Teufel in High Heels
ein paar Ausfällen ihrerseits hatten mich ihr instinktives Gespür, ihre Begeisterungsfähigkeit, ihre Unterstützung und ihr Arbeitsethos bisher schwer beeindruckt. »Ich lerne von einem Genie«, schwärmte ich. »Ihr Gehirn arbeitet mit Lichtgeschwindigkeit.«
»Ich freue mich echt für dich, Claire. Klingt perfekt. Apropos perfekt, erzähl mir was von Randall!« Sie klatschte in die Hände wie ein Kind vor einem bunten Eisbecher.
Randall. Zwischen uns lief es so gut - er hatte mir in den ersten Wochen bei Grant Books unglaublich den Rücken gestärkt und jeden Abend angerufen, um sich zu erkundigen, wie mein Tag gewesen war. Am Ende der ersten Woche hatte er mir sogar Rosen ins Büro geschickt. Letztes Wochenende waren wir wiederum schick essen gegangen - diesmal ins Le Cirque - und hatten uns danach einen noch umwerfenderen Gutenachtkuss gegeben. Ich war hin und weg. Hatte bereits Namen für all unsere Kinder ausgesucht.
Gestern Abend (unser viertes Date) hatte ich um fünf nach acht bei ihm an der Wohnungstür geklingelt. Randall machte in aufgeknöpftem Oxfordhemd und Jeans auf und führte mich hinein. Ich war natürlich auf eine »hübsche Wohnung« gefasst gewesen, was allerdings nach meinen Maßstäben vor allem saubere Laken und keine sichtbaren Anzeichen von Kakerlaken oder Nagetierbefall bedeutete. Absolut nicht gefasst war ich auf die weitläufige Junggesellenbude, die sich mir da nun präsentierte, mit Panoramablick
auf - wahlweise - Met, Central Park, Fifth Avenue und Upper East Side, ganz zu schweigen von der zeitgenössischen Kunstsammlung, die der Aussicht in nichts nachstand.
Um ehrlich zu sein, es machte mich völlig fertig.
»Bea, er hat einen Rothko im Bad!«, flüsterte ich, immer noch unter Schock. »Und sein Bad ist größer als meine ganze Wohnung!«
»Na ja, Claire, du hast ja nun auch mal grade ein Wohnklo«, bemerkte sie. »Mit der Dusche in der Küche.«
»Eben!«, trompetete ich. »Ich habe die Dusche in der Küche , und Randall hat einen Rothko über der Toilette ! Jetzt komm, Bea, das ist doch nicht normal! Und … und er hat seine eigene Köchin bei sich einquartiert. Sie heißt Svetlana und sieht aus wie ein Bondgirl! Und, Bea, vor dem Dinner hat er ein Fass Kaviar aufgemacht, serviert auf einem von diesen endlos langen Esstischen, du weißt schon, wie zerstrittene reiche Ehepaare sie im Film immer haben -«
»Ich glaub’s nicht!«, fuhr Bea dazwischen. »Was willst du eigentlich, Claire? Seit Jahren darf ich mir die lächerlichen Entschuldigungen anhören, mit denen du deine schwer gestörten Macker in Schutz nimmst. Und jetzt gehst du mit dem hinreißendsten Typen auf diesem Planeten aus - das bleibt unter uns, ist das klar, kein Wort davon zu Harry -, mit eben dem Typen, den wir zehn Jahre lang von ferne angebetet haben und der offenbar echt auf dich steht - und beschwerst dich darüber, dass er zu reich ist? Zu erfolgreich ?«
Aus ihrem Mund klang es tatsächlich ziemlich dämlich. »Ich beschwere mich doch gar nicht«, stellte ich richtig. »Ich fühle mich bloß so klein neben ihm.«
»Ja, ich weiß schon«, sagte Bea. »Versuch’s locker zu nehmen.
Wir sprechen hier nun mal von Randall Cox. Damit musst du irgendwie fertig werden.«
Bea hatte recht. Ich führte mich total lächerlich auf. Wenn ich darüber hinwegsehen konnte, dass James in dem staubigen Kriechboden eines leer stehenden Lagerhauses in Brooklyn schlief, dann würde ich wohl auch mit Randalls Megabude und seiner extravaganten Badezimmerkunst fertig werden. Er war doch bisher immer so süß und fürsorglich gewesen, außerdem küsste er hervorragend … wieso benahm ich mich bloß so albern?
Und in dem Moment fiel es mir siedendheiß wieder ein, mit allen peinlichen Einzelheiten... ich war gestern Nacht praktisch Hals über Kopf davongelaufen! Nach dem Dinner hatte Randall mich wieder ins Wohnzimmer geführt und eindeutige Annäherungsversuche unternommen - bei denen ich mich so steif und unwohl fühlte, dass ich mir als lahmen Vorwand eine Besprechung in aller Herrgottsfrühe aus den Fingern saugte, um schleunigst verduften zu können.
»Wie blöd kann man sich eigentlich anstellen«, winselte ich. »Randall denkt vermutlich … ach, ich will mir gar nicht vorstellen, was er denkt. Und wenn ich mir jetzt alles vermasselt habe, weil ich so ein Holzklotz war?«
»Jungs lieben Herausforderungen. Vielleicht legt er es so aus, dass du nicht leicht zu haben bist, das könnte für dich
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