Testobjekt Roter Adler
Asien, aber auch hier hatte man sich entschlossen, eine gemeinsame Verteidigung aufzubauen.
Die Anden waren mit Radarstationen dicht überzogen, so daß der Luftraum gut überwacht werden konnte.
»Tun wir ihm den Gefallen«, rief mich Hannibal an. »Er will, daß wir zu ihm kommen und ihm folgen. Großer, wir haben es geschafft. In einer Stunde stehen wir dem achten Mann gegenüber. Den werde ich lediglich kurz fragen, wie er seine bakterienverseuchten Opfer beherrschen will. Wenn ich das weiß, knallt es.«
»Optimist«, gab ich zurück. »Der wartet bestimmt nur auf dich, was? Nimm Fahrt auf. Corvic wird schneller. Er scheint in die Schluchten eintauchen zu wollen.«
»Das würde ich an seiner Stelle auch tun. Soll ich Kiny anrufen?«
»Nur mit einem Kurzimpuls. Du verlierst sonst die Kontrolle über deinen Fluganzug. Wir melden uns, sobald wir auf den Füßen stehen oder mehr Ruhe haben.«
Corvic winkte erneut. Er schien sein Ziel genau zu kennen. Ich wollte seinen Bewußtseinsinhalt ergründen, mußte mich dadurch aber so stark konzentrieren, daß ich beinahe gegen eine hochragende Felsnase geflogen wäre.
Corvic brüllte mir ein Schimpfwort zu. Hinter der Helmscheibe erkannte ich sein wütend verzerrtes Gesicht. Ob er sich vorstellen konnte, wie sich die fünf anderen Wissenschaftler in dieser Lage wohl verhalten hätten?
Selbst wenn sie ebenfalls aus dem Arrestbau herausgekommen wären – dieser Flug am instabilen Rückenrotor erforderte viel Übung. Wir mußten uns jetzt schon überlegen, wie wir unseren viel zu geschickten Umfang mit den Fluggeräten plausibel erklären konnten. An Stelle des achten Mannes hätte ich mich darüber gewundert, besonders in Hannibals Fall! Der verwachsene Gnom hatte bestimmt nicht viel Gelegenheit gehabt, mit solchen Rettungsgeräten zu trainieren.
Ich rief den Kleinen an und gab ihm meine Befürchtungen durch.
»Schon erledigt, Großer. Peroni ist, ob du es glaubt oder nicht, früher begeisterter Sportflieger und Fallschirmspringer gewesen. Also kein Problem. Aber wie ist das bei dir?«
»Gehörte zu meinem Bodybuilding-Programm. Warum eigentlich nicht?«
»Bestens. Kiny hat mich gehört. Der Bomber ist explodiert. Das sind nochmals dreizehn Tote, die auf das Konto dieser Bestie gehen. Großer, wenn der mir eine Chance gibt, ist er reif. Mein Wort darauf.«
»Beherrsche dich. Vorsicht, die Schlucht wird enger.«
Wir schwebten mit geringer Fahrt durch endlose, schlangenförmig gewundene Hochgebirgscanons, die wahrscheinlich noch nie eines Menschen Fuß betreten hatte.
Rechts und links von uns erstreckten sich schneebedeckte Berge in den Himmel. Wir waren noch etwa fünftausend Meter hoch. Ich dachte daher nicht daran, die Sauerstoffversorgung meines Druckanzuges abzuschalten.
Wenn mich nicht alles täuschte, hatte sich unser achter Mann in diese Gebirgseinöde zurückgezogen. Eigentlich konnte er nirgends auf der Welt sicherer sein.
Der Himalaja war neuerdings dicht besiedelt und an den Bergflanken bebaut, so daß man ihn nicht mehr als Einöde bezeichnen konnte. Die Anden dagegen waren menschenleer wie vor hundert Jahren.
Oder gab es für ihn noch einen anderen Grund, sich ausgerechnet in dieser Felsenwildnis niederzulassen? Wir wollten und mußten es erfahren.
Corvic umflog einen Felsvorsprung. Dahinter erkannte ich ein kleines, vielleicht vierzig mal dreißig Meter großes Plateau.
Von einem hochfliegenden Flugzeug aus konnte es nicht entdeckt werden, aber einem geschickten Hubschrauberpiloten bot es genügend Platz zur Landung. Der abgeschmolzene Schnee bewies, daß erst kürzlich eine solche Maschine angekommen oder von hier aus gestartet war.
Wir
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