Teufel in High Heels
würde die Zeit finden, um gleich mal ein, zwei Kapitel zu lesen. Außerdem war ich wirklich neugierig darauf. Jackson hatte immer mächtig mit seinem klugen Neffen geprahlt. Ich warf einen Blick auf die ersten Zeilen - und sah dann wieder hoch, weil mir plötzlich klar wurde, dass ich Luke mit
Sicherheit noch nervöser machte, wenn ich hier vor ihm zu lesen anfing.
»Tja, ich denke mal, das ist ein Grund zum Feiern«, sagte er in das Schweigen hinein. »Einfach die Tatsache, dass es fertig ist, meine ich. Ob ich es irgendwo unterbringen kann, ist natürlich eine andere Frage. Es sei denn, du bist gewillt, mir aufgrund der lupenreinen Brillanz des ersten Satzes ein Angebot zu machen …«
»Ich werde es mir überlegen. Aber feiern solltest du unbedingt. Schließlich ist das ein bedeutender Meilenstein.«
»Hättest du zufällig Lust, mit mir heute Abend essen zu gehen? Seit neuestem bin ich süchtig nach diesem himmlischen kleinen italienischen Laden im West Village, Mimi’s, der ist -«
»Ich liebe Mimi’s!«, platzte ich heraus, völlig verblüfft, dass außer mir noch jemand den etwas schäbigen, aber charmanten Familienbetrieb kannte, der mir in den letzten Jahren als Küchenersatz gedient hatte. Ihre butterweiche Pasta mit Zucchini und Kürbis war einfach göttlich, und die Gnocchi … allein bei dem Gedanken an die Gnocchi fing ich an zu sabbern.
»Super! Wie wär’s um acht?«, fragte Luke, der meine vorherige Aussage offenbar als Zustimmung wertete. Ich beließ es dabei. Schließlich handelte es sich hier ja nicht um ein Date. Wir waren einfach Freunde. Oder noch nicht mal das - aber wir hatten Jackson als Bindeglied. Und Luke wollte mir vermutlich noch ein bisschen Honig ums Maul schmieren, bevor ich seinen Roman las.
Außerdem gab es nun, nachdem sich der Gedanke an Mimi’s einmal bei mir festgesetzt hatte, sowieso kein Zurück mehr. Nach sechs arbeitsreichen Wochen, in denen ich mit
viel Glück eine anständige Mahlzeit pro Tag vertilgt hatte, klang die Aussicht auf ein Schlemmermahl bei Mimi’s wie eine himmlische Verheißung. Und Randall würde sowieso wieder bis tief in die Nacht arbeiten müssen, was hieß, dass ich verabredungsmäßig mit ihm nichts verpasste.
Das Telefon klingelte und zeigte mir Vivians Durchwahl an. »Die Chefin«, sagte ich entschuldigend zu Luke. »Um acht wäre perfekt.«
»Dann bis heute Abend, Claire«, sagte Luke, winkte mir noch einmal zu und war auch schon verschwunden.
»Sie hat mich in drei Wochen kein einziges Mal zurückgerufen, Claire. Meine Klientin blickt überhaupt nicht mehr durch! Verdammt noch mal, ich kriege weder sie noch Graham ans Telefon.« Das war Derek Hillman, ein Agent aus Los Angeles, der die Pornoqueen Mindi Murray und anderes Gelichter aus der untersten Etage vertrat, und er hörte sich reichlich verzweifelt an. Normalerweise klang er bloß genervt und unter Druck - da hatte sich offensichtlich einiges hochgeschaukelt.
Worum es eigentlich ging: Mindi hatte vor über einem Monat das Konzept ihres zweiten Buchs eingereicht - ein deftiger Ratgeber für Frauen, die ihre Lebensabschnittsbegleiter von ihrer Pornosucht abbringen und zurück ins Bett locken wollten -, aber obwohl Vivian ausdrücklich ihr Interesse bekundet hatte und wir uns telefonisch und per E-Mail ein Dutzend Mal darüber ausgetauscht hatten, konnte ich meine Chefin, wieso auch immer, nicht zu einem konkreten Angebot bewegen. Ich hatte Derek mit allen Ausreden beschwichtigt, die mir zu Gebot standen, aber viel länger würde ich ihn wohl nicht mehr hinhalten können.
»Ja, also«, setzte ich an, »wir sind gerade noch bei der Gewinn- und Verlustrechnung, und was wir -«
»Okay, Scheiß drauf. Ich hab zwanzig Bücher mit Vivian gemacht, Schätzchen, und ich weiß, dass sie keine Gewinnund Verlustrechnung braucht, um zu entscheiden, wie viel sie bietet. Wo liegt das Problem? Ist sie heute noch im Büro erreichbar? Sonst hetze ich ihr Harold auf den Hals. Sagen Sie ihr das, ja? Vielleicht ist Harold ja der Richtige, um diesen Vertrag auszuhandeln.« Harold Kramer, ein Anwalt, der auch mit hohen Tieren kurzen Prozess machte, stand auf Vivians Liste ganz unten. Den würde sie fraglos nicht gern einbezogen sehen.
»Haben Sie einfach noch ein wenig Geduld, Derek, bis Ende der Woche weiß ich Bescheid, dann ist sie von L.A. zurück.«
»Vivian ist in L.A.? Warum sagt mir das keiner? Normalerweise hab ich doch so was wie eine schwache Ahnung, ob sie in der Stadt ist … Sie
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