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Teufel in High Heels

Titel: Teufel in High Heels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bridie Clark Martina Tichy
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niemand würde ihre »Launen« auch nur für erwähnenswert halten, wenn sie ein Mann wäre - hier wurden empörend unterschiedliche Maßstäbe angelegt!
    Als ich ein paar Stunden später dem Ausgang zusteuerte und noch einmal zum Lektoratsbereich hinsah, hatte ich ein gutes Gefühl bezüglich meiner Entscheidung. Ein Jahr im Schützengraben, ein großer Durchbruch für meine Karriere. Es war das Richtige, das wusste ich.
    Na gut, okay, so ganz genau wusste ich es nicht. Aber ich hoffte es.
    Und ein Jahr lang konnte ich es mit allem und jedem
aufnehmen. Es war die Mühe wert. Ich wusste, dass ich es konnte.
    Na gut, okay. Hoffte es.
    Mit einem letzten wehmütigen Blick zum Kopierer, an dem ich unzählige Stunden meines Lebens verbracht hatte, holte ich tief Luft und stiefelte los, meiner Zukunft entgegen.

Viertes Kapitel
    Viel Lärm um nichts
    »Na Gott sei Dank sind Sie da, Claire«, sagte Vivian ungnädig und nahm am Kopfende des Tisches Platz.
    Das war er also, mein erster Tag als Lektorin bei Grant Books. Vormittags hatte ich mich von der Personalabteilung einweisen lassen und alles über die ruhmreiche Geschichte von Mather-Hollinger erfahren, und nun saß ich erneut in dem Konferenzraum - auf demselben Stuhl wie bei meinem Vorstellungsgespräch vor gut einer Woche.
    »Ich werde noch wahnsinnig«, meckerte Vivian weiter. »Diese Scheißkretins... Na, Sie werden es ja bald genug selbst erleben, Claire. Ich bin nur froh, dass ich jetzt wenigstens eine fähige Lektorin an Bord habe!«
    Mein Nachbar räusperte sich. Zu meinem äußersten Befremden saßen zwei dieser »Scheißkretins« - ein Mann und eine Frau, beide etwa Mitte dreißig - mit uns am Konferenztisch, gingen Akten durch und machten sich Notizen. Vivians vernichtendes Urteil über ihre Fähigkeiten schien sie nicht im Mindesten zu rühren - so wie es aussah, hatten sie es nicht einmal mitbekommen.
    »Okay, also, Sie haben gleich als Erstes zehn Bücher auf dem Tisch«, legte die Frau in unterkühltem Ton los. »Alles Projekte, die in der Schwebe hängen, seit die letzte Lektorin
vor vier Wochen ausgeschieden ist, das heißt, Sie werden den Autoren einige Erklärungen liefern müssen.«
    »Ich … ich heiße übrigens Claire«, schob ich unbeholfen ein und hielt ihr die Hand hin. Sie hatte einen akkurat geschnittenen Bubikopf und einen wachen, starren Blick, der auf einen schweren Fall von Koffeinsucht schließen ließ. Außerdem war sie das hellhäutigste Exemplar der Spezies Mensch, das ich je gesehen hatte: eine Haut so weiß wie frisch gefallener Schnee, und das im Juli.
    »Ich bitte vielmals um Entschuldigung, wo sind nur meine Manieren?«, sagte sie lächelnd. »Ich bin Dawn Jeffers, die Programmleiterin.« Vivian warf ihr einen spitzen Blick zu, und Dawn sah rasch wieder auf ihr Klemmbrett. Offenbar war der gesellige Teil unserer Zusammenkunft damit beendet. »Okay, Sie übernehmen ein Kochbuch, das wir zusammen mit Mario machen, diesem reizenden Küchenchef von dem berühmten italienischen Restaurant in der Bronx.« Dawn legte eine Pause ein und nagte an ihrem Füller. »Haben Sie schon einmal an einem Kochbuch mitgearbeitet, Claire?«
    Obwohl sie sich absolut geschäftsmäßig gab, war aus Dawns freundlichem Tonfall herauszuhören, dass sie abzustecken versuchte, wie viel Starthilfe ich brauchen würde. Was ich dankbar registrierte. Tatsächlich hatte ich noch nie mit Kochbüchern zu tun gehabt - und auch wenn ich mich mit Fragen immer an Mara wenden konnte, war ich um jeden Ratschlag froh, den Dawn zu bieten hatte.
    Doch bevor ich den Mund aufmachen konnte, antwortete Vivian statt meiner.
    »Was spielt es für eine Rolle , ob sie schon mal ein Kochbuch gemacht hat oder nicht? Claire ist nicht auf den Kopf gefallen, Dawn, sie kriegt das schon hin!« Vivian wandte
sich zu mir, ein angewidertes Lächeln auf den Lippen. »Wieso gibt es bloß so viele Idioten in dieser Branche, die meinen, man müsste alles schon dutzendmal gemacht haben, um zu wissen, wie es geht? Wieso kapieren sie nicht, dass manche Leute das einfach im Blut haben?«
    Hatte Vivian die Programmleiterin soeben als Idiotin bezeichnet, hier vor mir, an meinem ersten Arbeitstag, der gerade mal drei Stunden alt war? Ich suchte nach Zeichen von Empörung in Dawns Miene, doch sie wirkte völlig gelassen.
    »Das zweite Buch, für das Sie zuständig sind«, fuhr Dawn mit ruhiger, fester Stimme fort, »ist eine Enthüllungsstory von -«
    »Wissen Sie was?«, plärrte Vivian dazwischen.

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