Testobjekt Roter Adler
beiden Reservemeiler an.
Das Donnern der synchron mitlaufenden Hochenergieumformer bewies, daß Bridgeman notfalls bereit war, die alten Marswaffen einzusetzen. Wenn das geschah, hatten unsere mühevoll vordringenden Soldaten keine Chance. Marsianische Energieschirme waren für uns noch unbesiegbar, es sei denn von innen heraus.
»Innen« befanden sich aber nur Hannibal und ich. Also war es unsere Aufgabe, die Energieversorgung lahmzulegen, uns so gut wie möglich in Sicherheit zu bringen und auf die Ankunft der Einsatzkommandos zu warten. Sie waren aufgrund unserer Schilderungen mit den Örtlichkeiten so vertraut, daß unsere Experten Phantomzeichnungen und Grundrisse anfertigen konnten.
Wir passierten die Energieräume und kamen in den Labortrakt.
Hier befand sich Bridgemans Reich. Die meisten Ausrüstungsgegenstände waren irdischen Ursprungs. Er hatte sie in die Festung bringen lassen.
Die physikalische Abteilung war ebenfalls nach irdischem Vorbild eingerichtet. Hier konnte man arbeiten, ohne an marsianischen Geräten herumrätseln zu müssen.
Als ich durch das aufgleitende Schott rannte, bemerkte ich, daß Hannibal weit zurückgeblieben war. Er konnte wirklich nicht so schnell laufen. Außerdem nestelte er an dem Öffnungsmechanismus seines Brusthöckers herum, in dem die chemisch wirksamen Mikrowaffen verstaut waren.
Ich rief ihn an:
»Kleiner, ich brauche drei bis vier selbstklebende Thermoni talstreifen. Schnell! Drücke sie mir unauffällig in die Hand.«
»Okay, ich komme später. Jetzt falle ich erst einmal atemlos um.«
»Wo sind die Jacken?« schrie ich Ramon nach, der soeben in einem Nebenraum verschwand.
»Ruhig Blut, er holt sie schon«, versuchte mich Dr. Armand zu besänftigen. »Ich glaube nicht an Ihre Theorie. Welche Strahlung sollte das sein? Wir hätten sie mit der Marsüberwachung längst geortet.«
»Das erscheint mir nicht sicher, Dr. Armand«, klang von der Tür her eine schneidend scharfe Stimme auf.
Wir drehten uns um. Horatio-Nelson Bridgeman war in Begleitung seiner vier schwerbewaffneten Leibwächter erschienen. Ich traute meinen Augen nicht, als ich über seiner uniformähnlichen Kunststoffkombination ein blaßgrünes Flimmern bemerkte.
Als ich auf seiner Brust ein ovales, ballgroßes Gerät erkannte, ahnte ich, daß ihm etwas gelungen war, was unsere besten Physiker bisher nicht enträtselt hatten.
Er trug einen marsianischen Schutzschirmprojektor, dessen Mikroreaktor genügend Energie erzeugte, um damit eine Großstadt versorgen zu können.
Das Flimmern über seiner Kleidung entstand durch einen voll aufgebauten Individualschirm, der ihn für leichtere Waffen unverletzbar machte. Solche Abwehrschirme konnte man bestenfalls mit schweren Hochenergiestrahlern durchdringen – oder mit kleinen Fusionsbomben.
Die konnten wir notfalls einsetzen, aber daran wagte ich in den Augenblicken nicht zu denken.
Er kam näher. Seine vier Menschenroboter trugen durchgeladene Maschinenkarabiner in den Händen und über den Schultern plumpe Marsstrahler. Damit hätten sie den halben Berg vergasen können.
Ich schritt rasch auf den hochgewachsenen Mann zu. Er wirkte wie eine Gottheit der griechischen Sage. Hatten so die ersten Inkakaiser ausgesehen?
Als seine Gardisten die Waffenmündungen auf mich richteten, blieb ich sofort stehen.
»Sir, ich würde es unendlich bedauern, wenn Ihr Stützpunkt durch meine Schuld eingepeilt worden wäre«, erklärte ich hastig.
Er winkte herrisch ab.
»Nicht Ihre Schuld, Dr. Van Haetlin, sondern meine!« sagte er mit der gleichen unpersönlich klingenden
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