Testobjekt Roter Adler
hatte einen derart hohen NO-Quotienten erreicht, daß er ebenso zwangsläufig wie die kommandierenden Marsoffiziere in der Lage war, sich vor einer Bewußtseinsspionage zu schützen. Er tat es leider viel zu häufig. Uns konnte es daher gleichgültig sein, ob er seinen Antischirm absichtlich oder unbewußt aktivierte.
Jedenfalls konnten wir nicht tief genug in seine Gedanken- und Vorstellungswelt vordringen. Wir stießen auf eine unüberwindliche Mauer.
Mit dieser Überraschung hatten wir nicht gerechnet und der GWA-Chef ebenfalls nicht. Die Frage, was nun zu tun sei, hatte Reling großzügigerweise uns überlassen.
Ich zerbrach mir den Kopf nach einer Lösung.
10.
»Vorsicht vor Boster Havelink. Er mißtraut dir, weiß aber selbst nicht genau warum«, gab mir Hannibal telepathisch durch.
Der Anruf erreichte mich im Speiseraum für das »leitende Personal«, wie sich Horatio-Nelson Bridgeman ausdrückte. Er machte Unterschiede im gesellschaftlichen Rang.
Boster Havelink war Ramons Stellvertreter. Ein gewalttätiger Bursche, dem man die Schulung zum Elektronikingenieur nicht ansah. Er glich eher einem Primitiven mit dem Hang zum Zuschlagen.
Ich schaute zu ihm hinüber. Er saß an einem der Tische, die für die dreißig Männer des unbeeinflußten Wachpersonals vorgesehen waren.
Je zehn Robotmenschen unterstanden einer »leitenden Persönlichkeit«. Bridgeman achtete auch in diesem Falle pedantisch auf eine genaue Einhaltung der Ordnung.
Hannibal und die drei anderen Wissenschaftler, die sich gleich uns in der Marsfestung aufhielten, speisten in einem durch zwei Stufen abgeteilten Raum. Die kleine Treppe stellte eine unübersehbare Barriere dar.
Unsere drei »Kollegen« hatten wir einen Tag nach unserer Ankunft kennengelernt.
Auch sie glaubten, ebenso wie Ramon de Giuera und seine dreißig Aufpasser, völlig unbeeinflußt zu sein. Tatsächlich aber besaß jeder von ihnen einen Hypnoblock, der zu unbedingtem Gehorsam zwang. Sie fühlten es nur nicht.
Die drei Experten waren freiwillig hier. Bridgeman hatte sie als frühere Bekannte vorgestellt, gleichzeitig aber durchblicken lassen, daß es sich um leichtfertige Charaktere handelte, denen das Vorankommen im Leben über alles ging.
Diese Männer, der Chemiker Dr. Jean-Baptiste Armand, der Biologe Dr. Fedor Radokowsky und der Biochemiker Dr. Archibald Coolert, hatten sich ihrem Meister mit Haut und Haaren verschrieben. Sie waren auch an den Versuchsreihen beteiligt, die uns soviel Kummer bereiteten.
Auch von ihnen hatten wir durch unsere Bewußtseinsspionage nicht mehr erfahren können, als wir ohnehin wußten.
Bridgemans Programm war klar in ihrem Gedächtnisinhalt verankert. Wir fanden darin auch alle Grunddaten über die Abstammung der Atlantis-Zuchtkulturen. Doch auch diese Fakten wußten wir bereits vom Marsgehirn NEWTON.
Lediglich Armand besaß einiges Wissen, das für uns von Interesse war.
Er kannte die große und offenbar nach marsianischen Gesichtspunkten ausgestattete Funk- und Ortungszentrale des Forts noch genauer als der Elektronikfachmann Boster Havelink, der dort seine »Action-Station« hatte, wie man sagte.
Diese Räumlichkeiten zu betreten, war uns streng untersagt. Also gab es dort Dinge zu sehen oder zu finden, die mit Bridgemans Welteroberungsplänen zusammenhingen.
Ich hatte in dummdreister Art hineingehen wollen, doch plötzlich hatte ich in Havelinks Waffenmündung geschaut. Wenn ich es gewagt hätte, einen Schritt weiterzugehen, hätte er mich, ohne mit der Wimper zu zucken, erschossen.
Er hatte anschließend dafür gesorgt,
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