Testobjekt Roter Adler
etwa zehn gehen auf die Treppe zu. Bleiben Sie mit Ihren Männern unbedingt im Panzerbunker. Nicht sehen lassen. Erst den Alarm auslösen und die Treppe abstreuen lassen, wenn Hannibal und ich herausgeholt worden sind. Achtung, sie schmelzen. Ende.«
Rechts von mir flammte grelles Licht auf, aber es entwickelte sich keine Hitze. Die stabile Wand aus Panzerplast wies plötzlich eine mannshohe Öffnung auf.
In dem Augenblick begann unser eigentlicher Auftritt. Ab sofort hatten wir zu schauspielern und uns genauso zu verhalten wie sich der echte Van Haetlin und Peroni in dieser Situation benommen hätten.
Ich fuhr herum, schrie entsetzt auf und wich panikartig zur anderen Seite des Raumes zurück. Hannibal reagierte ähnlich. Er fiel hin, rief um Hilfe und verfluchte mich, da ich nicht bereit war, aus meiner Ecke hervorzukommen.
Das war ausgezeichnet; das war echt! Es entsprach genau der Van Haetlinschen Verhaltensweise. Im Ernstfalle hätte er nicht im Traum daran gedacht, wegen eines verkrüppelten Leidensgefährten sein Leben zu riskieren.
»Haetlin, helfen Sie mir«, forderte Peroni. »Haetlin, Sie verdammter Halunke, Sie sollen mir beim Aufstehen behilflich sein.«
Ich schrie ihm etwas zu, doch dann blieb mir »das Wort in der Kehle stecken«. So mußte es sein, denn wir waren überzeugt, daß Corvic jede Szene miterlebte.
Nur zwei Schritte vor mir wurden plötzlich drei Männer sichtbar. Sie schienen sich aus einer flüchtig aufleuchtenden Wolke hervorzuschälen.
Sie verloren keine Zeit. Sie redeten kein überflüssiges Wort.
»Wir sollen sie befreien«, sagte einer monoton. Ich starrte in blicklose Augen. »Hängen Sie diese Geräte um den Hals. Auf den grünen Knopf drücken. Sie werden unsichtbar, uns aber können Sie dann sehen. Folgen Sie meinen Männern. Ruhig verhalten, keinen Lärm machen. Wir befreien Sie.«
Ich sprang vor und preßte dem viel zu laut stöhnenden Peroni die Hand auf den Mund.
»Ruhig, Sie Narr«, sagte ich hastig. »Das scheint echt zu sein. Jemand interessiert sich für uns. Sie sollen endlich den Mund halten. Hier, hängen Sie sich den Kasten um den Hals. Los schon!«
Ehe ich auf den grünen Knopf drückte, verschwanden die drei Robotmenschen wieder aus meinem Gesichtsfeld. Ich wurde ebenfalls unsichtbar, doch im gleichen Augenblick konnte ich die Fremden wieder erkennen. Das war eine phantastische Erfindung der Marsianer! Sie selbst wurden nicht gesehen, aber die aufgebauten Ablenk-Schirmfelder erlaubten es ihnen, sich untereinander auszumachen.
Der hochgewachsene Mann winkte mir zu. Er trug eine enge Kombination mit Waffengürtel und zahlreichen anderen Ausrüstungsstücken.
»Zum Ausgang rennen. Sie werden draußen erwartet. Folgen Sie den beiden Männern, die Sie hinter dem vorderen Wachhaus finden. Ich komme nach.«
Ich rannte. Hannibal kam keuchend hinterher. Auch diesmal spielte ich Van Haetlins Rolle so naturgetreu wie möglich. Ich dachte nicht daran, dem nur mühevoll vorankommenden Körpergeschädigten unter die Arme zu greifen.
Dann war ich draußen. Zwei Männer, nur für mich erkennbar, winkten. Ein Blick nach hinten überzeugte mich davon, daß Hannibal ebenfalls den Bau verlassen hatte. Jetzt wurde es Zeit!
Ich rief Kiny auf telepathischer Ebene an.
»Kiny, Feuer frei für Torpentouf. Wir sind draußen am vorderen Wachhaus.«
Eine Sekunde später heulten die Sirenen auf. Scheinwerfer begannen zu blenden. Nochmals einen Sekundenbruchteil später war im Arrestbunker die Hölle los.
Das Hämmern zahlloser Maschinenwaffen war ebenso unüberhörbar wie das Knallen explodierender Geschosse.
Dazu gesellte sich jenes dumpfe, fürchterliche
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