Testobjekt Roter Adler
Einsatzplanung deuten darauf hin. Ich glaube sogar zu wissen, wer Sie sind.«
»Das klingt interessant, Dr. Van Haetlin«, wurde ich mit einem Tonfall angesprochen, der mir zu denken gab. Die Stimme klang gewollt gelangweilt. »Darf man etwas Näheres hören? Wer bin ich?«
»Von Person sind Sie mir unbekannt, Sir, selbstverständlich. HC-9 erwähnte niemals Ihren Namen oder Ihren akademischen Stand.«
Ich vernahm hastige Atemzüge. Jetzt hatte ich ihn »gekitzelt«. Hannibal wirkte geistesabwesend. Er war auf Gedankenspionage gegangen.
Als ich die Verblüffung bemerkte, die sich plötzlich auf seiner Maskenfolie abzeichnete, wußte ich auch ohne besondere Nachricht, daß er den Fremden identifiziert hatte. Es mußte sich um eine ehemals bedeutende Persönlichkeit handeln, oder Hannibal wäre nicht so rasch auf den Namen gekommen.
»Inwiefern bin ich Ihnen also bekannt, Doktor?«
»Erlauben Sie einen Gegenfrage, Sir. Wissen Sie exakt, weshalb ich von zwei GWA-Schatten in letzter Sekunde dem Henker von Paris entrissen wurde?«
»Nein«, antwortete er aufrichtig. »Das war der Hauptgrund für meine Befreiungsaktion. Können Sie mich belehren? Aber bitte nicht mit den Märchen, die man aus jedem Radiogerät hören kann.«
»Das dachte ich mir, Sir. Deshalb auch meine Mutmaßung über Ihre NO-Quote. HC-9 fragte tagelang ausschließlich nach dem sogenannten ›achten Mann‹, wie er ihn nannte. Er wollte über eine Person informiert werden, die außer uns, den sieben bekanntgewordenen Aufgestockten, ebenfalls Bulmers-Schüler gewesen sein soll. Ich vermute, daß Sie dieser achte Mann sind.«
»Stimmt«, bestätigte Hannibal brummig. »Ich wurde auch ständig mit solchen Fragen belästigt. Man schien ganz wild auf Sie zu sein. Sagen Sie mal – weshalb eigentlich? Haben Sie eine neue Bombe erfunden, oder sonst etwas? Ich hätte längst meinen Kopf verloren, wenn sich die GWA nicht so brennend für Sie interessieren würde. Waren Sie ebenfalls unten in Crutcolatla?«
»Ja«, wurden wir informiert. Zu kurz und zu abwehrend, wir mir schien. »Ich bedanke mich für die Auskünfte. Sie scheinen aufrichtig zu sein.«
»Na hören Sie«, beschwerte sich Hannibal, »warum sollen wir Ihnen gegenüber nicht aufrichtig sein? Es war so, glauben Sie mir. Van Haetlin kann das bestätigen. Den hatte dieser HC-9 Tag und Nacht in der Kur. Wir mußten pro Mann mindestens zehn Hypnoverhöre überstehen. Verdammt schmerzhaft, kann ich Ihnen sagen. Das werde ich mir merken. Wenn mir einer der Kerle in die Finger fällt, dann …«
»Es reicht, Professor«, wurde er scharf unterbrochen. Den Fremden schienen die Andeutungen anzuwidern. War er ein echter Gentleman? Sein Verhalten ließ die Vermutung aufkommen.
»Drohungen dieser Art schätze ich nicht, Professor«, fuhr er fort. »Ich bedanke mich für die Auskünfte. Wurde Ihnen mitgeteilt, wieso oder weshalb man auf die Spur des sogenannten achten Mannes kam?«
»Mit keinem Wort, Sir«, beteuerte ich. »Ich habe mindestens hundertmal danach gefragt, aber an diesem Punkt hörte die Großzügigkeit meines Verhöroffiziers auf.«
Wir wechselten noch einige belanglose Redewendungen. Anschließend wurden wir von Ramon, der sich als hiesiger Sicherheitschef vorstellte, in zwei komfortabel eingerichtete Appartements gebracht.
Als ich unter die Dusche ging, stand der schlanke, drahtige EURO-Portugiese hinter mir. Ich sondierte seinen Bewußtseinsinhalt.
Er hatte den Befehl erhalten, sich meine Narbe anzusehen! Wenn ich jetzt noch zwei Nieren besessen hätte … nicht auszudenken!
»Haben Sie daran eigentlich keine Schmerzen?« fragte Ramon, mir ein Handtuch
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