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Teufel - Thriller

Teufel - Thriller

Titel: Teufel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer David Weiss
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Zug.
    Mit einem orgelnden Brausen pfiff ein russisches Geschoss über das Bahnhofsgebäude und explodierte in unmittelbarer Nähe, rüttelte an den verbliebenen Glasscheiben in den hölzernen Fensterläden und schleuderte eine Fontäne von Kies und Erde meterhoch durch die Luft. Richter zuckte nicht einmal mit der Wimper.
    »Die schießen sich langsam ein. Der Teufel soll den Iwan holen«, murmelte Walkowski und blickte durch das Fenster nach draußen auf die Gleise, den Zug und die SS-Männer, die noch immer ungerührt neben dem Waggon Wache schoben. War es Dienstauffassung oder Starrsinn? Er konnte es sich nicht erklären.
    Im Hintergrund sah er Lagerhallen mit Rampen und einen radlosen, aufgebockten Lkw, einen schmalen Lokschuppen mit löchrigem Dach und eine lang gestreckte Werkstatthalle, die nur noch zu zwei Drittel eingedeckt war. Der Morgen stieg langsam über die Hügel, und Walkowski fragte sich, wie viele Tage noch vor ihnen lagen.
    »Die Freude wird er uns nicht machen«, meinte Richter trübe, »der Teufel hört uns nicht mehr, Walkowski. Er ist schon vor Jahren nach Osten ausgewandert. Wahrscheinlich ist er Russe geworden und jetzt kommt er zurück, um uns zu holen.«
    »Herr Oberleutnant!« Walkowskis Ton ließ Richter aufhorchen. Der Feldwebel schaute aus dem Fenster, und ein nachdenklicher Zug lag auf seinem abgezehrten Gesicht. Richter folgte seinem Blick, aber er wusste nicht, was Walkowski so alarmiert hatte.
    »Haben wir eigentlich schon mal den Lokschuppen kontrolliert?«, fragte der Feldwebel und stieß sich gleichzeitig von der Wand ab. Er stieß die knarrende Türe auf und verließ den Warteraum, sah sich kurz um und lief dann gebückt über Gleise und Bahnsteige, umrundete einige wild wachsende Gebüsche, immer wieder sichernd nach links und rechts schauend. Misstrauisch beobachteten ihn die beiden SS-Männer, zuckten dann mit den Schultern und wandten sich wieder ab.
    Schließlich hatte Walkowski die rußigen Mauern des Lokschuppens erreicht, lehnte sich gegen die verwitterten Ziegel und wartete, horchte, wartete wieder und schaute sich besorgt um. Die tschechischen Widerstandsgruppen waren nicht zu unterschätzen, das hatten sie in den letzten Tagen immer wieder schmerzhaft erfahren müssen. Als er endlich zufrieden war, öffnete er die niedrige schmutzig blaue Tür und schlüpfte rasch ins Innere.
    Richter beobachtete ihn im schwachen Morgenlicht von der Wartehalle aus. Die Nase Walkowskis hatte sie oft aus den verfahrensten Situationen gerettet. Er verdankte dem Feldwebel bereits zwei Mal sein Leben. Er war sein Schutzengel und der letzte Grund, warum er überhaupt noch kämpfte. Er wollte den Freund nicht alleine lassen.
    Drei weitere Geschosse pfiffen über das Bahnhofsgebäude und schlugen neben dem Gleis ein, auf dem der kurze Zug stand. Die Druckwelle schleuderte die beiden SS-Männer erst zu Boden und wirbelte sie dann durch die Luft wie Marionetten. Einer wurde gegen den gusseisernen Mast der Bahnsteiglaterne geworfen, und Richter hörte, wie mit lautem Knacken seine Wirbelsäule brach. Dann rutschte der SS-Mann schlaff am Laternenmast herunter, wo er regungslos liegen blieb.
    Der zweite Mann in der schwarzen Totenkopf-Uniform wurde gegen den Waggon geschleudert, dabei kippte sein Helm nach vorn, und der spitze Handgriff des Riegels der Schiebetüre bohrte sich in seinen Hinterkopf, durchschlug die Schädeldecke wie Papier und tötete ihn auf der Stelle. Die Maschinenpistole entglitt seinen Händen, und er hing am Güterwaggon wie an einem Fleischerhaken.
    Richter stürzte hinaus, sprang über die Gleise und ignorierte eine weitere Salve der russischen Artillerie, die über seinen Kopf rauschte. Dann stand er neben dem SS-Mann, der am Fuß des Laternenmasts lag und ihn mit weit geöffneten Augen anstarrte.
    »Ich spüre nichts, ich spüre nichts«, stammelte er immer wieder.
    Der Offizier legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm. »Die Sanis werden gleich hier sein, rühren Sie sich nicht.«
    Der Verwundete sah ihn mit einem Blick voller Furcht an, der Richter das Blut in den Adern gefrieren ließ.
    »Zu spät, viel zu spät, er holt uns… jetzt holt er uns endgültig, es gibt kein Entrinnen«, flüsterte der Mann in der schwarzen Uniform entsetzt. Er schloss die Augen, dann sprach er weiter, wie im Traum. »Hören Sie zu, Oberleutnant, wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist.« Seine Stimme kam stockend und leise, und Richter musste sein Ohr an seinen Mund legen, um den Sterbenden zu

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