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Teufel ohne Gnade Kommissar Mor

Teufel ohne Gnade Kommissar Mor

Titel: Teufel ohne Gnade Kommissar Mor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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herausgeschält.
    ,War es wirklich Mord?' hieß die erste dieser Fragen. Morry bejahte sie. Es war ja auch nicht schwer, zu dieser Annahme zu kommen. Nun, da war zunächst der Anruf seines Sektionspräsidenten, dessen Eingreifen stets auf dicke Luft schließen ließ. — Und wenn Morry auch nichts Genaues von seinem Vorgesetzten erfahren hatte, so sprach der Fundort der Leiche eine um so deutlichere Sprache. Lord Craffield tot aus dem River-Lea geborgen, konnte nur Mord heißen. Etwas anderes gab es seiner Meinung nach nicht . . .
    So leicht die erste Frage auch beantwortet zu sein schien, gab ihm die zweite Frage um so mehr Rätsel auf. ,Wer war der Täter und welches Motiv mochte dieser bei der Ausführung der Tat gehabt haben?' Viele Gründe kamen, hierfür in Betracht. —
    War es nur ein primitiver Raubmord eines heruntergekommenen Subjekts? Eines Menschen, dessen Unterschlupf und Arbeitsfeld das Londoner Hafenviertel war, und der den alten Lord unter irgendeinem Vorwand in die düstere Gegend von Bromley gelockt hatte? War es der Racheakt eines Standesgleichen? Eines Angehörigen der sogenannten vornehmen Gesellschaft, der so borniert war und ehrenhafte Beweggründe vorschob? — Oder war es gar Habgier eines Familienangehörigen? Wollte da etwa einer vorzeitig in den Genuß seines Erbteils kommen? Kommissar Morry nahm sich vor, dieser letzteren Kategorie eine ganz besondere Beachtung zukommen zu lassen. Als Morry das große Tor des Imperial-Gas Works passiert hatte, sah er schon vor dem weitläufigen Verwaltungsgebäude die stadtbekannten Flitzer seiner Kollegen stehen. Unverkennbar hob sich der schwarze Spezialwagen der Mordkommission zwischen den kleinen Personenkraftwagen ab. Wo immer auch dieser schwarze Mordwagen auftauchte, stets umgab ihn ein eigenartiges Fluidum. Die eigene Wirkung dieses Wagens lag darin, daß man einen Hauch der brutalen Verbrechen des Todes zu spüren glaubte. Auch Kommissar Morry empfand es wieder einmal mehr, und wie immer, so wurde auch diesmal sein Haß gegen die entmenschten Bestien und Urheber der Gewaltverbrechen geschürt. Kantig traten seine Kinnladen hervor. Seine Augen bekamen einen harten Glanz. Ein unbeugsamer Wille, den gemeinen Mörder zur Strecke zu bringen, beseelte ihn.
    Noch bevor er seinen Wagen verließ und das Gebäude betrat, wußte er, daß es bis zur Erreichung dieses Zieles ein muhe- und gefahrvoller Weg werden würde. —
    Auf dem langen Gang des Verwaltungsgebäudes wurde ihm bereits eine seiner vordringlichen Fragen zur Gewißheit. Er brauchte nicht erst danach zu fragen, denn das Gesicht des Doc, der eben aus einem Zimmer kommend den Gang betrat, sagte ihm genug. — Die immer etwas gebeugte Gestalt des Police-Docs wirkte kleiner als sonst. Müde kam er auf den jungen Police-Kommissar zu. Keinen halben Meter entfernt blieb er vor Morry stehen.
    „Kommissar, ich verstehe es immer weniger, welcher Teufel uns wohl geritten haben mag, daß wir zur Polizei gingen."
    Morry wußte, was dieser grauhaarige Mann mit diesen Worten sagen wollte. Verdammt, es war auch wirklich kein Vergnügen, ständig in das starre Gesicht eines Toten schauen zu müssen. Weniger noch in das eines Menschen, dessen Ende so plötzlich über ihn hereingebrochen war. Schrecken und Furcht hatten stets ihre grausame Schrift in deren Totenmasken hinterlassen. „Doc, wir werden wohl nichts mehr daran ändern können. Jeder muß auf dieser schönen Welt sein Päckchen tragen, das ihm die Vorsehung aufgebürdet hat", meinte Morry ernst.
    Bejahend nickte der Police-Doc mit seinem grauen Schädel. Indem er einmal geräuschvoll die Luft aus seinem Brustkasten entweichen ließ, meinte er: „Nun dann, Morry! — Ich habe mein Bündel aufgeschnallt, jetzt sind Sie dran. Dort drinnen liegt der Ermordete. Gehen Sie hinein, und Sie werden meine Worte bestätigt finden."
    „Einwandfreier Mord, Doc?"
    „Yes Morry — da ist auch gar nichts mehr dran zu rütteln. Lord Craffield ist ermordet worden, und zwar wurde er erwürgt. Erwürgt nicht etwa mit einer Schlinge oder sonst irgendeinem Hilfsmittel, sondern mit den bloßen Händen. — Es muß ein verdammt roher Geselle gewesen sein, denn der Kehlkopf des Toten weist eine doppelte Fraktur auf und liegt nun tief in der Luftröhre."
    „Doc, haben Sie schon feststellen können, um welche Zeit der Tod eingetreten ist?"
    Einen Augenblick überlegte der Doc und zog dabei seine Stirn in tausend Falten.
    „Morry, Sie wissen ja, daß man dieses nicht durch

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