Randall?«
»Okay«, nuschelte ich verlegen. »Ich habe ihn wohl schon mal erwähnt?«
»Hast du immer noch diesen verwackelten Schnappschuss von ihm?«, fragte Mara lachend.
Womit mir mehr als klar wurde, dass man es mit dem
Mitteilungsbedürfnis auch übertreiben kann. Sicher, sie und ich standen uns wirklich nahe - aber Details aus der buchstäblich untersten Schublade auszuplaudern, von einer spätpubertären Schwärmerei, die nie zu etwas geführt hatte, das war echt ein Trauerspiel.
»Leg schon los, ich will absolut alles wissen.« Sie lehnte sich gemütlich auf ihrem Drehstuhl zurück und zwirbelte eine ihrer flammendroten Korkenzieherlocken um den Finger.
Mara und ich hielten uns gegenseitig ständig über alles auf dem Laufenden, seit wir vor fünf Jahren im selben Monat bei P&P angefangen und uns langsam emporgearbeitet hatten. Mittlerweile zählte sie zu meinen engsten Freundinnen. Sie schien damals sofort alles zu wissen, was es über den Verlag und sämtliche Beteiligten zu wissen gab, und hatte in null Komma nichts dank ihres trockenen Humors, ihrem dröhnenden Lachen und ihrer großherzigen Art ein Riesennetzwerk von Freunden in der Branche geknüpft. Ich konnte mich wirklich glücklich preisen, dass wir in unserem Großraumbüro Wand an Wand arbeiteten - diese Konstellation hatte uns nicht nur zu Busenfreundinnen werden lassen, sondern verschaffte mir auch täglichen Zugang zu Maras klugen, fundierten Meinungen über … schlicht und einfach alles.
»Sekunde noch, lass mich erst mal ankommen.« Ich spazierte um die Ecke zu Jacksons Büro und stellte ihm wie jeden Freitagmorgen einen Kaffee und ein zuckriges Gebäckstück hin (mein kleines Dankeschön für all die Mahlzeiten im Kreis seiner Familie). Er war noch nicht da.
Ich pflanzte mich wieder auf meinen Schreibtischstuhl und schaltete den Computer an. Jackson und ich hatten heute
ein paar Besprechungen mit potenziellen Autoren auf dem Plan, und nachmittags wollten wir mit einer Romanschriftstellerin unsere Anmerkungen zu ihrem Manuskript durchgehen. Jackson besprach dergleichen lieber persönlich, um keine Missverständnisse über die Richtung aufkommen zu lassen, in die seine Änderungsvorschläge gingen. Er war eben ein Lektor vom alten Schlag, und vermutlich gab es weniger zeitaufwendige Vorgehensweisen, doch ich hatte von unseren gemeinsamen Diskussionen bisher immer enorm profitiert.
Sie haben neue Nachrichten , teilte Outlook mir mit.
Donnerstag, 20:23 Uhr
An: Claire Truman (
[email protected] )
Von: Courtney Ronald (
[email protected])
Betreff: Sorry
Hey, Claire,
wie Sie wissen, hatte ich sehr darauf gehofft, Sie und Nicholas für seinen nächsten Roman zusammenzuspannen. Er würde liebend gern mit Ihnen arbeiten, und ich weiß, dass Sie große Stücke auf ihn halten. Es ist nur leider so, dass wir die anderen Interessenten nicht länger in der Luft hängen lassen können. Ich weiß, Sie tun Ihr Bestes, um Gordon schnellstmöglich zu einer Antwort zu bewegen, aber der Cheflektor von Random House hat bereits ein äußerst großzügiges Angebot unterbreitet, das ich nicht außer Acht lassen kann. Als Agent muss ich im besten Interesse meines Kunden handeln, und so tut es mir sehr leid, dass wir an diesem Projekt
nicht gemeinsam arbeiten werden. Ich hoffe, es findet sich schon bald ein anderes.
Beste Grüße,
C.
Mist. Ich hatte viel Zeit darauf verwendet, Nicholas bei der Ausarbeitung der Handlung zu helfen, und jetzt blieb mir die Freude verwehrt, das Projekt bis zum Ende zu begleiten. Doch ich konnte Courtneys Entscheidung verstehen. Sie hatten mir mehr als genug Zeit gelassen, mit einem Gegenangebot zu kommen, bedauerlicherweise schien Gordons Radarschirm meine diesbezüglichen Signale jedoch nicht aufgefangen zu haben.
Das Telefon klingelte, und mein erster - wenn auch völlig irrationaler - Gedanke war: Randall. »Peters and Pomfret, Claire Truman am Apparat«, meldete ich mich geschäftsmäßig.
»Claire?« Es war Mr. Lew, der Vermieter meiner Wohnung im West Village. Scheiße. Ich wusste sofort, warum er anrief - es war mir letztes Weihnachten schon einmal passiert, dass sich mein Konto nicht in alle Richtungen bis zum Anschlag hatte dehnen lassen.
»Hallo, Mr. Lew«, sagte ich mit Grabesstimme.
»Claire, es tut mir leid, aber Ihr Scheck für die Miete kam kommentarlos von der Bank zurück. Es ist kein Problem, Claire, sagen Sie mir nur, wann Sie wieder flüssig sind.«
Ich