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Testobjekt Roter Adler

Testobjekt Roter Adler

Titel: Testobjekt Roter Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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daß Han­ni­bal und mir die Le­der­ja­cken mit den auf­fäl­li­gen Rücken­num­mern ab­ge­nom­men wur­den. Seit­dem tru­gen wir gut­ge­schnit­te­ne Sports­ak­kos aus Kunst­fa­ser­ma­te­ri­al.
    Um un­se­re Ho­sen und Stie­fel hat­te man sich nicht ge­küm­mert, zu­mal sie bei der von Bridge­man an­ge­ord­ne­ten Lei­bes­vi­si­ta­ti­on un­ge­fähr­lich er­schie­nen wa­ren.
    Plötz­lich rief mir Han­ni­bal er­neut ei­ne War­nung zu. Was ging in Ha­ve­links Schä­del vor?
    Ich son­dier­te ihn so­fort und stell­te fest, daß er mir mit Haß­ge­füh­len be­geg­ne­te. Was ihm an mir miß­fiel, konn­te er sich selbst nicht er­klä­ren.
    Als ich tiefer in sein Un­ter­be­wußt­sein vor­drang, er­kann­te ich die Quel­le des Übels.
    Er nei­de­te mir mei­ne be­vor­zug­te Stel­lung, vor­dring­lich aber mei­nen ho­hen In­tel­li­genz­quo­ti­en­ten. Er be­fürch­te­te durch mich stär­ker in den Hin­ter­grund rücken zu müs­sen, denn er hat­te ge­hofft, Bridge­man wür­de ihn in den klei­nen Kreis der be­vor­zug­ten In­ge­nieu­re und Na­tur­wis­sen­schaft­ler auf­neh­men. Ei­gent­lich woll­te er nicht mehr er­rei­chen, als eben­falls an ei­nem der Ti­sche jen­seits der bei­den Stu­fen zu sit­zen.
    Ich war über­rascht, wie pri­mi­tiv der Bur­sche im Grun­de war. Er galt als erst­klas­si­ger Elek­tro­nik­mann und schi­en es auch zu sein. Sein In­nen­le­ben war je­doch un­ter­ent­wi­ckelt und hat­te mit sei­ner tech­ni­schen Aus­bil­dung nicht Schritt ge­hal­ten.
    »In­ter­essant, wie?« rief mich Han­ni­bal an. »Hast du den Grund er­kannt? Mich nimmt er nicht wich­tig, denn ich bin Arzt. Du aber fällst halb­wegs in sein Fach. Er hat ge­hört, daß Van Haet­lin ei­ne gan­ze Men­ge von mar­sia­ni­schen Po­sitro­ni­ken ver­steht. Nimm dich vor Ha­ve­link in acht. Er hat et­was vor. Ich er­ken­ne un­ter­schwel­li­ge Im­pul­se, aus de­nen ich aber nur her­aus­le­sen kann, daß er Bridge­man auf dich het­zen will. Ha­ve­link grü­belt noch an sei­nem Plän­chen her­um.«
    Es war un­glaub­lich, auf wel­che see­li­schen Ab­grün­de man sto­ßen konn­te. Um sie klar durch­leuch­ten zu kön­nen, muß­te man ein Te­le­path sein.
    Ich lach­te un­will­kür­lich auf.
    Dr. Jean-Bap­tis­te Ar­mand hob den Kopf. Die schwar­zen Lo­cken­haa­re um­rahm­ten sein blas­ses Ge­sicht. Er mus­ter­te mich er­staunt.
    Der Bio­lo­ge Ra­do­kow­sky da­ge­gen, ein fett­lei­bi­ger Hü­ne mit dem Ap­pe­tit ei­nes Schwer­ath­le­ten, re­de­te mich in sei­ner mun­te­ren, be­weg­li­che Art so­fort an.
    »Ha­ben Sie an ei­ne klei­ne Blon­di­ne ge­dacht, oder an das mi­se­ra­ble Es­sen?« er­kun­dig­te er sich. Miß­bil­li­gend den Kopf schüt­telnd, schob er den Tel­ler mit ei­nem Rest der di­cken Sup­pe zu­rück. »Das soll­te ge­än­dert wer­den.«
    »Rich­tig«, pflich­te­te ich ihm bei. »Ich ha­be Pro­fes­sor Bridge­man um ei­ne Un­ter­re­dung ge­be­ten. Er will mich ge­gen fünf­zehn Uhr emp­fan­gen. Soll ich ver­su­chen, ihm Ih­re lu­kul­li­schen Nö­te zu schil­dern?«
    Fe­dor fal­te­te die Hän­de vor dem schwe­ren Hän­ge­bauch und rich­te­te die was­ser­blau­en Au­gen an­kla­gend ge­gen die De­cke. Sie war le­dig­lich mit ei­ner plas­ti­k­ähn­li­chen Mas­se ge­spritzt.
    »Un­ter­las­sen Sie das lie­ber«, mein­te er wei­ner­lich. »Bridge­man ist ein an­spruchs­lo­ser Mensch. Er wür­de mich nicht ver­ste­hen.«
    Coo­lert, all­ge­mein »Ar­chi« ge­nannt, grins­te breit. Sein Laus­bu­ben­ge­sicht war mit Som­mer­spros­sen über­sät. Er war der Jüngs­te in der klei­nen Grup­pe, aber man sag­te ihm nach, er wä­re der Kön­ner auf sei­nem Fach­ge­biet.
    »Blöd­sinn. Pro­bie­ren Sie es nur. Es wä­re doch ge­lacht, wenn wir un­se­re Ver­sor­gung nicht ver­bes­sern könn­ten. Über­all in der Welt kann man ein­kau­fen, warum nicht in den na­he­lie­gen­den An­den-Groß­städ­ten? Wenn sich un­se­re Kü­ken an­stän­dig be­neh­men und die Leu­te nicht zu starr an­schau­en, fal­len sie nicht auf.«
    Der Be­griff »Kü­ken« stör­te mich. Da­mit wa­ren die zu Ro­bo­tern de­gra­dier­ten Men­schen ge­meint. Ich hat­te un­ter ih­nen

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