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Teufel - Thriller

Teufel - Thriller

Titel: Teufel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer David Weiss
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    Waren sie die wahren Todesengel des Herrn?
    Bertucci fröstelte trotz des warmen Wassers. Fragen über Fragen und keine Antworten in Sicht. War es Zufall gewesen, dass Scaglietti und Bertani ausgerechnet dann im Archiv auftauchten, als auch der Advocatus Diaboli selbst die ersten Recherchen anstellen wollte? Bertucci hatte seinen Freund Rossotti gestern nicht weiter gedrängt, nachdem Pro Deo mit Originaldokumenten einfach abgezogen war – was einen eklatanten Verstoß gegen alle Regeln bedeutete und eigentlich ein Köpferollen nach sich ziehen müsste.
    Aber heute würde Bertucci nachstoßen müssen. Der Papst hatte ihm in dem Sechs-Augen-Gespräch keine direkten Aktionen nahegelegt, aber der Advocatus Diaboli wusste, was Seine Heiligkeit von ihm erwartete. Auch wenn die Geschichte unwahrscheinlich war, irgendwer musste ihr nachgehen.
    Der Kardinal wollte sich gerade einseifen, da läutete das Telefon.
    »Wer zum…«, murmelte Bertucci und stieg hastig aus der Wanne. Fast wäre er ausgerutscht, aber er fing sich wieder, schlang rasch ein Handtuch um seine Hüften und eilte, eine Spur von Wasserpfützen hinterlassend, ins Wohnzimmer.
    »Bertucci«, meldete er sich unwirsch.
    »Kleinert. Habe ich Sie aufgeweckt?«, kam es leise durch die Leitung. Die Stimme ließ die Laune des Kardinals um weitere zehn Punkte sinken.
    »Nein, ich schlafe niemals, wie das Böse«, gab Bertucci ironisch zurück. »Beginnen Sie Ihren Diätplan jeden Tag so früh, Eminenz?« Er klemmte sich das Telefon zwischen Schulter und Ohr, hielt das Handtuch fest und machte sich so auf den Weg zurück ins Bad.
    »Man tut, was man kann, um das Wohnhaus der Seele angenehm geräumig zu halten«, säuselte Kleinert glucksend. »Erinnern Sie sich an Lenin, Bertucci?«
    »Sie meinen den alten Revolutionär? Nicht direkt, der war vor meiner Zeit.« Der Kardinal stieg wieder in die Wanne. »Wieso? War Lenin Frühaufsteher?«
    »Er stellte einmal die klassische Frage › Wie viele Divisionen hat der Papst? ‹ «, erinnerte ihn Kleinert. »Schon vergessen?«
    »Und die Antwort?«, gab Bertucci schlecht gelaunt zurück. »Ich hasse Geschichtsrätsel vor acht Uhr.«
    »Zwei – die Schweizergarde und Pro Deo«, antwortete der Kardinaldekan leise. »Beide äußerst effektiv.«
    Bertucci horchte auf. »Was wollen Sie mir damit sagen?«
    »Heute in den frühen Morgenstunden ist die leitende Archivarin des Vatikanischen Geheimarchivs, Dottoressa Maria Zanolla, tot aufgefunden worden. Sie wissen, von wem ich spreche?«, erkundigte sich Kleinert, und Bertucci glaubte, einen süffisanten Unterton in seiner Stimme zu hören.
    »Ja, ich bin ihr gestern noch begegnet«, erinnerte sich der Kardinal erschüttert. »Zanolla. Schmächtig, dunkelblond, immer freundlich,
    hilfsbereit und sehr professionell.«
    »Wir meinen die gleiche«, gab Kleinert gnädig zurück.
    »Wir wollten uns zum Abendessen verabreden, sie arbeitete an einem Thema, von dem sie mir unbedingt erzählen wollte. Furchtbar. Was ist passiert?« Bertucci ließ heißes Wasser nachrinnen.
    »Haben Sie schon gefrühstückt?«, erkundigte sich der Deutsche mit falscher Fürsorglichkeit. »Ich hoffe nicht, es ist nämlich nicht sehr… sagen wir, appetitlich.«
    Dem Advocatus Diaboli wurde mit einem Schlag klar, warum Kleinert niemand leiden konnte. Abgesehen von seinen intriganten Winkelzügen, wenn es um Kirchenpolitik und Machtfragen ging, war er einfach nur ein fetter Kotzbrocken. Bertucci schwieg und hütete sich davor, dem Kurienkardinal den Gefallen zu tun und nachzufragen. Das jedoch tat dem Eifer des Deutschen keinen Abbruch.
    »Sind Sie noch da, Bertucci?«, fragte Kleinert. »Oder sind Sie in Ihrer Wanne untergegangen? Ich höre das Wasserplätschern bis hierher.«
    »Gott erhalte Ihnen Ihr feines Gehör«, ätzte Bertucci, »im Vatikan gibt es viele dicke Türen.«
    Die Leitung blieb still, und Bertucci machte sich Hoffnungen, den Kurienkardinal vergrämt zu haben.
    »Sie wurde heute um sechs Uhr von ihrer Putzfrau gefunden«, sagte Kleinert dann unvermittelt. »Dottoressa Zanolla badete in ihrem eigenen Blut. Sie hatte sich in die Badewanne gesetzt, sich erst die Pulsadern aufgeschnitten und dann mit einer großkalibrigen Pistole in den Kopf geschossen. Ihr Gehirn war über den halben Raum verteilt und klebte an den Fliesen.«
    Bertucci wurde schlecht.
    »Seltsamerweise fand die Polizei die Fingerabdrücke der linken Hand an der Pistole. Zanolla war aber Rechtshänderin«, fuhr Kleinert

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