Teufel in High Heels
zulächelte.
»Ach Mensch, wieso müssen wir so bald schon wieder weg?«, jammerte Bea.
»Ach Mensch, wieso warten zu Hause dreihundert Seiten Rohmanuskript auf mich?«, stimmte ich in ihr Klagelied ein.
Harry und Luke waren warm verpackt zu einer kleinen Wanderung aufgebrochen, wir hingegen - Bea, Mom und ich - saßen immer noch im Bademantel in unserer neuen minzgrünen Küche und schwatzten. Seit Monaten hatte ich mich nicht mehr so rundum glücklich und entspannt gefühlt - abgesehen von dem Sonntagsblues, der mich nun plötzlich überkam.
Wir hatten die Party durchgekaut, die ein durchschlagender Erfolg gewesen war - die Gäste waren bis zwei Uhr morgens geblieben (was in Iowa so viel hieß wie in New York »bis zum Morgengrauen«), und danach hatten wir fünf es uns noch mit ein paar Flaschen Wein vor dem Kamin gemütlich gemacht.
»Hilf mir auf die Sprünge: Wie lange arbeitest du noch für dieses Drachenweib?«, fragte Bea.
»Fünf Monate und eine Woche.« Klang absehbar und erschien doch wie eine Ewigkeit. Ab der guten Hälfte wurde jeder Marathonlauf zäh.
»Ehrlich gesagt bin ich mir nicht ganz sicher, ob ich dieser Vivian etwas abgewinnen kann«, kam es stockend von Mom. Bea und ich hoben den Blick von unseren Kaffeebechern. Jackson und meine Mutter lebten strikt nach dem gleichen Motto: »Wenn du nichts Nettes zu sagen hast, solltest du lieber gar nichts sagen.« Nicht sicher zu sein, ob sie Vivian etwas abgewinnen konnte, war - aus Moms Mund - eindeutig eine Kampfansage.
»Ich kann ihr ganz sicher nichts abgewinnen«, gab ich zur Antwort, mit einem Mal schier überwältigt von dem Elend, am nächsten Morgen wieder antreten zu müssen. Wochenlang hatte ich in Erwartung dieses Ausflugs nach Iowa gelebt - doch so wunderbar die letzten vierundzwanzig Stunden gewesen waren, so schnell waren sie auch vorüber. Jetzt hieß es: zurück in die Realität, zurück nach New York, zurück zu Grant Books. »Wieso kann ich mich nicht lebenslang krankmelden und noch eine Woche hierbleiben. Oder ein ganzes Jahr. Mich einfach unter der Decke verstecken.« Ich lachte gezwungen, dabei klang es doch so gut.
»Schätzchen, du weißt, wir zwei stecken immer unter einer Decke.« Mom lächelte. Ihr lag offensichtlich noch mehr auf der Zunge, doch sie hielt sie im Zaum. Stattdessen schnitt sie mir noch ein Stück von ihrem selbstgebackenen Apfelkuchen ab, der köstlichen Zugabe zu unserem Frühstück.
»Ach übrigens«, raunte Bea uns zu, »war schon jemals wer so verknallt in dich?«
»Wer? Was? Wovon redest du, Bea?«
»Von Käpt’n Traumschiff, Claire. Luke! Wieso hast du nie einen Ton gesagt, wie süß der Kerl ist? Du hättest ihn sehen sollen, als du gestern Abend das Gedicht vorgetragen hast. Er hat dir praktisch jedes Wort von den Lippen abgelesen.«
»Es ist ein tolles Gedicht, Bea« - ich spürte, wie mir die Röte in die Wangen schoss -, »und wir sind gute Freunde. Wir, äh, wir sind ein tolles Arbeitsteam.«
»Also ich finde ihn wunderbar«, erklärte Mom, »und dazu sieht er auch noch so gut aus!«
»Ja, Mom, aber Randall ist auch ganz wunderbar. Und schlägt in puncto Aussehen wohl so ziemlich alle Männer, die ich kenne. Und er ist -«
»Er scheint mir sehr, sehr nett zu sein«, sagte mein liebes Mütterlein. »Ich hätte absolut nichts dagegen, ihn noch besser kennenzulernen.«
»Ihr könnt euch ja gar nicht vorstellen, wie stinkig Randall war, als ihm dieser Deal in die Quere kam - habe ich euch überhaupt schon gezeigt, was er mir geschenkt hat, um mir zu zeigen, wie leid es ihm tut, dass er dieses Wochenende nicht dabei sein kann?« Ich hielt ihnen mein Handgelenk mit dem goldenen Armband hin und wäre am liebsten sofort im Boden versunken. Selbst mir war klar, wie lahm ich mich anhörte - aber dass meine Mutter und meine beste Freundin so glasklar auf Luke ansprangen, ließ mich wider Willen in Verteidigungshaltung gehen. Nie im Leben wäre ich auf den Gedanken gekommen, dass sie Luke beziehungsmäßig in Betracht ziehen könnten - wo ich doch Randall hatte, meinen perfekten, hauseigenen Freund, daheim in New York. Und damit weg vom Markt war, weg, weg, weg.
»Das ist aber hübsch!«, sagte Beatrice fröhlich. »Wie süß von ihm.«
Mom nickte. »Es ist ganz reizend, Claire.«
»Wisst ihr, ich glaube wirklich, Randall könnte … derjenige welcher sein!«, platzte ich heraus.
»Wirklich? Na, in dem Fall kann ich es tatsächlich kaum erwarten, ihn bald wiederzusehen!«, rief Mom.
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