Teufel in High Heels
hektisch mit einer Serviette.
»Oh, das - tut mir - tut mir so leid, Randall!« Am liebsten hätte ich mich unter dem Tisch verkrochen. Warum war ich bloß so ein Tollpatsch? Zwei Minuten seit unserem Begrüßungsküsschen, und schon hatte ich ihm den Anzug ruiniert!
Randall tat die Serviette weg und legte mir lachend eine Hand auf den Arm. »Mach dir keine Gedanken, Claire, ist nicht schlimm, ehrlich. Ich hatte nur ein bisschen Sorge um mein edles Teil von Turnbull and Asser.«
»Es tut mir wirklich leid«, beteuerte ich erneut - und fühlte mich immer noch mies. Ein Elefant im Porzellanladen war ein Waisenkind gegen mich. Ich versuchte mein seelisches Gleichgewicht wiederzuerlangen, indem ich dem Kellner beim Trockenlegen des Tischtuchs half.
Randall griff nach meiner Hand. »Er kümmert sich schon darum, Claire«, sagte er sanft. Der Kellner nickte.
Ich legte die Hände in den Schoß und verspürte den Wunsch, auf »Neustart« zu drücken. Ich hätte das Band gern bis zu dem Moment zurückgespult, an dem ich ins Restaurant kam und Randall entdeckte, der mit dem Küchenchef zusammenstand, einfach atemberaubend aussah … und bei meinem Anblick ein breites, strahlendes Lächeln aufsetzte.
Keinen der Männer, mit denen ich im Lauf meiner fünf Jahre in New York zusammen gewesen war - den notorischen Spieler, den Künstler mit seinen Porträts von berühmten Penissen, den Pflichtverteidiger mit der überhaupt nicht berückenden Akne auf dem Rücken, und schließlich James, den weibstollen Bassisten -, hatte ich eingestandenermaßen so unbedingt erobern wollen wie diesen hier.
Nach der Arbeit hatte ich mehr Zeit als in den vergangenen drei Monaten zusammengenommen auf mein Outfit verwendet - das durchgehend schwarz und reichlich langweilig war, hoffentlich aber irgendwie doch ein bisschen nach Carolyn Bessette Kennedy aussah. Dann war Bea mit ihrem monströsen Schminkkoffer bei mir vorbeigekommen, hatte verzweifelt versucht, meine Wangenknochen ausfindig zu machen, und mir die Augenbrauen mit solch wilder Begeisterung in Form gezupft, als hätte sie seit Jahren auf diese Gelegenheit gewartet.
Nur gut, dass wir die Mühe auf uns genommen hatten. In seinem (nunmehr leicht angefeuchteten) Nadelstreifenanzug und dem hellblauen Hemd, das seine perfekte Bräune zur Geltung brachte, hätte Randall einer Doppelseite von GQ entsprungen sein können - und eine Begleiterin verdient, die aussah wie frisch der Vogue entstiegen. So weit war ich beileibe nicht, aber immerhin schon ein Stück näher dran als noch am Morgen.
»Zum Wohl! Auf deinen neuen Job!« Randall lächelte mich über den Tisch hinweg so strahlend an, dass der Kerzenschein dagegen verblasste. Ich hob mein Glas, in das der Kellner eben Wein eingeschenkt hatte. »Ich bin mächtig beeindruckt, Claire. Du hast Vivian Grant voll und ganz überzeugt, und sie ist wahrhaftig eine kritische Person.«
»Nun ja, aber ohne deine Vermittlung wäre es nie dazu gekommen. Noch einmal vielen Dank dafür«, sagte ich und überlegte flüchtig, welche Augenfarbe unsere Kinder wohl haben würden - blau wie Randall oder hellbraun wie ich?
»Und, wie hat Jackson die Nachricht aufgenommen?«
»Ähm, na ja - also eigentlich ganz gut«, sagte ich ausweichend. Ich wollte Randall nicht mit verleumderischen Äußerungen
über Vivian verärgern, aber Jacksons Reaktion lastete nach wie vor schwer auf meinem Gemüt.
An jenem Morgen hatte ich Jackson ein frisches Gebäckstück mitgebracht (als Ersatz für das am Freitag verpasste) und sacht die Tür zu seinem Büro hinter mir geschlossen.
»Es gibt gute Neuigkeiten«, fing ich an, in der Erwartung, dass Jackson sich über den Karrieresprung freuen würde, der mir bevorstand. Wusste er doch besser als jeder andere - mit Ausnahme von Mara vielleicht -, wie sehr ich mich nach verantwortlicheren Tätigkeiten sehnte. Und der Zeitpunkt war schlicht perfekt, da wir nun beide gleichzeitig neue Wege einschlugen - er in den entspannten Ruhestand mit einer Schar von Enkelkindern, ich in ein temporeicheres Umfeld, in dem ich meine Talente als Lektorin voll entfalten konnte. »Ich habe mich am Freitag bei Vivian Grant vorgestellt, und sie bietet mir einen Job an«, fuhr ich fort und teilte Jackson die Einzelheiten mit.
Sein Gesicht wurde augenblicklich aschfahl. Er hatte vorher einmal freudig von dem klebrigen Gebäck abgebissen, doch jetzt legte er es zurück auf die Serviette und schob es weg.
»Vivian Grant?«, fragte er leise. Als
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