Teufel - Thriller
Missbrauchsfällen ein berechtigtes Anliegen.«
Lamberti nickte nachdenklich. »Du sollst sozusagen den Weg auskundschaften. Wie kann ich dir helfen?«
»Indem du mir deine Verbindungen auf politischer Ebene zur Verfügung stellst, was meine Mission eindeutig erleichtern würde«, erwiderte Bertucci. »Meine Kontakte reichen weit, aber längst nicht so weit in die Machtstrukturen der Insel hinein wie deine.«
»Kein Problem, Paolo, ich lass dir von meinem Sekretär ein Papier vorbereiten und schicke ein paar Mails an die wichtigen Leute. Wann reist du ab?« Das Klingeln des Telefons auf dem ausladenden und völlig überfüllten Schreibtisch unterbrach den Außenminister.
»Verzeih«, entschuldigte sich Bertucci bei seinem Freund und nahm das Gespräch an. Erst hatte er Schwierigkeiten, die Stimme am anderen Ende der Leitung zu verstehen. Es klang nach einer Dampfmaschine, die durch einen Tunnel fuhr. Dann begriff Bertucci, dass jemand irgendwo Stiegen hinaufrannte, völlig außer Atem war und trotzdem versuchte, abgehackt mit ihm zu sprechen.
»Das… sieht… gar… nicht… gut… aus«, skandierte die Stimme.
»Wer spricht da?«, erwiderte ein verdutzter Bertucci und drückte auf die Lautsprechertaste, damit Lamberti mithören konnte.
Das stoßweise Schnaufen erfüllte das Büro. »Sie… haben… Rossotti… gefunden«, keuchte der unbekannte Anrufer, »oder… was… von… ihm… noch… übrig… ist.«
Der Außenminister schaute entsetzt. Dann sagte er laut: »Kleinert?«
Das Schnaufen wurde weniger hektisch. »Lamberti? Sind… Sie… das? Gut! Sehr… gut.«
»Was ist mit Rossotti? Wo sind Sie?«, fragte Bertucci und fürchtete sich gleichzeitig vor der Antwort. Der Leiter des Vatikanischen Geheimarchivs und Advocatus Angeli war seit Jahren sein bester Freund.
Kleinert unterbrach seine Gedanken. »Ich bin auf dem Weg zum Heiligen Vater.« Die Stimme des deutschen Kurienkardinals kam jetzt deutlicher und weniger abgehackt durchs Telefon. »Die Polizei hat den Kopf von Rossotti gefunden, bei einer Routinekontrolle auf der Piazza Navona. Er war auf einer Figur des Vierströmebrunnens deponiert worden, in einen Leinensack eingenäht. Es tut mir leid, Bertucci, ich weiß, wie nahe Sie ihm standen.«
Der Advocatus Diaboli schlug sich die Hand vor den Mund, sprang auf und verschwand in dem kleinen Badezimmer, das an sein Büro angeschlossen war.
»Das ist unglaublich«, murmelte Lamberti betroffen, »unvorstellbar. Der Heilige Vater wird entsetzt sein.«
Kardinal Kleinert war wieder zu Atem gekommen. Seine Stimme verriet Nervosität und Anspannung. »Zuerst die Dottoressa, jetzt Rossotti. Entweder treibt ein Wahnsinniger sein Unwesen oder…« Der Deutsche verstummte. »Ich muss jetzt zu seiner Heiligkeit.« Dann brach das Telefongespräch ab.
Das Würgen aus dem Badezimmer war leiser geworden. Lamberti bedauerte seinen Freund Bertucci, aber nun galt es, Entscheidungen zu treffen und Erkundigungen einzuziehen. Der Außenminister holte sein Handy aus der Hosentasche und begann zu wählen. In wenigen Stunden würde die ganze Welt auf den Vatikan schauen und Erklärungen verlangen. Wie immer auch der Heilige Stuhl sich entschließen würde, ob zur Schweigsamkeit oder zur Stellungnahme, man würde Details brauchen, so viele Details wie möglich.
Lamberti beendete sein drittes Gespräch, als Bertucci wieder ins Büro kam, blass und mit rot geränderten Augen, aber mit einem Ausdruck der Entschlossenheit. Er ging an seinen Schreibtisch und kramte in seiner Tasche.
»Geht’s dir besser, Paolo?«, fragte Lamberti seinen Freund. »Es tut mir leid wegen Rossotti, ich möchte, dass du das weißt. Er war ein integrer und stets zuvorkommender Mensch, den ich sehr geschätzt habe. Er wird mir fehlen.«
»Mir auch«, seufzte Bertucci. »Vielleicht ist die Zeit gekommen, dem Heiligen Vater meinen Rücktritt zu unterbreiten. Wir werden alle nicht jünger, und es gibt Zeichen, die man nicht ignorieren sollte. Aber das muss warten. Zuerst habe ich noch etwas zu erledigen.« Endlich hatte er gefunden, was er gesucht hatte, und zog den Zettel mit den drei Namen aus den Tiefen seiner Aktentasche.
»Hör zu, Carlo. Als ich Rossotti das letzte Mal sah, waren Scaglietti und Bertani von Pro Deo bei ihm. Ihr Abgang war alles andere als ruhmreich. Sie nahmen einfach die Akten mit, nach denen sie gesucht hatten. Rossotti tobte. Als ich ins Archiv kam, lief ich Dottoressa Zanolla in die Hände, die mir dringend etwas von
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