Testobjekt Roter Adler
behaupten, weil Bridgeman ein Mittel entdeckt hatte, die seit Jahrtausenden zerstrittene Menschheit zu einen und aus ihr einen verschweißten Block zu bilden.
Deshalb hatte er den Bakterienangriff gestartet. Sicher – herrschen wollte er unter allen Umständen; aber er hatte sich vorgenommen, nach dem gewaltsamen Erringen des Weltfriedens und der Errichtung einer funktionierenden Terra-Zentralregierung seine Milliarden Robotmenschen nach und nach aus dem hypnosuggestiven Bann zu entlassen.
Diese Aufgabenstellung hätte man bei gutem Willen sogar als annehmbar bezeichnen können, denn was konnte – laut Bridgeman – wichtiger sein, als der Weltfrieden? Dafür sollte man wohl hundertsiebenundachtzig Personen opfern dürfen, denn jeder Krieg hätte Millionen Tote gefordert.
Um sein Vertrauen mir gegenüber zu vertiefen, hatte ich den reuigen Sünder geheuchelt. Ich bedauerte meine Experimente in den Tiefen des Atlantischen Ozeans und warf mir vor, unüberlegt gehandelt zu haben.
Das hatte er akzeptiert, denn damit war ich seinem eigenen Selbstvorwurfskomplex, dem Flugzeugabsturz, entgegengekommen.
Peroni duldete er nur der Not gehorchend. Man benötigte einen fähigen Mediziner, was Peroni fraglos war. Hannibal allerdings hätte ich nicht am Operationstisch sehen wollen. Wir hatten zwar eine Spezialausbildung erhalten; wir konnten kleine Eingriffe durchaus fachgerecht durchführen, aber bei einer Herztransplantation hätte der Kleine verständlicherweise versagt. Bridgeman ließ keinen Zweifel daran, daß Unzuverlässige oder Verbrecher augenblicklich eliminiert wurden.
Die Vollstreckung übernahm seine aus dreihundert Robotmenschen bestehende Garde unter Ramons Führung.
Das war die Situation zwei Tage nach unserer Ankunft in der alten Inka-Hochschule. Sie war in die Flanke des 6159 Meter hohen Bergriesen »Nudo Ausajate« eingebettet.
Nur wenige Kilometer südlich lag der Titicaca-See. Wir befanden uns im südlichen Hochland des Andenstaates Peru.
Reling kannte unsere geographische Position auf die Gradsekunde genau. Kiny hatte uns exakt eingepeilt. Eigentlich brauchte ich nur den Angriffsbefehl zu geben, um Bridgeman auszuschalten.
Wenn wir das bisher unterlassen hatten, obwohl wir mittlerweile den 12. Juni schrieben, so aus einem bestimmten Grund.
Wir hatten nämlich noch nicht herausgefunden, in welcher Form Bridgeman seine Konserven-Opfer zu Sklaven machen wollte. Bis jetzt fehlten uns die entsprechenden Daten.
Vor allem wußten wir nicht, ob die von der Weltbevölkerung aufgenommene Giftdosis schon ausreichte, um Bridgemans hochtrabende Pläne Wirklichkeit werden zu lassen.
Hatten einige Milliarden Menschen bereits genug Mediumstoffe geschluckt, oder nicht? Waren sie »impulsreif«, wie wir es ausdrückten, oder brauchte Bridgeman noch einige Monate Zeit?
Ein Könner wie er würde kein Risiko eingehen. Ehe er seinen Befehlsimpuls gab, mußte er sicher sein, daß mindestens neunzig Prozent aller Menschen darauf ansprachen.
Wir hatten darüber nichts erfahren können, obwohl wir zwei Tage lang Gelegenheit hatten, Bridgemans Bewußtseinsinhalt telepathisch zu sondieren.
Wir waren in eine echte Notlage geraten, denn dieser extrem aufgestockte Mann verstand es, sein Gedankengut abzuschirmen!
Ob er diesen Block gewollt oder automatisch aufbaute, hatten wir nicht ergründen können. Fragen konnten wir ihn nicht! Hannibal und Kiny vermuteten, er sicherte sich bewußt ab. Seine Fähigkeit an sich war einfach zu erklären.
Bridgeman
Weitere Kostenlose Bücher