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Teufel ohne Gnade Kommissar Mor

Teufel ohne Gnade Kommissar Mor

Titel: Teufel ohne Gnade Kommissar Mor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Herrschaft ausgespien hatten, hielt er direkt unter dem überdachten Eingang.
    „Kopf hoch, Mädel!" machte er ihr Mut.
    „In zwei Stunden ist alles vorbei, und dann, hole ich dich hier ab."
    Nachrollende Wagen ließen keine weitere Unterhaltung zwischen ihnen aufkommen. Noch einmal nickte William Haggerthy der Frau aufmunternd zu, dann sah er sie leichtfüßig durch den Eingang schreiten und in der großen Vorhalle untertauchen. Eine heiße Welle der Freude durchrieselte seinen Körper, als er den schnittigen Wagen wieder auf Touren brachte und über die Bridge-Road dahinrollte. — Seine Stimmung wurde auch nicht schlechter, als die tiefhängenden Wolken ihre Schleusen weit öffneten und die dicken Tropfen trommelnd auf das Dach seines Wagens schlugen. Ihm machte es im Augenblick gar nichts aus, er saß ja im Trockenen.  
    Auch noch anderen Menschen schien der niedergehende Regenschauer an diesem Abend nichts auszumachen. Einer von ihnen war Lord Craffield. Er stampfte zu dieser Zeit am Ufer des Long-Water durch das aufgeweichte Erdreich seinem Lieblingsplatz zu. Dort, wo der künstliche See seine nördlichste Stelle erreicht hat und sich nach einer schmalen Landzunge die Jenner Fountains anschließen, war er viele Abende anzutreffen. Hier saß der einsame Mann dann Stunde um Stunde und beobachtete träumerisch das Spiel der Wellen. Oftmals kam es vor, daß er so in Gedanken versunken war und kaum die zappelnden Fische an den von ihm ausgelegten Angeln bemerkte. Dieser Umstand sollte sich an diesem Abend für viele Menschen sehr nachteilig auswirken. In erster Linie aber für seine Person selbst.
    Kaum hatte er seine Geräte ausgelegt, da hockte er sich auch schon auf seinen Stockstuhl nieder und vergaß seine Umgebung. Schwere Sorgenfalten gruben sich in sein Gesicht ein. Immer wieder mußte er an die Worte seines Stiefbruders denken. ,War es richtig, daß er nur aus gekränkter Eitelkeit seine Nichte enterben wollte? — War ihr Lebenswandel gar so schlecht und verwerflich, wie er es sich immer wieder eingeredet hatte? — Und konnte er Louis Aden trauen, der ihn in dieser Ansicht stets unterstützte? — Was hatte das alles zu bedeuten? — Was . . .? Müde und gequält sackte er tiefer in sich zusammen. Er konnte sich noch keine endgültige Antwort auf diese Fragen geben. So sehr er auch bemüht war, eine gerechte Entscheidung zu fällen, immer wieder standen dem Argumente entgegen, die nicht von der Hand zu weisen waren. Schließlich gab er es ganz auf. Sein Geist schien plötzlich ausgebrannt zu sein. Keines klaren Gedankens mehr fähig, blickte er stumm in sich versunken auf das Wasser. Minuten vergingen, ohne daß Lord Craffield auch nur ein Glied rührte.
    Plötzlich wurde das eintönige Winseln des Windes und das leise Rauschen der Wellen durch ein hohles Knacken eines Astes gestört. Erschreckt zuckte Lord Craffield zusammen. Scheu blickte er sich nach der Ursache dieses Lautes um — und erstarrte.
    Wie aus dem Boden gewachsen, stand keine Armlänge hinter ihm eine Gestalt. Schemenhaft, wie sie aufgetaucht war, schob sie sich noch näher heran. Gebannt schaute Lord Craffield in zwei Augen, die höhnisch grinsend auf ihn herabsahen. — Sein Atem stockte. Aus seinem Gesicht wich auch die letzte Farbe, als er den Mann erkannte, in dessen Gesicht ein diabolischer Triumph aufblitzte. — Gleichzeitig schoß eine heiße Blutwelle durch seine Adern. Abwehrend streckte er die Hände vor, wollte sich erheben... Zu spät! — Um seinen Hals hatten sich bereits zwei brutale Hände gelegt und preßten ihm die Luft ab. „Hilfe!" wollte Lord Craffield rufen. Aber nur ein Röcheln entrang sich seiner Brust. Tausend Funken begannen vor seinen Augen zu sprühen. Er bekam keine Luft mehr. Augenblicklich verlor er das Bewußtsein. Langsam erschlaffte der Körper des Lords unter den Händen seines Mörders. Er merkte schon nicht mehr, daß er hochgehoben wurde, um seine letzte Fahrt auf dieser Welt anzutreten . . . Wenig später lag der Ort des gräßlichen Verbrechens wieder im eintönigen Winseln der leichten Brise.
     
    *
     
    Kommissar Morrys Traum, einen ruhigen Sonntag zu verbringen, zerplatzte schon gegen acht Uhr des folgenden Tages. Eben wollte er mit sichtlichem Appetit sein Frühstück beginnen, als das Telefon in seiner Wohnung zu rasseln begann. Mit kritischen Augen schaute er zunächst zu dem Störenfried herüber. Dreimal noch ließ er den Klang der unglückseligen Erfindung, wie er im Augenblick die

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