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Teufel - Thriller

Teufel - Thriller

Titel: Teufel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer David Weiss
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der beiden sah.
    Seit den Ereignissen im letzten Jahr, dem geheimnisvollen Grab unter dem Rennweg und dem Kampf gegen einen fast übermächtigen Gegner, hatte sich eine Freundschaft zwischen den beiden Männern entwickelt, die auf gegenseitigem Vertrauen und der Begeisterung für schwierige Fälle basierte. Ihre Illusionen hatten beide bereits vor langer Zeit im Fundbüro abgegeben. Aber nur Berner hatte die Quittung weggeworfen.
    »Streichholz! Pah! Zwei Wochen ohne Mordfall, das kannst nicht einmal du mir vermiesen«, entgegnete Burghardt und lehnte sich vor. »Egal was hier passiert, es kann nur besser sein als im Dienst. Du hast ja keine Ahnung, wie sich die beiden Wichtel aufführen.«
    Berner hob abwehrend die Hände. »Sag nichts, ich kann es mir vorstellen und so genau will ich es auch gar nicht wissen. Mir graut vor Klugscheißern dieses Kalibers. Aber kommen wir zurück zu deiner Winzerruine. Wie alt ist das Gemäuer denn nun wirklich?«
    Burghardt nahm einen großen Schluck Rotwein und schaute grinsend einer der Kellnerinnen nach, die einen kurzen Rock trug und scheinbar endlose Beine hatte. »Alle, mit denen ich im Ort gesprochen habe, sind sich sicher, dass mein Haus vor rund 200 Jahren gebaut worden ist, und zwar von einer Winzerfamilie, die nach dem Ersten Weltkrieg nach Amerika auswanderte. Der Preis, den sie damals für den Keller mit dem Presshaus erzielten, bezahlte die Schiffspassage für die Eltern und zwei Kinder.«
    Berner nahm einen großen Schluck und sah ihn nachsichtig an. »Tja, heute würdest du mit dem Geld nicht mal mehr bis zum nächsten Hafen kommen, selbst wenn du die Ruine an einen Blinden verkaufen könntest. Weil keiner sehenden Auges in sein Unglück läuft, außer dir.«
    Der Wirt schaute vorbei und fragte freundlich nach, ob alles in Ordnung sei und die beiden mit dem Wein und dem Essen zufrieden waren. Burghardt nickte dankbar, und Berner bestellte bei der Gelegenheit noch eine Karaffe Roten.
    »Ich weiß, dass ich mir jede Menge Arbeit eingekauft habe, aber das macht mir nichts aus«, antwortete Burghardt unbekümmert. »Jetzt habe ich endlich einen Weinkeller…«
    »… in den du nicht hineinkommst«,
    »… und ein altes, idyllisches Presshaus…«,
    »… voller Gerümpel und ohne Licht«,
    »… und jede Menge körperlicher Arbeit…«
    »… bis zu deinem Tod«, vollendete Berner. »Darauf trinken wir.«
    Als der Kommissar einige Viertel später und ein paar Stunden älter unter der rot-weiß karierten Daunendecke lag und es nach einigen Versuchen wieder aufgegeben hatte, die genaue Anzahl der Karaffen mit Rotwein nachzurechnen, die er und Burghardt geleert hatten, versuchte er aus einem dunklen Eck seiner Erinnerung etwas herauszukramen, das ihm im Keller aufgefallen war. Es war etwas Seltsames gewesen, etwas, das nicht hierher gehörte. Während er noch darüber nachdachte, fiel ihm sein Kollege und aktueller Mitbewohner Ruzicka ein, der vor wenigen Monaten nur knapp einen Mordanschlag überlebt, dabei aber seine Frau verloren hatte.
    »Ich sollte Gerald hier herausbringen, damit er auf andere Gedanken kommt«, dachte Berner noch, dann schlief er ein.
    Draußen verblassten bereits die Sterne im Osten, und ein dünner Streifen Hellblau kündigte den kommenden Tag an.
12.4.1945, Deutschbrod/Protektorat Böhmen und Mähren
    D er Morgen graute, und die Welt ging unter. Seit drei Uhr früh heulten die Stalinorgeln, und die Geschosse schlugen in und um die Kleinstadt Deutschbrod ein wie ein Sturm aus Feuer und Metall, todbringend und unaufhaltsam. Wer konnte, saß in den Kellern und betete oder war in den Wäldern verschwunden. Im spärlichen Morgenlicht reihte sich bald Krater an Krater, die Mehrzahl der niedrigen, ärmlichen Häuser am Ortseingang waren dem Erdboden gleichgemacht worden. Schuttberge, aus denen zertrümmerte Möbel, Leichenteile und Hausrat ragten, zeugten vom unaufhörlichen Vormarsch der Roten Armee gegen Westen. In einer Zangenbewegung rückten die Einheiten vor, hielte nur kurz inne, um sich zu sammeln und den weiteren Vormarsch zu koordinieren. Prag war so gut wie eingeschlossen, und in einer weiten, halbrunden Bewegung zog die linke Flanke unter General Konew den Vormarsch auf die Grenze der Ostmark durch, versprengte Einheiten der Wehrmacht und der SS vor sich hertreibend.
    Die Schlacht um Berlin tobte bereits, und die Tage des Krieges waren gezählt. Wagners Götterdämmerung war angebrochen. Auf die verbrannte Erde folgte die verbrannte Hoffnung.

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