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Teufel in High Heels

Titel: Teufel in High Heels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bridie Clark Martina Tichy
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vielleicht doch noch nicht ganz.«
    Freundin? Ich war schlicht davon ausgegangen, dass er keine hatte. Eine Freundin, soso … das war allerdings überraschend, und ehrlich gesagt auch eine kleine Enttäuschung. Luke hätte so gut zu Mara gepasst. Schnuckelig, intelligent, mit harmonischem Familienhintergrund, und dazu noch diese sexy dunklen Augen. Und das hinreißende Lächeln - auf so was stand Mara total. Nun denn. So viel zu meinen Kupplerversuchen, aber vermutlich war es sogar besser, dass Luke auch jemanden hatte und nicht auf irgendwelche verkehrten Ideen kam. Ich lehnte mich im Stuhl zurück und nippte entspannt an meinem Wein.
    »Eigentlich habe ich das Gefühl, als würde ich dich schon kennen, durch Onkel Jack«, sagte Luke. »Er schwärmt immer in den höchsten Tönen von dir.«
    »Er fehlt mir so sehr. Bist du schon bei den beiden in Virginia zu Besuch gewesen? Carie hat mir neulich erzählt, dass sie jetzt jeden Tag reitet und Jackson sich zum Wandervogel entwickelt hat.« Bei dem Gedanken musste ich mir ein Lachen verkneifen: Jackson war nun wirklich das Gegenteil eines Naturburschen. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie er sich mit der Machete durchs Unterholz schlug. Ich konnte ihn mir nicht mal in Shorts vorstellen.
    »M-hm. Ich glaube, Wandern heißt für Onkel Jack, sich das Auto nicht vom Hotelpersonal einparken zu lassen.«
    Ich lächelte. »Aber wie kommt er bloß ohne seinen roten Stift durch den Tag? Kennst du irgendwen, der so leidenschaftlich
gern lektoriert wie Jackson? Ich meine, ich habe ihn mit dem Stift schon in gedruckten Büchern Anmerkungen machen sehen.«
    »Oh, ich weiß. Wir sind mal zusammen eine Straße entlanggegangen, und er ist stehen geblieben, um ein Graffito auf der Seitenwand einer Bushaltestellte zu korrigieren. Onkel Jack mag pensioniert sein, aber der rote Stift ist bestimmt noch von morgens bis mitternachts im Einsatz.«
    Ich träufelte Olivenöl auf Mimis frisch gebackenes Brot. »Trotzdem, es muss schon komisch sein, so plötzlich in den Ruhestand zu wechseln. Nicht mehr ins Büro zu gehen. Nicht mehr Vollzeit zu arbeiten. Das kann ich mir nicht vorstellen.«
    »So? Demnach zählst du auch zu den geborenen Lektoren?« Luke lächelte.
    »Na, das wäre vielleicht ein bisschen übertrieben. Aber es liegt mir wirklich sehr. Eigentlich hat mir mein Vater das Lektorieren beigebracht. Von ihm habe ich mein erstes Stilwörterbuch bekommen. Manchmal höre ich noch den Klang seiner Stimme - wie er mir eingeschärft hat, wann ich ›sei‹ und wann ich ›wäre‹ benutzen muss, und wenn er mich dabei erwischt hat, dass ich ›brauchen‹ ohne ›zu‹ gebraucht habe -«
    »Holla, und da hab ich immer gedacht, meine Familie wäre ungeschlagen in puncto unterhaltsame Freizeitaktivitäten«, zog Luke mich auf. »Arbeitet dein Vater denn auch als Lektor?«
    »Er war in erster Linie Dichter, außerdem auch noch Professor an der University of Iowa. Er ist vor etwas über fünf Jahren gestorben.«
    »Mein aufrichtiges Beileid, Claire«, sagte Luke. Er goss
uns beiden Wein nach und sah dann abrupt zu mir hoch. »Moment. Er hieß doch nicht etwa mit Vornamen Charles, oder?«
    »Doch, Charles Truman. Kennst du seine Werke?«
    »Ob ich sie kenne? Ich liebe sie! ›Tranquility‹ hing das ganze College hindurch an der Wand über meinem Schreibtisch! Das Gedicht habe ich bestimmt mehr als hundertmal gelesen! Ich glaub’s nicht - Charles Truman ist dein Vater?«
    Ich strahlte aus allen Knopflöchern. Nach Mom und mir hatte sich Dad nichts mit solcher Hingabe gewidmet wie seiner Dichtung. Dass es Menschen gab, die seine Werke so sehr schätzten, ließ mein Herz höher schlagen.
    »Darf ich Ihnen unsere Spezialitäten für heute aufzählen?«, fragte der Kellner und rasselte auch schon die Liste herunter. Ein Gericht klang köstlicher als das andere. Mir lief das Wasser im Mund zusammen.
    »Vielleicht könnten wir das abkürzen, indem wir Ihnen sagen, was wir nicht wollen«, witzelte Luke mit einem schelmischen Augenzwinkern. Unsere Bestellung machte den Eindruck, als wäre dies nach Monaten auf einer einsamen Insel unsere erste zivilisierte Mahlzeit.
    Die Stunden vergingen wie im Flug. Luke und ich brachten immer neue Themen aufs Tapet - von unseren absoluten Lieblingsautoren (seine: Faulkner und Hemingway, meine: Salinger und Kundera) bis zu unseren Lieblingsärgernissen (seine: Essenreste in den Zähnen, meine: Amerikaner, die ihre Sätze mit britischen Ausdrücken

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