wurde flau im Magen. Mein erstes Wochenende in unserer gemeinsamen Behausung... ohne Randall? O Mann. Konnte ich Deirdre bitten, den Umzug zu verschieben? Ach was, sie hatte sich doch schon so reingehängt.
»Morgen um zehn. Super. Danke, Deirdre.«
»Ach ja, und noch was, Liebes? Randalls Mutter hat sich angeboten, übers Wochenende herzukommen und Ihnen beim Einrichten zu helfen. Damit Sie sich nicht so einsam fühlen, vermute ich.«
Auch dafür bedankte ich mich artig, obwohl es mir erneut den Magen umdrehte. Der Wagen hielt vor Rachels Büro. Ich stieg nach Vivian aus.
»Schon bei der Wochenendplanung?«, fragte sie mit triefendem Sarkasmus in der Stimme, als wir die Treppe emporstiegen. »Ach Claire, wie schön, dass Sie sich bei der Gestaltung Ihres Privatlebens nicht von der Arbeit stören lassen!« Die ätzende Ironie war nicht zu überhören.
Mir fiel wieder ein, was Phil zu mir gesagt hatte, als wir zum ersten Mal nach Feierabend einen trinken gegangen waren. »Für Vivian zu arbeiten, lässt dich früher oder später entweder an Mord oder an Selbstmord denken.«
Damals hatte ich gelacht. Jetzt dämmerte mir, dass er durchaus nicht im Scherz gesprochen hatte. Ich spürte ein bisschen von dem einen wie dem anderen in mir.
Dreizehntes Kapitel
Die Drehung der Schraube
Sally Jones war die typische Hausfrau aus der Vorstadt - bis sie eines Tages Fensterreiniger, Kartoffelauflauf und Elternabende gegen Handschellen, Sexspielzeuge und Orgien eintauschte …
So weit, so schlecht. Ich hatte mich in aller Herrgottsfrühe an den Schreibtisch geschleppt, voller Hoffnung, ein paar Katalogseiten zusammenzustellen, die seit Tagen anstanden, aber das Zeug schlug mir zu sehr aufs Gemüt. Zur Ablenkung glotzte ich auf meinen Kalender. Nur noch ein paar Tage bis zu dem ersehnten Wochenende in Iowa. Fast schon geschafft. Und Randall würde heute Abend auch endlich wieder zu Hause eintrudeln, Gott sei Dank. Die ersten drei Nächte in seiner Wohnung hatte ich in Gesellschaft seiner Mutter und Svetlanas zugebracht - nicht ganz der Auftakt, den ich mir von diesem neuen Kapitel in der Geschichte unserer Beziehung erhofft hatte.
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Ich klickte auf Outlook - weder willens noch imstande, der verlockenden Ablenkung zu widerstehen - und fand eine Anfrage von Mara, wie der Umzug denn verlaufen wäre.
Mara - sie fehlte mir, und zwar wie. In letzter Zeit hatte sie zwei fantastische Kochbücher an Land gezogen und sich mit Fotografen, Autoren und Rezepttestern abgerackert, um
nur ja alles bis aufs i-Tüpfelchen perfekt hinzubekommen. Außerdem hatte sie, zu meiner großen Erleichterung, auch noch das Buch von Mario übernommen, dem gefeierten Küchenchef, den Grant Books so mir nichts, dir nichts hatte fallen lassen. Seit meinem Einstieg bei Grant hatte ich sie eher selten gesehen, doch wir mailten uns regelmäßig - ein schwacher Ersatz für unsere täglichen Schwätzchen, aber immerhin besser als nichts.
Ich wollte gerade antworten, als eine zweite E-Mail von Mara auf dem Bildschirm erschien.
An: Claire Truman (
[email protected] )
Von: Mara Mendelson ( mmendelson@petersandpom fret.com )
Betreff: O-oh
LIES DAS NEUESTE VON LLOYD GROVE - und geh dann schleunigst in Deckung. Mir ist angst und bange um dich.
Im Nu hielt ich die Daily News in der Hand, die ich auf dem Weg zur Arbeit eingesteckt hatte, und blätterte mich zu Groves Kolumne durch. Er hatte meine Chefin schon seit Wochen auf dem Kieker. Offenbar war er unlängst bei irgendeiner glamourösen PEN-Veranstaltung neben ihr platziert worden - oder zumindest nahe genug, um der üblichen haarsträubenden Faszination zu erliegen, die sie auf alle ausübte. In der vergangenen Woche hatte er sich über Vivians »unorthodoxen« Ansatz im Verlagsgeschäft und die ständigen Abgänge verbreitet, die ihr Imprint zu verzeichnen hatte - was ihrer Stimmung, welche Überraschung, nicht sonderlich
zuträglich gewesen war. Heute schüttete er Häme und Spott über ein Buch aus, an dem Lulu gerade saß:
Wer bekommt schon immer, was er … gar nicht will?
Horace Whitney, angesehener linksgerichteter Politexperte und Ex-Berater von Bill Clinton, ließ verlauten, er habe »zeit [seines] Lebens keine derart schmutzigen, niederträchtigen, aufs eigene Wohl bedachten und moralisch verderblichen Praktiken erlebt - und das nach 30 Jahren aktiver Arbeit in Washington«.
Wer oder was hat seinen Zorn erregt? Niemand anders als Vivian Grant, seine