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Testobjekt Roter Adler

Testobjekt Roter Adler

Titel: Testobjekt Roter Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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ver­an­kert ge­we­sen.
    Bridge­man mach­te sich in sei­ner Frei­zeit ein Ver­gnü­gen dar­aus, die da­ma­li­ge Si­tua­ti­on in ei­ner Art von Sand­kas­ten­spiel ge­ne­ral­stabs­mä­ßig dar­zu­stel­len. Dar­aus ging her­vor, wie ein­fach die Ver­nich­tung der Spa­nier ge­we­sen wä­re.
    Die­se Zei­ten wa­ren lan­ge vor­bei. Jetzt hat­ten wir es mit ei­nem Mann zu tun, den mit dem Be­griff »Bes­tie« zu be­zeich­nen mir schwer­fiel.
    Ho­ra­tio-Nel­son Bridge­man war ein ty­pi­scher Eu­ro­pä­er, vor al­lem aber Bri­te. Bri­ti­scher als er konn­te man über­haupt nicht sein.
    Hoch­ge­wach­sen, schlank, die von sil­ber­grau­en Sträh­nen durch­zo­ge­nen Haa­re glatt zu­rück­ge­kämmt, stets sport­lich wir­kend, hat­te er bei un­se­rem An­tritts­be­such vor mir ge­stan­den.
    Er war das Ab­bild ei­nes kor­rekt ge­klei­de­ten Gent­le­man. Sei­ne Aus­spra­che und die ge­pfleg­te Aus­drucks­wei­se deu­te­ten auf sei­nen Bil­dungs­stand hin. Mei­ne Ver­mu­tung hat­te sich be­stä­tigt. Er war in den Ge­bäu­den der al­ten Uni­ver­si­tät Ox­ford aus­ge­bil­det wor­den.
    Sei­nen Wehr­dienst hat­te er als Ma­jor der Re­ser­ve mit der Be­no­tung »vor­züg­lich« ab­sol­viert. Sei­ne spä­te­ren Kol­le­gen hat­ten ihn stets als groß­ar­ti­gen Freund und Ka­me­ra­den ken­nen­ge­lernt.
    Wie, um al­les in der Welt, hat­te sich ein Mann wie er da­zu hin­rei­ßen las­sen, ei­nem ein­deu­tig wahn­sin­ni­gen Ver­bre­cher wie Je­ro­me A. Bul­mers die Hand zu rei­chen?
    Ich ver­stand vollauf, daß ein von Na­tur aus hoch­be­gab­ter Mensch wie Bridge­man von ei­ner Quo­ti­en­ten­auf­sto­ckung nach mar­sia­ni­schem Vor­bild be­geis­tert ge­we­sen sein muß­te. Wahr­schein­lich hät­te ich an sei­ner Stel­le eben­falls zu­ge­grif­fen.
    Da­zu kam ein wei­te­rer Fak­tor, der es mir noch mehr er­schwer­te, Ho­ra­tio als Ver­bre­cher an­zu­se­hen.
    Im Ge­gen­satz zu Van Haet­lin oder Pe­ro­ni hat­te sich Bridge­man nie­mals an Ex­pe­ri­men­ten mit ent­führ­ten Men­schen be­tei­ligt – im Ge­gen­teil!
    Wir wuß­ten auf Grund un­se­rer Be­wußt­seinss­pio­na­ge, daß er Bul­mers hef­ti­ge Vor­wür­fe ge­macht und sich an­ge­wi­dert ab­ge­wen­det hat­te.
    Er war nicht ein­mal ein Ge­walt­tä­ter aus Be­fehls­not, son­dern le­dig­lich ein ge­nia­ler Mann, den die mar­sia­ni­sche Hin­ter­las­sen­schaft fas­zi­niert und an­ge­lockt hat­te.
    Nur er hat­te einen der­art ho­hen In­tel­li­genz­quo­ti­en­ten von 55,34 Neu-Orb­ton er­reicht. Nur er war nach vollen­de­ter Aus­bil­dung in­tel­li­gent und selbst­be­herrscht ge­nug ge­we­sen, sei­nen Lehr­meis­ter und Freund, Pro­fes­sor Bul­mers, zwin­gend zu er­su­chen, über sei­ne, Bridge­mans, Auf­sto­ckung kein Wort zu ver­lie­ren.
    Nach voll­zo­ge­ner Quo­ti­en­ten­stei­ge­rung hat­te er je­doch sei­ne ers­te Un­tat be­gan­gen. Er hat­te einen Sucht­kran­ken prä­pa­riert und ein Flug­zeug mit hun­dert­sie­ben­un­dacht­zig Per­so­nen an Bord ab­stür­zen las­sen.
    Na­tür­lich hat­te er das als lo­gisch fun­dier­te Not­wen­dig­keit an­ge­se­hen, was er mir ge­gen­über auch be­teu­er­te.
    Hier, auf die­sem Sek­tor, be­gann Bridge­mans See­len­zwie­spalt. Er hat­te die un­schul­di­gen Op­fer der Flug­zeug­ka­ta­stro­phe auf­rich­tig be­dau­ert. Der Ge­dan­ke an das Un­glück hat­te ihn wo­chen­lang aufs Kran­ken­la­ger ge­wor­fen. Das än­der­te aber nichts dar­an, daß er we­gen ei­nes für ihn er­stre­bens­wer­ten Vor­teils zum Mas­sen­mör­der ge­wor­den war.
    Die­sen Vor­wurf mach­te er sich auch. War er nun geis­tig ge­schä­digt oder nicht? Konn­te ein ge­nia­ler Wis­sen­schaft­ler, der sich zum Be­herr­scher der Mensch­heit auf­schwin­gen woll­te, we­gen hun­dert­sie­ben­un­dacht­zig Men­schen­le­ben auf die Er­rin­gung sei­nes großen Zie­les ver­zich­ten?
    Es war pa­ra­dox, daß sich Bridge­man all­mäh­lich da­zu durch­rang, sich für einen Wohl­tä­ter zu hal­ten. Ich glaub­te aber nicht, daß man die­se Ein­stel­lung als ech­ten Geis­tes­scha­den an­se­hen konn­te.
    Es ließ sich des­halb nicht mit Über­zeu­gung

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