Testobjekt Roter Adler
aufmerksam zu machen. Mir konnte auf keinen Fall etwas geschehen. Ich hatte es eben nicht gewußt! Dagegen hätte ich meine Loyalität wunderbar beweisen können.
Ich stand auf und stützte die Hände auf die Tischkante.
»Die Leuchtfarbe?« wiederholte ich gedehnt. »Ramon, wo sind die Lederjacken? Untersuchen, aber sofort. Mann, warum sind Sie nicht früher auf die Idee gekommen? In meiner Kleidung ist garantiert nichts verborgen. Ich habe sie im Arrestbau genauestens durchsucht, weil ich immer mit einer Abhörwanze rechnete. Wo sind die Jacken?«
Der »achte Mann« schien allgegenwärtig zu sein. Er mußte uns nicht nur beobachtet, sondern auch belauscht haben. Plötzlich dröhnte seine Stimme aus den Lautsprechern.
»Vollalarm, meine Herren. Dr. Van Haetlin, Sie untersuchen die Kleidungsstücke im physikalischen Labor. Ramon, Sie und Ali el Haffid assistieren. Wenn die Leuchtfarbe Stoffe enthält, die man mit hochempfindlichen Detektoren ausmachen kann, müssen wir uns vorsehen. Beeilen Sie sich.«
Sirenen begannen zu heulen. Den dumpfen Ton zuschlagender Sicherheitsschotten aus MA-Metall kannte ich gut genug, um zu wissen, daß Bridgeman die Sache tödlich ernst nahm.
Die Zeit für unseren Einsatz war gekommen! Wenn er gewußt hätte, daß rings um den Nudo-Bergriesen bereits zwei Spezialdivisionen der militärischen GWA gelandet waren; wenn er geahnt hätte, daß sich vierzigtausend Männer mit Flugaggregaten schrittweise durch die Schluchten und Abgründe näherten, hätte er wahrscheinlich noch andere Maßnahmen ergriffen.
Ramon war durch Havelinks Hinweise zu früh auf einen Gedanken gekommen, den ich mir als besonderen Gag hatte aufheben wollen.
Wir rannten los. Von einem Empfang durch Bridgeman konnte keine Rede mehr sein. Ich hatte darum gebeten, um zu versuchen, nähere Hinweise über seine Pläne zu erhalten. Ich wollte ferner meine Hilfe anbieten.
Nun waren wir von den Ereignissen überrollt worden. Ich mußte die Leuchtfarbe exakt untersuchen, denn unter den dreißig Männern des Wachpersonals gab es Physiker. Armands Wissen war auch nicht zu verachten. Sein Nebenzweig betraf die Radiophysik.
Wir hetzten mit weiten Sprüngen durch die Gänge. Hier gab es weder Laufbänder noch sonstige Transportvorrichtungen.
Weiter westlich, in der großen Strahlschutzschleuse, standen lediglich fünf marsianische Energiegleiter, die aber nicht mehr funktionstauglich waren.
Das hiesige positronische Steuergehirn war teilweise defekt. Es war nicht mehr in der Lage, die seit Jahrtausenden stillstehenden Wartungsmaschinen zu programmieren und in Marsch zu setzen. Genau betrachtet, war dieser Stützpunkt die minderwertigste Marsstation, die ich bis jetzt kennengelernt hatte.
Die Ursache dafür war klar!
Dieses Fort war gegen Ende des Weltraumkrieges erbaut worden. Die Marsianer waren auf ihrem Heimatplaneten bereits geschlagen gewesen, die Flotte hatten die Deneber bis auf wenige Einheiten vernichtet.
Zu diesem Zeitpunkt hatte man nicht mehr mit der Sorgfalt und mit jenem Komfort gebaut wie hundert Jahre früher. Als Schule für die Inkakaiser war dieses Fort jedoch gut genug gewesen.
Es verfügte über leistungsfähige Kernreaktoren, schwere Abwehrwaffen und Schutzfeldprojektoren.
Die zentrale Steuerstation war identisch mit der Funk- und Ortungszentrale, die ich bisher nicht betreten durfte. Dort aber mußte das Geheimnis zu finden sein, nach dem wir suchten.
Wir rannten an der großen Energieschirmbarriere vorbei, die den offenen, bogenförmigen Zugang zum Energie-Hauptsektor abriegelte. Dort sprangen soeben die
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