Testobjekt Roter Adler
reichend. Er deutete auf die Narbe.
Ich schaute flüchtig an meinem Körper hinunter.
»Meinen Sie die fehlende Niere? Nein, mein Freund, jetzt nicht mehr. Aber vorher. Sagen Sie, Ramon, könnte Ihr Chef für mich einen Spender auftreiben? Mit nur einer Niere muß man sich vor gewissen Genußmitteln hüten. Ich trinke aber gern einen guten Whisky. Ließe sich das arrangieren?«
Er lachte herzhaft. Ich war ihm nicht unsympathisch, das erkannte ich deutlich.
»Selbstverständlich, Doc, überhaupt kein Problem. Peroni kann Sie operieren.«
»Auf keinen Fall!« Ich erhob abwehrend die Hand. »Das Ekel verzichtet glatt auf eine Narkose! Haben Sie ihn schon einmal am OP-Tisch erlebt? Der Knabe ist nicht umsonst zum Tode verurteilt worden. Für meinen Geschmack geht er etwas zu weit.«
Ramon nickte angewidert. Er schien über Peronis Geistesschädigung informiert zu sein …
»Das gefällt mir auch nicht, Doc, dem Chef noch weniger. Aber wir können ihn brauchen. Gut, ich verschwinde jetzt. Wir werden Sie morgen erst einmal durchleuchten, um zu sehen, ob Sie bei den hohen Andruckbelastungen keinen Schaden erlitten haben. Die Operation liegt noch nicht lange zurück, nicht wahr?«
Ich nickte.
»Sie erfolgte kurz vor meiner Verhaftung. Wäre ich rechtzeitig gewarnt worden, dann …«
»… dann wären Sie jetzt nicht hier«, unterbrach er mich. »Es war gut so. Sie werden staunen, was wir hier alles erreicht haben. Darüber wird Sie aber der Chef informieren. Schlafen Sie gut.«
Ich schaute ihm sinnend nach. Den ersten Test hatten wir bestanden. Wie würde sich der achte Mann weiterhin verhalten? Ich hatte ihm mit dieser Information einen schwerwiegenden Brocken hingeworfen. Eigentlich mußte er bald zur Tat schreiten.
Diese Maßnahme würde uns aber den dringend benötigten Hinweis auf den symbolischen »Knopf« geben, durch den Milliarden Menschen zu seelenlos blickenden Robotern gemacht werden konnten.
9.
Kiny war über alle Einzelheiten informiert und damit auch die GWA. Wir kannten unseren geographischen Standort und hatten an die Telepathin den Namen des achten Mannes durchgegeben.
Als Hannibal ihn mir genannt hatte, war ich so verblüfft gewesen, daß ich mich selbst um ihn gekümmert und ihn parapsychisch abgesucht hatte.
Es stimmte! Es handelte sich um niemand anders als den weltberühmten englischen Biochemiker Professor Dr. Horatio-Nelson Bridgeman, dem man wegen seiner großen Verdienste im Jahre 2007 den Nobelpreis überreicht hatte.
Er war der erste Bulmers-Schüler gewesen, für uns der »achte Mann«. Offiziell war er seit etwa drei Jahren tot. Er war bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommen. Seine Leiche hatte kaum noch identifiziert werden können. Anschließend waren die Überreste eingeäschert und auf hoher See bestattet worden. Diesen Wunsch hatte er in seinem Testament ausdrücklich geäußert.
Das Unglück hatte er arrangiert. Vorher hatte er die ihm ähnlich sehende Leiche mit seinen Papieren, vor allem aber mit einer naturgetreuen Kopie seines Gebisses ausgestattet. Welcher Mann sich dafür hergegeben hatte, wußten wir ebenfalls. Es war ein Suchtkranker aus den Elendsquartieren von Manchester.
Auf diese Weise hatte sich Professor Bridgeman von der Umwelt abgesetzt; elegant, gekonnt und skrupellos.
Wenn ich aber zur Zeit unserer Ankunft noch angenommen hatte, es wiederum mit einem Geistesgestörten zu tun zu haben, so mußte ich diesen Eindruck berichtigen.
Bridgeman war völlig normal, aber er war ein Genie. Sein NO-Quotient betrug 55,34; die erstaunlichste Zahl, die ich je gehört hatte.
Die von ihm entdeckte alte Marsfestung war früher zur Unterrichtung
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