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Teufel - Thriller

Teufel - Thriller

Titel: Teufel - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer David Weiss
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bollwerkartiges Aussehen, ihre festungsartige Konstruktion waren beabsichtigt. Sollten sie einerseits die Wohnsituation der Arbeiterschicht der Bundeshauptstadt verbessern, so stand auf der anderen Seite die Kampfbereitschaft des sozialistischen Wien. So befand sich auch der Wildganshof während des Februaraufstandes 1934 im Mittelpunkt militärischer Auseinandersetzungen und konnte, dank seiner Anlage, relativ lange gehalten werden, bevor das Bundesheer ihn stürmte.
    Paul ging durch eines der großen Gittertore in das Innere des Komplexes und wich zwei spielenden Kindern aus, die schreiend einem bunten Ball nachliefen. Er versuchte sich zu orientieren. Es war lange her, dass er Franz Strehler besucht hatte, mehr als fünf Jahre. Der Pensionist hatte zwei Wohnungen im Wildganshof gekauft und zusammengelegt – eine für sich und seine Frau, die andere für sein Archiv. Strehler war einer der größten Privatarchivare der Bundeshauptstadt. Er bezog täglich fünf Zeitungen, wertete seit mehr als vierzig Jahren Magazine, Bücher und Illustrierte aus, war Stammkunde bei Antiquariaten, streifte jedes Wochenende über Flohmärkte und kaufte Sammlungen auf. Die Wohnungen platzten bald aus allen Nähten, und Strehler sah sich gezwungen, entweder die Scheidung zu akzeptieren oder einen Teil seiner Bestände auszulagern. Glücklicherweise war im Wildganshof zur gleichen Zeit eine Werkstatt pleitegegangen, und der Sammler griff zu. Es wurde leerer in den heimischen vier Wänden, dafür füllten sich die Räume der ehemaligen Autowerkstatt mit Regalen, Kisten, Schränken und Truhen.
    Strehler, ein bescheidener, schmaler, stets lächelnder Mann mit einem brillanten Gedächtnis und abgehackten Bewegungen, war seit »immer schon«, wie er es nannte, mit einer rundlichen, agilen Wienerin verheiratet, deren einziger Zeitvertreib das Backen war. Das machte Besuche bei ihm stets zu einem ergiebigen sowohl kulinarischen als auch recherchetechnischen Erlebnis.
    Wagner lief das Wasser im Mund zusammen, wenn er an die Torten und Kuchen, Kekse und Früchtebrote dachte, die sicherlich bereits seiner harrten. Doch bevor der Reporter die Stiege betreten konnte, um in die Wohnung der Strehlers zu eilen, winkte ihm Franz von der Hintertüre der Werkstatt aus zu.
    »Sehe ich recht?«, rief Strehler. »Wenn das nicht unser rasender Reporter Paul Wagner ist! Lange nicht gesehen!«
    »Hast du auf mich gewartet?«, lachte Paul und schüttelte dem alten Bekannten die Hand.
    »Ach wo, ich bin in der Sonne gesessen. Christine ist nicht da, sie ist zu ihrer Mutter gefahren«, antwortete Strehler, »und das muss ich ausnutzen. Allerdings heißt das, kein Kuchen für dich heute.«
    »Dann bin ich wieder weg«, gab Wagner zurück.
    Grinsend holte Strehler einen Sessel aus der Werkstatt und stellte ihn neben seinen. »Setz dich! Was treibt dich hierher in die Niederungen des sozialistischen Wohnungsbaus?«
    »Dein Archiv und dein Wissen«, meinte Paul und genoss still für einen Augenblick die Frühlingssonne. »Hier könnte man es aushalten«, seufzte er genüsslich. »Aber die Arbeit ruft.« Er erzählte Strehler in kurzen Worten von dem toten Pfarrer in Unterretzbach und den Leichen im Kriegerdenkmal.
    »Es geht also um die Zahl 666«, fragte der Archivar nach.
    »Ja, und um den seltsamen Umstand, dass zwei Sechser durchgestrichen waren«, meinte der Reporter nachdenklich.
    Strehler nickte. Dann legte er die Fingerspitzen seiner Hände aneinander und sah Wagner an. »Dabei bist du doch der Experte für Geheimschriften«, stichelte er. »Aber gut, gehen wir gemeinsam durch, was wir haben. Vielleicht fällt uns im Laufe des Gesprächs noch mehr dazu ein. Erst einmal die Zahl. 666. Dass es sich um das wohl bekannteste und verbreitetste Symbol des Satanismus handelt, brauche ich dir wohl nicht zu erzählen. Genauso wenig, dass sie aus der Offenbarung des Johannes stammt.«
    »Hier ist die Weisheit. Wer Verstand hat, der überlege die Zahl des Tiers; denn es ist eines Menschen Zahl, und seine Zahl ist sechshundertsechsundsechzig«, zitierte Paul.
    Franz nickte. »Genau. Dazu gibt es aber etwas anzumerken. Alle Kommentatoren stimmen darin überein, dass die sogenannte Gematrie das Werkzeug ist, das uns bei der Lösung des Rätsels helfen kann. Gematrie ist eine alte Methode, die Zahlenwerte von Buchstaben zum Aufspüren der verborgenen Bedeutung eines Wortes zu verwenden. Sie beruht darauf, dass sowohl das klassische Griechisch, Latein wie auch Hebräisch

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