Teufel in High Heels
wissen schon, das Pentagramm am Himmel, die Wände, die Blut schwitzen. Hören Sie zu, Herzchen, bis heute Abend will ich Bescheid wissen, sonst orientieren wir uns anderweitig. Ende der Fahnenstange.«
»Derek, ich tu mein Bestes. Tut mir leid, es war bloß -«
»Wahnsinnig viel los, ich weiß. Sparen Sie sich alle Ausflüchte und Entschuldigungen, Hauptsache, Sie kommen mir heute noch mit einem vernünftigen Angebot.« Tschung!, knallte er den Hörer auf.
»Na, wie ist es?« Phil stand in der Tür, mit geschätzt zwanzig Aktenordnern unter beiden Armen. »Kommen Sie?«
»Wohin?«, fragte ich, sofort auf Alarmstufe Rot. Hatte ich einen Besprechungstermin verpasst?
»Zur Vertriebskonferenz, wohin sonst. Haben Sie nicht ein gutes Dutzend Titel auf der Liste für das Frühjahrsprogramm?«
Ich hörte das Blut in meinen Ohren rauschen. Die Vertriebskonferenz - die eine Chance, die wir Lektoren hatten, unsere Titel dem gesamten Marketingteam vorzustellen und schmackhaft zu machen - war für die nächste Woche angesetzt. »Ich glaube, da haben Sie sich im Termin geirrt, Phil«, sagte ich und versuchte Ruhe zu bewahren. »Die Konferenz ist doch erst nächsten Mittwoch.«
Phil starrte mich wortlos an. Auf seinem Gesicht zeigten sich rote Flecken, als hätte er bei Minusgraden Football gespielt. »Sie kann doch wohl nicht - ich glaub’s nicht - Claire, Lulu hat doch der gesamten Belegschaft am Montag eine E-Mail geschickt, dass die Konferenz eine Woche vorverlegt worden ist. Sie findet heute statt, in ungefähr zehn Minuten! Wir haben alle geackert wie verrückt, um unsere Präsentationen fertigzustellen! Sind Sie sicher , dass Sie die E-Mail von ihr nicht bekommen haben?«
Mit bebenden Fingern scrollte ich mich durch meinen Posteingang in Outlook. In der letzten Woche hatte ich keine einzige Nachricht von Lulu erhalten. »Kann es denn tatsächlich sein, dass Lulu allen außer mir eine Mail geschickt hat?«, fragte ich. Eine solche Bösartigkeit mochte ich ihr einfach nicht zutrauen.
»Ich habe auch nichts bekommen«, meldete sich David zu Wort, der hinter Phil aufgetaucht war.
Biest.
Aber ich hatte keine Zeit, mich aufzuregen. Oder Rachepläne zu schmieden.
»Wie viele Minuten habe ich noch genau?«, brüllte ich zu
Phil hin, während ich Richtung Aktenschrank schoss und Schnellhefter herauszog. Zwölf Bücher. Zwölf Bücher, die ich vor dem Marketingteam überzeugend positionieren und präsentieren musste, damit sie wiederum über die entsprechende Positionierung und Präsentation gegenüber unseren Großkunden entscheiden konnten. Meine erste Vertriebskonferenz bei Grant Books - unbestreitbar der wichtigste Termin im ganzen Halbjahr -, und Lulu hatte mich komplett sabotiert!
Panik schob ich übrigens nicht nur wegen der Benachrichtigung in letzter Minute. Vor Publikum zu sprechen, war grundsätzlich nicht mein Ding. Dabei verwandelte ich mich regelmäßig in einen Betonklotz, wurde tierisch nervös und brachte kein vernünftiges Wort heraus. Deshalb hatte ich mich megamäßig vorbereiten, sprich das ganze Wochenende mit meinen Aufzeichnungen zubringen wollen - das konnte ich mir nun abschminken.
»Ich werfe mich als Erster ins Rennen und rede möglichst langsam, um ein paar Minuten extra für Sie rauszuschinden«, sagte Phil, immer noch völlig vor den Kopf geschlagen. »Fünfzehn insgesamt, würde ich sagen. Aber ganz ehrlich, keine Sekunde länger.«
Ich sah zu David, meinem wackeren Mitstreiter, der mir am Aktenschrank bereits zu Hilfe geeilt war. »Sie nehmen die oberen sechs«, kommandierte ich mit einer Geste auf die Liste, die er sich geschnappt hatte, »und ich die unteren. Drei gute Argumente pro Buch. Schlicht und ergreifend.« David nickte und machte sich ans Werk. In stummem, verbissenem Schweigen kritzelten wir Notiz um Notiz und suchten Material zusammen.
»Noch zwei Minuten«, sagte David nach einem Blick auf seine Uhr. »Ich wäre so weit.«
»Ich auch. Ich seh’s mir im Aufzug noch mal durch. Also los!«
Wir rasten zum Aufzug und drückten den Knopf für den dritten Stock. Auf der Fahrt nach unten überflog ich meine Notizen.
»Wo ist der Konferenzraum?«, keuchte ich, als wir einen Kreuzungspunkt von zwei Fluren erreicht hatten.
»Da links -« David deutete auf eine gut zehn Meter entfernte Doppeltür. Ich flitzte hin, stemmte sie auf, und -
»Claire!« Graham sah vom einen Ende eines riesigen, dicht an dicht besetzten Konferenztischs hoch. Das gesamte Lektorat von Grant Books -
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