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Teufel - Thriller

Teufel - Thriller

Titel: Teufel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer David Weiss
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eine einzige Wahl – unterzutauchen in einem Schattenreich, wo ihn keiner kannte.
    Er würde selbst zu einem Schatten werden.
Apostolischer Palast, Vatikanstadt, Rom/Italien
    U m sein Büro beneideten Kardinal Paolo Bertucci viele, um seinen aufreibenden Job jedoch nur wenige. Der Blick auf die Via del Belvedere aus den Fenstern seiner Amtsräume im zweiten Stock des Apostolischen Palasts, nahe dem Nikolas-Turm, war malerisch. Doch dafür würde Bertucci an diesem Vormittag keine Zeit haben. Mit seiner übergroßen Aktentasche bewaffnet, wieselte der Italiener durch die Gruppen von Geistlichen, die sich offenbar gegen ihn verschworen hatten und auf der Treppe an den unmöglichsten Plätzen ein Schwätzchen hielten. Mit zahlreichen »Scusate!« und »Permesso!« zwängte sich Bertucci zwischen den Plaudernden hindurch.
    »Habt ihr kein eigenes Büro?«, murmelte er verdrießlich, nahm jeweils zwei Stufen auf einmal und sprintete in den nächsten Stock.
    Ein Blick auf seine Armbanduhr ließ ihn abermals beschleunigen. Er hasste es, zu spät zu kommen, und der Anruf Kleinerts heute früh hatte sein Tagesprogramm schon genug durcheinandergebracht.
    Der Mann, der bereits in Bertuccis Büro wartete, war Leiter der zweiten Sektion des Vatikanischen Staatssekretariates und damit einer der mächtigsten Männer im Kirchenstaat. Erzbischof Carlo Lamberti war der Außenminister des Vatikans, seit fünf Jahren zuständig für die Beziehungen der römisch-katholischen Kirche zu den verschiedensten Staatsregierungen. Lamberti, ein Süditaliener mit einem beeindruckenden Schnauzbart und einem volltönenden Lachen, das ansteckend war, strafte sein joviales Aussehen Lügen, wenn er erst einmal in Verhandlungen einstieg. Das hatten bereits mehrfach Diplomaten zahlreicher Staaten zähneknirschend zur Kenntnis nehmen müssen. Viele waren auf die humorvolle und umgängliche Art Lambertis hereingefallen und hatten am Ende der Konkordatsverhandlungen feststellen müssen, dass der Außenminister des Vatikans härter als das Holz des runden Tisches war, wenn es um Detailfragen ging.
    Lamberti war ein weit gereister, weltgewandter Gesandter, den eine lange Freundschaft mit Bertucci verband. Sie waren sich in vielen Dingen ähnlich und respektierten sich gegenseitig. Wo Lamberti nicht mehr weiterkam und in seinen Vermittlungen scheiterte, war in der Vergangenheit oft Bertucci eingesprungen und hatte unauffällig und mit Fingerspitzengefühl manche verfahrene Situation gerettet.
    Als die Tür des Büros aufflog und Bertucci hereinstürmte, Kopf voran, die Tasche fest unter seinen Arm geklemmt, fuhr der Außenminister des Vatikans herum. Er war am Fenster gestanden und hatte die Aussicht bewundert.
    »Lass mich raten, Paolo«, grinste Lamberti, als er den missmutigen Ausdruck auf dem Gesicht seines Freundes sah, »deine Vespa ist nicht angesprungen, und du hast sie zur Strafe exkommuniziert. Diesen Tag werde ich im Kalender ankreuzen. Du bist drei Minuten zu spät.«
    »Bohr nur in meiner Wunde, Carlo«, erwiderte der Advocatus Diaboli. »Ich hatte heute schon das Vergnügen, mein Bad mit Kleinert zu teilen.«
    »Seit wann baden die Eminenzen zusammen?«, erkundigte sich Lamberti erstaunt. »Dass mir die Presse davon keinen Wind bekommt!«, fügte er noch gut gelaunt hinzu.
    »Gott bewahre«, wehrte Bertucci ab, »das fehlte noch. Im Gegenteil – er hat mich aus der Wanne geholt.« Der Advocatus Diaboli deponierte die Aktentasche auf dem Schreibtisch und schüttelte seinem Freund die Hand. Dann erzählte er ihm von dem Telefongespräch und dem mysteriösen Tod der Archivarin.
    »Entsetzlich!« Lamberti war erschüttert. »Und seltsam zugleich, da muss ich Kleinert recht geben. Hast du schon mit Rossotti darüber gesprochen? Er war schließlich ihr Chef.«
    Bertucci verneinte kopfschüttelnd. »Ich habe versucht, ihn anzurufen, aber es war die Mailbox dran. Wahrscheinlich war er schon in einer Krisensitzung. Auch ein Grund, warum ich zu spät zu unserem Termin gekommen bin.«
    Der Außenminister winkte ab. »Mach dir nichts draus, Paolo. Du wolltest mich sprechen?«
    »Ja, wegen meiner geplanten Reise im Auftrag des Heiligen Vaters«, antwortete Bertucci. »Wie du weißt, plant Seine Heiligkeit im Herbst einen Besuch in England und Irland. Nun hat er mich gebeten, das Terrain zu sondieren und vorzufühlen, wie die Stimmung in der Bevölkerung und in den Medien ist. Nach den Vorfällen um die Piusbruderschaft und den zahlreichen

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