Teufel - Thriller
Shapiro amüsierte sich köstlich.
»Es freut mich, dass sie so gut gelaunt sind«, schnappte Goldmann.
»Jetzt hören Sie einmal zu, Major.« Die Stimme Shapiros war kalt und schneidend geworden. »Was haben Sie sich eigentlich dabei gedacht? Haben Sie sich eingebildet, Sie könnten die Chinesen an der Nase herumführen? Wenn der chinesische Geheimdienst seine Hausaufgaben nicht macht, so ist das eine Sache. Aber es auch noch herauszufordern, das ist leichtfertig und höchst gefährlich, wie Sie ja selbst feststellen konnten.«
»Wer konnte schon wissen, dass Li Feng plötzlich wieder aus der mongolischen Versenkung auftaucht wie ein Deus ex Machina?«, warf Valerie ein. »Ausgerechnet, wenn ich hier bin!«
»Sie meinen, ausgerechnet, wenn Sie einen chinesischen Militärhubschrauber mit Baumaterial zu jenem Kloster fliegen, das unser guter Li Feng bei einem Angriff verwüstet hat? Auf der Suche nach jenem Geheimnis, das Sie ihm vor der Nase weggeschnappt haben? Ausgerechnet in der politisch äußerst sensiblen Region Tibet? Gegen Sie ist ein Elefant im Porzellanladen ein vorsichtiger und rücksichtsvoller Zeitgenosse.« Shapiro machte aus seiner Wut keinen Hehl. »Ich darf Sie daran erinnern, dass Sie aktives Mitglied des Mossad waren, im operativen Einsatz. Glauben Sie, das streicht man nach Belieben aus seinem Leben, wenn es einem nicht mehr passt?«
Valerie biss sich auf die Lippen. Tsering stand an der Zellentür und lauschte auf die Geräusche, die vom Gang hereindrangen.
»Dummheit gehört bestraft, und ich hätte gute Lust, Sie die Gastfreundschaft Li Fengs in Lhasa auskosten zu lassen«, stellte Shapiro ungerührt fest, »bis zur bitteren Neige. Aber ich habe andere Probleme, dringendere.«
»Warum wundert mich das nicht?«, gab Goldmann düster zurück. »Ich kann geradezu eines Ihrer faulen Angebote riechen.«
»Ich kann auch ganz einfach wieder auflegen«, spielte Shapiro den Ball zurück. »Ich wünsche fröhliches Fasten in Gesellschaft netter Mitbewohner.«
»Was wollen Sie?«, erkundigte sich Valerie leise.
»Ihre Mitarbeit für ein paar Tage«, gab der Geheimdienstchef unverbindlich zurück. »Gegen Ihre Freilassung spätestens in… sagen wir, einer halben Stunde.«
»Soll ich mich umbringen lassen, so wie letztes Jahr, als Sie mir Yftach Spector auf den Hals gehetzt haben? Das vergesse ich Ihnen niemals«, fauchte Goldmann.
»Das war kalkuliertes Risiko«, wehrte Shapiro ab. »Und Sie leben ja noch, also was soll die Beschwerde? Der gute Weinstein hat sicher bereits Sehnsucht nach Ihnen.«
»Soll das heißen, ich fliege nach Wien in Ihrem Auftrag?«, fragte Valerie lauernd.
»Keine Details dieser Art am Telefon, Major«, warnte Shapiro. »Ich möchte eine klare Antwort und brauche eine schnelle Entscheidung – Tibet oder ein Einsatz.«
»Warum ich?«, wollte Goldmann wissen. »Sie werden doch noch genug andere Agenten haben, die Sie losschicken können.« Im selben Augenblick wurde ihr klar, dass das vielleicht die falsche Frage gewesen war.
»Meine Entscheidung«, brummte Shapiro. »Aber reden Sie mir noch ein wenig zu und ich suche mir jemand anderen. Vielleicht habe ich einfach ein weiches Herz und kann nicht zusehen, wie Sie die nächsten Monate mit zitternden Fingern Tüten kleben.«
»Allein mir fehlt der Glaube«, erwiderte Goldmann vorsichtig. Tsering sah nervös auf die Uhr und gab ihr hektische Zeichen, doch zu einem Ende zu kommen.
»Haben Sie eine Wahl?«, fragte Shapiro lauernd. »Ich glaube kaum. Also?«
»Sie haben gewonnen, Shapiro«, gab Valerie zähneknirschend nach. »Holen Sie mich hier raus, ich übernehme den Job.«
»Machen Sie sich zur Abreise bereit«, ordnete der Geheimdienstchef an. »Li Feng nimmt in einer Stunde im Brahmaputra Grandhotel an einem Bankett teil, das zu seinen Ehren gegeben wird. Bedanken Sie sich bei Ihrem Kopiloten für den Tipp. Ich werde dafür sorgen, dass ein Ticket für den nächsten Flug nach Kathmandu in Nepal für Sie am Schalter von China Southern Airlines bereitliegt. Der Flughafen Gonggar ist rund hundert Kilometer südlich von Lhasa, Tsering wird Sie hinbringen. Trödeln Sie nicht herum. Wir müssen Sie so schnell wie möglich nach Europa fliegen. Ab Kathmandu arbeite ich noch an den Details.«
»Haben Sie nicht etwas Wichtiges übersehen?«, warf Valerie ein. »Ich sitze nach wie vor in einer Zelle im Militärgefängnis.«
»Ach das, ja…«, meinte Shapiro nonchalant. »Tsering hat bereits einen Befehl in der Tasche,
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