Teufel - Thriller
ihren neuesten Forschungen erzählen wollte. Keine vierundzwanzig Stunden später sind beide tot.«
Der Außenminister hörte mit wachsendem Interesse zu. Er hatte sein Handy eingesteckt und sank auf den Besucherstuhl. »Sprich weiter«, murmelte er und lehnte sich vor.
»Davor waren die zwei von Pro Deo beim Heiligen Vater in einer eilig einberufenen Privataudienz. Nachdem ich einen Termin bei Seiner Heiligkeit hatte, sah ich sie aus seinen Privatgemächern kommen.«
»Du meinst…«, begann Lamberti.
»Ich meine gar nichts, ich halte dich mit den reinen Tatsachen auf dem Laufenden.« Bertucci legte den Zettel mit den drei Namen auf seinen Schreibtisch.
»Weißt du, was Scaglietti und Bertani im Archiv gesucht haben?«, fragte Lamberti.
»Nur im Ansatz«, antwortete Bertucci. »Rossotti war so klug und prägte sich Namen ein, die sich die beiden Geheimdienstleute aufgeschrieben hatten. Und ja, er teilte sie mir mit.« Der Advocatus Diaboli deutete auf den Zettel. »Aber zu deiner eigenen Sicherheit werde ich sie dir nicht verraten. Es genügt, einen Freund zu verlieren, ich will nicht auch noch hinter deinem Sarg hergehen.«
»Blödsinn«, wehrte Lamberti ab. Doch dann begann er zu verstehen. Er wollte etwas einwerfen, aber Bertucci hob die Hand.
»Warte! Ich kann mich an eine Formulierung Rossottis erinnern. Scaglietti und Bertani suchten die Aufzeichnungen einer byzantinischen Prinzessin, eines Neffen des vatikanischen Präfekten und eines österreichischen Zwerges. Mehr will ich dir nicht sagen. Es ist zu deinem eigenen Schutz.«
»Madonna mia! Ich bin der Außenminister des Vatikans! Den bringt man nicht so einfach um.« Lamberti runzelte verärgert die Stirn.
»Kardinalbibliothekar Michele Rossotti war Archivar der Heiligen Römischen Kirche, wenn ich dich daran erinnern darf«, erwiderte Bertucci, »und jetzt ist er tot. Einer deiner Vorgänger wurde vor einigen Hundert Jahren ermordet, solltest du das vergessen haben. Und zum Abschluss zitiere ich dir noch Kardinal Santori, seines Zeichens Berater von sieben Päpsten im 16. Jahrhundert und der erfolgreichste Großinquisitor der katholischen Kirche.«
»Was hat der gesagt?«, erkundigte sich Lamberti etwas verunsichert.
»Hier ist nichts und niemand jemals sicher…«
Die Worte Bertuccis schwebten im Raum wie eine körperliche Bedrohung. Beide Männer schwiegen und hingen ihren eigenen Gedanken nach.
Schließlich nickte der Außenminister. »Gut, ich verstehe dich. Ich habe zwar keine Ahnung, was eine griechische Prinzessin, der Neffe eines vatikanischen Präfekten und ein österreichischer Zwerg gemeinsam haben, aber ich fange an zu begreifen, worauf du hinauswillst. Du meinst, Pro Deo steckt hinter all dem. Sie haben etwas entdeckt und jetzt verwischen sie die Spuren. Aber in wessen Auftrag? Sie haben die Akten, sie beseitigen die Mitwisser, und dann?«
»Ich habe keine Ahnung«, gestand Bertucci. »Ich kenne zwar die Namen, die sie gesucht haben, aber ich weiß nicht, was dahintersteckt. Ich bin allerdings fest entschlossen, es herauszufinden, schon für Rossotti.«
»Leg dich nicht mit dem Geheimdienst an, Paolo«, warnte ihn Lamberti. »Da haben sich schon andere die Finger verbrannt, selbst Päpste.«
»Auch für Pro Deo gelten Regeln«, erwiderte Bertucci.
»Die Regeln machen sie selbst und sie kontrollieren auch gleich deren Einhaltung.« Der Außenminister schüttelte den Kopf. »Nein, Paolo, Moral und Anstand gibt es in Geheimdienstkreisen nicht. Das ist ein Luxus, den uns einige Romanciers in den Zeiten des Kalten Kriegs vorgegaukelt haben. Das Geschäft im Dunkeln ist so dreckig wie jeder Krieg. Alles ist erlaubt, solange es dem Endziel dient.«
»Was weißt du über Pro Deo? Mein Aufgabengebiet war bisher weit von deren Wirkungskreis entfernt«, fragte Bertucci, »aber in deinem Fall sieht das doch anders aus. Auslandsbeziehungen, Papstreisen in alle Welt, diplomatischer Alltag. Ihr zieht an einem Strang.«
»Ich bin Scaglietti und Bertani vielleicht drei Mal in meinem Leben begegnet«, erinnerte sich Lamberti. »Wortkarge Wichtigtuer, die sich für etwas Besseres halten und hinter allem und jedem eine Bedrohung sehen. Die retten jeden Tag die katholische Welt und glauben auch noch daran. Dann gibt es noch die Abteilung Innere Sicherheit, da kenne ich gar niemanden.« Das Gesicht des Außenministers verdüsterte sich. »Und dann habe ich gehört, dass es Einsatzgruppen geben soll, die für die Drecksarbeit zuständig
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