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Teufel - Thriller

Teufel - Thriller

Titel: Teufel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer David Weiss
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einem Ort, habe ich den Eindruck.«
    Berner seufzte theatralisch und sah Wagner zu, der genussvoll seine Cremeschnitte vernichtete. Dann überlegte er sich, einen zweiten Espresso zu bestellen.
    »Warum mussten wir eigentlich den Wecker so zeitig stellen?«, fragte er den Reporter. »Noch zwei Stunden länger schlafen hätte gutgetan.«
    »Schon vergessen? Wir wollten uns um die beiden Erkennungsmarken kümmern, nachdem gestern der Informant aus dem Kriegsarchiv kläglich versagt hat.« Wagner schaufelte die letzte Gabel voll Schlagobers in seinen Mund. »Außerdem kenne ich einen gewissen Kommissar, der die Marken wieder an seine Kollegen zurückgeben muss, weil die sonst kaum eine Identifizierung der beiden Toten im Kriegerdenkmal vornehmen können.«
    »Die haben es nicht mehr eilig nach all den Jahren«, brummte Berner und leerte seinen Kaffee.
    Eddy blickte den Kommissar überrascht an. »Habe ich das soeben richtig verstanden? Sie haben Beweismittel unterschlagen?«
    »Nur ausgeborgt«, wiegelte der Kommissar ab.
    Wagner nickte. »Und da wäre noch die 666 und die Truppe im blauen Volvo, schon vergessen?«
    Eddy beugte sich vor. »666? Blauer Volvo? Warum weiß ich davon nichts?«
    »Wenn du mich in die Stadt mitnimmst, Eddy, dann erzähle ich dir die Einzelheiten und verzichte sogar auf den zweiten Kaffee«, meinte Berner und grinste den Reporter an. »Das erspart mir einen weiteren Höllenritt. Ich besuche eine Mietwagenfirma, und Sie machen das Kriegsarchiv unsicher. Wir sehen uns später!«
    Während Paul zahlte, fragte er sich, ob er nicht zuerst den Fall des toten Pfarrers im Beichtstuhl recherchieren sollte. Doch dann entschied er sich dagegen. Zuerst das Kriegsarchiv, dann würde er weitersehen.
    Etwas anderes beunruhigte Paul viel mehr. Er fragte sich, was Georg so Dringendes zu erledigen hatte, dass er sich nicht meldete.
9. März 1790, Kloster Lucedio, Piemont/Königreich Sardinien
    B althasar Jauerling stieg vorsichtig die Treppen in die verborgene Gruft hinunter. Vor sich hörte er Musik und die Schritte von Abbé Ferrand. Jauerling ertastete die Kanten der Stufen mit seinem Stock und stützte sich zusätzlich an der Wand ab. Die Treppe wand sich durch völlige Dunkelheit, nur ein Lichtschein von weiter unten warf Reflexe auf den nassen Boden. Endlich tat sich ein relativ hohes und rundes Gewölbe auf. Die flache Kuppel, makellos mit doppelt gebrannten Ziegeln ausgeführt, ließ den Raum bedrückend wirken.
    In der Mitte gähnte ein rundes, schwarzes Loch.
    Im Licht der Fackeln beugte sich Jauerling vor. Die Schwärze des Abgrundes war undurchdringlich, die Tiefe der Öffnung nicht einmal zu erahnen. Er zog eine der Fackeln aus der Verankerung und hielt die Flamme über seinen Kopf.
    Dabei sah er sie.
    Auf zwölf steinernen Hockern, die aus der Stützwand des Gewölbes ragten, saßen die Mumien mehrerer Äbte. Die vertrockneten Leichen trugen festliche Ornate, ihre leeren Augen waren auf das Loch in der Mitte des Gewölbes gerichtet. Die Gesichter der Toten waren eingefallen, ihre Haut braun und lederig. Die geschlossenen Lider waren tief in die Augenhöhlen gesunken, während sich die Lippen der Männer zurückgezogen hatten und den Blick auf ihre Zähne freigaben.
    Jauerling kniff die Augen zusammen und betrachtete einen nach dem anderen aufmerksam. Die Mumien trugen Brustkreuz und Stab, und der Schnitt ihrer Gewänder bewies, dass sie aus unterschiedlichen Zeitaltern stammten.
    Jauerling nahm den silbernen Griff seines Stockes fester in die Hand. Es stank nach fauligem Grundwasser und feuchtem Erdreich. Die schrillen Töne der durchdringenden Musik zerrten an seinen Nerven.
    »Was ist das hier?«, zischte er dem Abbé zu.
    »Ich weiß es nicht genau«, flüsterte der Jesuit und legte den Zeigefinger auf die Lippen. »Das sind die Wächter, sagt Anselmo. Ihr müsst leise sein, sie spüren, dass wir da sind. Nur Anselmo lassen sie in Ruhe. Warum, wissen wir nicht.«
    »Humbug!«, protestierte Jauerling und ging zu einem der Äbte. Er betrachtete den brüchigen Stoff, der reich mit Goldfäden und Stickereien verziert war, das prunkvolle Brustkreuz und die vergilbten Haarsträhnen auf dem geschorenen Kopf des Toten. »Der hier stammt aus dem späten 15. Jahrhundert, oder?« Er drehte sich zu dem Franzosen um, der zustimmend nickte.
    Jauerling rückte mit der Spitze seines Stockes das Pektoral des Abtes ins flackernde Licht der Fackeln, um es deutlicher zu sehen. Es war ein Nagelkreuz über einem

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