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Teufel ohne Gnade Kommissar Mor

Teufel ohne Gnade Kommissar Mor

Titel: Teufel ohne Gnade Kommissar Mor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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eine oberflächliche Untersuchung auf die Minute genau sagen kann. Dieses wird erst die Obduktion der Leiche ergeben. Ich habe schon alles angeordnet, daß die Leiche sofort zu mir übergeführt wird und in etwa zwei Stunden können Sie von mir den genauen schriftlichen Bericht erwarten. Aber wenn Sie schon jetzt eine nichtamtliche Prognose von mir haben wollen, so glaube ich mit neunzigprozentiger Sicherheit sagen zu können, daß der Tod noch vor Mitternacht eingetreten ist."
    „Thanks, Doc! — Ich glaube mit dieser Zeitangabe die Ermittlungen schon aufnehmen zu können."
    Schon wollte Kommissar Morry seinen Weg fortsetzen, als er noch einmal stehenblieb und eine weitere Frage an den Polizei-Arzt richtete: „Doc, ich habe so das Gefühl, daß die Fundstelle nicht der eigentliche Tatort ist. Vielmehr glaube ich, daß man lediglich die Leiche hierhergeschafft hat, nachdem das Verbrechen an einem anderen Ort stattgefunden hatte. — Was meinen Sie dazu?"
    „Schwer zu sagen, Morry! — Eines steht jedenfalls fest. Allzu lange hat der Tote nicht auf einem festen Untergrund gelegen. Hierzu fehlen die sogenannten Totenflecken an den Aufschlagstellen wie Beine, Gesäß oder Schultern. — Warten Sie aber meinen Bericht ab. Auch darauf werde ich mein Augenmerk legen."
    „Okay, Doc! — Schicken Sie mir den Bericht nur in meine Office, ich werde mich wohl den ganzen Sonntag mit diesem Fall beschäftigen müssen."
    „Geht in Ordnung, Kommissar!"
    Morrys nächster Weg galt dem Zimmer, in dem sich zwei Detektive der Mordkommission nur flüsternd unterhielten und die in einer Zimmerecke damit beschäftigt waren, die Utensilien, die jeder Mann so mit sich zu tragen pflegt, aus der Kleidung des Toten zu holen, um sie zu untersuchen. Der Tote selbst lag auf einer Bahre, und ein weißes Tuch bedeckte die leblose Hülle des Lords. Wenige Augenblicke nahm Kommissar Morry das Tuch beiseite. Was er so oft schon bei Ermordeten festgestellt hatte, sah er auch nun wieder. Dieser Mann mußte kurz vor der gräßlichen Tat seinen Mörder erkannt haben. Deutlich zeichneten sich noch Grauen und Entsetzen im Antlitz des Toten wider. Aber noch war es so, daß er das Geheimnis seines Mörders mit in das Grab nehmen würde. Was wußte Kommissar Morry schon in diesem Augenblick von dem Mörder, dessen tierische Krallen sich in den Hals des Lords eingeschlagen und deutlich genug ihre Zeichen hinterlassen hatten. „Nichts."
    Aber es sollte anders kommen! — Noch einmal warf Kommissar Morry einen Blick auf den Toten. Nachdenklich verließ er dann den Raum. Sein Gesicht hatte sich während des kurzen Aufenthaltes an der Bahre des Ermordeten merklich verfinstert. Sein eckiges Gesicht verriet mehr denn je außerordentliche Willensstärke und Intelligenz. — Ein gnadenloser Kampf gegen die noch unbekannte Bestie Mensch nahm seinen Anfang. Nicht so ruhig oder gar im Flüsterton ging es einige Zimmer weiter zu. — Konstabler Souden, der dienstälteste Beamte der Mordkommission, hatte, wie er selbst bei Antritt seines Nachtdienstes orakelte, das Pech, den erkrankten Leiter der Mordkommission zu vertreten. Mit Rücksicht auf seine bisher gezeigten Kenntnisse und Erfahrungen auf diesem Spezialgebiet, hatte man es damit bewenden lassen und bei dem plötzlichen Ausfall des Officers keinen anderen Oberbeamten als Leiter für die Nacht ernannt. Die Nacht verlief auch wie erwartet ruhig. Schon wollten die Boys zur Dienstübergabe rüsten, als der Anruf des Imperial-Gas Works erfolgte. Die Meldung: „Eine männliche Leiche aus dem River-Lea geborgen!" brachte Bewegung in die kleine Spezialtruppe. Konstabler Souden ging mit Feuereifer zu Werke. Innerhalb kürzester Zeit hatte er seine Boys flott gemacht, den Doc aus seinem Schlaf getrommelt, und in rasender Fahrt waren sie zu der angegebenen Stelle am River- Lea gejagt. Jetzt konnte er beweisen, was in ihm steckte. Aber schon die Identifizierung des Toten brachte seinem Selbstvertrauen einen starken Riß bei. Von seinen Worten: „Boys, die Sache schütteln wir uns nur so aus dem Handgelenk heraus!" war in der Tat nichts mehr zu spüren. Unschlüssig stand er im Kreise seiner Kollegen. — Alles was sonst Routinearbeit der einzelnen Männer war und ohne Aufforderung des Leiters auch ausgeführt wurde, schien heute auf eine ausdrückliche Anordnung von Souden zu warten. Es war keine Gehässigkeit oder etwa Bosheit gegenüber dem älteren Konstabler, daß die Boys nicht so recht und vor allen Dingen nicht mit

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