. Wann begriff er endlich, daß er uns auf die Nerven ging?
»Okay, Sie ›erschießen‹ die beiden Schatten. Treffen Sie haargenau die besonders markierten Punkte der Panzerwesten. Dort werden Mikrosprengsätze explodieren und Blut verspritzen. Danach nehmen Sie sich die beiden Piloten vor. Sie zwingen sie, Kurs auf die Antarktis zu nehmen. Vorher schalten Sie die Aufnahmekameras der Maschine ein. Sie rufen die beiden Begleitjäger der Orbitüberwachung an und zeigen den Piloten genau, daß Sie mir eine Mündung in den Rücken drücken. Sie fordern die Umkehr der Jäger. Dann reichen Sie mir das Mikrophon. Ich werde die entsprechenden Befehle erteilen. Sie lassen mich nach der Landung in der Antarktis frei, sobald die von Ihnen geforderten Motorschlitten mit Thermobekleidung, Verpflegung und den übrigen Dingen von einem Flugschrauber abgesetzt worden sind. Sie nehmen mich noch ein Stück mit und lassen mich anschließend laufen. Sie selbst verschwinden in jenem Geheimdepot, das Bulmers vor einem halben Jahr in der Antarktis einrichtete, um von dort aus besser an die marsianischen Nachschubgüter heranzukommen. Sie kennen es angeblich. Bulmers könnte Ihnen die Position durchaus mitgeteilt haben. Ich werde von meinen Leuten gerettet; sie bleiben verschwunden. Das ist die erste Phase der Fluchtplanung. Gestalten Sie alles so echt wie möglich. Einen großen Teil Ihrer Handlungen soll und muß die ganze Welt verfolgen können. Sie werden etwas übermütig, denn Sie haben den wichtigsten Mann der GWA in Ihrer Gewalt. Höhnen Sie! Verhalten Sie sich entsprechend der Charakterbilder, die wir von Peroni und Van Haetlin gewonnen haben.«
In dieser Tonart ging es eine gute Stunde weiter. Jedes Detail wurde nochmals durchgesprochen. Reling ließ sich von Hannibals immer bissiger werdenden Bemerkungen nicht stören. Er wollte uns »topfit« haben.
Kurz vor dreiundzwanzig Uhr am 9. Juni wurde Oberst Torpentouf per Visiphon angerufen. Die Besatzung der europäischen Maschine, die Peroni und Van Haetlin am nächsten Tage nach Genf bringen sollte, war in den Sicherheitsluftraum eingeflogen.
Torpentouf erteilte die Landeerlaubnis. Das gehörte zu seinen Obliegenheiten.
Wenige Minuten später vernahmen wir das Röhren mächtiger Hubtriebwerke. Die Europäer waren vorsichtig geworden! Die Panne mit Van Haetlin schien der Unionsregierung in die Glieder gefahren zu sein, obwohl der Chef des Abschirmdienstes EURO über die Tatsachen informiert war.
Marschall Primo Zeglio hatte es aber für ratsam gehalten, der Unionsregierung gegenüber zu schweigen, weil es dort vielleicht Verbindungsleute des achten Mannes gab.
Deshalb war es nicht verwunderlich, daß auf den Bildschirmen der Luftüberwachung ein mächtiger Orbitbomber mit Zusatz-Plasmatriebwerk für den reinen Weltraumflug auftauchte. Die ausgefahrenen Türme der bordeigenen Antiraketen-Abwehr redeten eine deutliche Sprache.
Reling schaute zu den Schirmen hinüber, holte tief Luft und sah Zeglio wütend an.
»War das notwendig, Primo?« fragte er aufgebracht. »Ihr seid wohl närrisch geworden! Eine kleine, schnelle Maschine wollte ich haben. Was soll ich mit dem Riesenkasten anfangen? Da sind doch mindestens zwölf Mann Besatzung an Bord. Sollen die etwa alle von meinen beiden Einsatzschatten im Auge behalten werden? Die Männer wissen doch von nichts, oder?«
»Kein Wort«, versicherte Zeglio
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