Teufel in High Heels
zu stellen.
»Mir wäre sehr viel wohler zumute, wenn ich noch die vollen zwei Wochen hätte«, wiederholte ich. »Vielleicht könnte ich ja zu Anfang auch an den Wochenenden oder abends arbeiten, damit ich schnell auf dem Laufenden bin?«
»Mein Assistent wird Ihnen per Kurier einige Projekte schicken lassen, die Sie sofort übernehmen sollen. Aber zwei Wochen sind verdammt noch mal zu lang, Claire, und ich habe keine Lust, mich ständig zu wiederholen! Ich brauche auf der Stelle jemanden hier. Mit nächstem Dienstag kann ich leben, aber das ist absolut die Schmerzgrenze. Sie müssen neue Prioritäten setzen. Und zwar jetzt.«
Damit legte sie auf.
Und damit begann das nachgerade krankhafte Verhalten, das im Folgenden mein Leben bestimmen sollte: Das Gefühl, von Vivian in der Schwebe gehalten zu werden, ließ mich nur noch bereitwilliger auf ihre Forderungen eingehen.
Ich schluckte schwer und klopfte an Jacksons Bürotür.
»Vivian hat mich gebeten, nächsten Dienstag anzufangen«, sagte ich leise.
Er zuckte zusammen. »Schön, Claire, nächsten Dienstag also, schön. Dann arbeite hier noch bis einschließlich Freitag und nimm dir den Montag frei, um ein bisschen durchzuschnaufen. Du wirst es brauchen können. Wenn du ganz sicher dort arbeiten willst, gewöhnst du dich besser beizeiten daran, dir für Vivian beide Beine auszureißen.«
Nicht ganz der Segen zum Abschied, auf den ich gehofft hatte, aber ich bedankte mich trotzdem bei ihm. »Ich
komme gern am Wochenende oder abends oder helfe dir sonstwie bei den Sachen, die abgeschlossen werden müssen«, bot ich an.
»Danke, Liebes. Aber ich schätze, du wirst alle Hände voll zu tun haben, und wenn ich wirklich etwas brauchen sollte, ist ja auch noch Mara da. Um mich mache ich mir keine Sorgen. Ich mache mir Sorgen um dich .«
Ich begab mich zurück zu meinem Schreibtisch und teilte Grant Books telefonisch mit, dass ich am Dienstag antreten würde. Es war die erste Lektion, die ich von Vivian lernte: Richtig verhandeln kann man nur, wenn man notfalls bereit ist, auf den Deal zu verzichten. Wer Angst hat zu verlieren, zieht immer den Kürzeren.
»Also, eigentlich klingt es, als täte es ihm nur leid, dich zu verlieren«, lautete Randalls Kommentar zu meiner Kurzversion der Ereignisse vom Nachmittag. »Etwas selbstsüchtig, wenn du mich fragst.«
»Oh«, sagte ich. »Ich glaube nicht, dass bei Jackson Selbstsucht dahintersteckt. Er sieht es bloß nicht so wie ich - als die Gelegenheit.«
»Und, hat dir der Wein geschmeckt?« Randall wechselte das Thema. »Mein Vater hat hier immer ein paar gute Flaschen eingekellert. Übrigens, Claire, meine Mutter sitzt mir schon jetzt im Nacken, ich solle dich unbedingt an einem der nächsten Wochenenden mit nach Southampton nehmen. Du weißt ja, sie und deine Mutter waren im College praktisch unzertrennlich, und sie brennt darauf, die Tochter von Patricia Truman kennenzulernen.«
»Sehr gern«, antwortete ich mit einem verträumten Blick über den Tisch. Seine Mutter kennenlernen? Ungewöhnliche
Kost bei der zweiten Verabredung mit einem Typen!
Ich hatte soeben das opulenteste Mahl meines Lebens verspeist - Randall, der streng auf seine Figur achtete, beließ es bei einem Thunfischsteak mit Spinat, ich hingegen hatte mir ein außen genau richtig kross gebratenes, innen unglaublich zartes Steak mit Sauce béarnaise gegönnt.
Als Randall dem Kellner das Zeichen zum Bezahlen gab, spürte ich wohlige Erwartung in mir aufsteigen. Die Atmosphäre war schlicht perfekt für das beiläufige Frage- und Antwortspiel (»Hättest du Lust, noch einen Sprung mit zu mir zu kommen, Claire?« - Kurze Anstandspause, dann - »Okay, auf einen kleinen Schlummertrunk«), und ich fieberte meinem Einsatz entgegen.
»Ich würde dich ja nur zu gern noch auf einen Drink zu mir einladen, Claire«, seufzte Randall, während er einen Füller aus seiner Brusttasche zog und die Rechnung mit theatralischem Schwung unterschrieb. »Aber wir stehen kurz vor einem der größten Abschlüsse in der Firmengeschichte, und da hilft nichts, ich muss wieder antreten.«
Wieder antreten? Ich warf einen Blick auf die Uhr. Kurz vor Mitternacht, an einem Montag. Plötzlich lag mir das Essen schwer im Magen. Ich sollte Randall im Ernst abkaufen, dass er jetzt noch eine Schicht im Büro einlegte? Also bitte. Nach fünf Jahren als Single in der Großstadt wusste ich, wann ich abserviert wurde. Randall hätte wenigstens so viel Anstand besitzen können, sich eine
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