Teufel - Thriller
fiel auf den jungen Mönch, der noch immer in einer Ecke des Raumes hockte und wartete. Er stieß Marini an und wies mit dem Kopf auf den Zuhörer.
»Verschwinde!«, befahl daraufhin Marini matt. »Hier gibt es nichts für dich zu gaffen.«
»Sehr wohl, Exzellenz!« Der junge Benediktiner stand auf und machte eine tiefe Verbeugung.
Louis Ferrand drehte sich um. Er wollte dem Mönch noch einmal zum Abschied zulächeln.
Für einen kurzen Moment trafen sich ihre Blicke.
Der Jesuit erstarrte. Dann biss er sich auf die Lippen, bis er Blut schmeckte.
Der Mönch hatte jetzt kohlrabenschwarze Augen, und das grausame Lächeln, das um seinen Mund spielte, hatte Ferrand bereits einmal gesehen.
Vor langer, langer Zeit.
In den Folterkellern der Inquisition.
Israelische Botschaft, Via Michele Mercati 14, Rom/Italien
D as Lächeln von Oded Shapiro gefiel Valerie Goldmann kein bisschen. Er sah aus wie ein zufriedener Buddha hinter seinem überladenen Schreibtisch. Wäre da nicht die Silhouette von Tel Aviv im Hintergrund gewesen, man hätte an ein indisches Werbeplakat für ein seelenpflegendes Wochenende in einem indischen Ashram denken können.
»Schon wieder zurück in der Botschaft, Major?«, erkundigte sich der Geheimdienstchef neugierig. »Sie sind doch sonst auch nicht so versessen darauf, mich zu sprechen. Woher der plötzliche Sinneswandel?«
»Was war eigentlich der Zweck dieses Interviews von Außenminister Lamberti, Shapiro? Sie haben viel Aufwand betrieben. Eine wasserdichte Identität mit Vergangenheit, die Akkreditierung bei der › Jerusalem Post ‹ , ein sofort verfügbarer Termin in einem überfüllten Terminkalender, dank dem persönlichen Einfluss des Botschafters, nehme ich an.«
»Wie beruhigend, die alte Valerie Goldmann, so wie ich sie kenne. Frage mit Gegenfrage beantworten, das hatte mir bereits gefehlt.« Shapiro lachte leise.
»Dazu ein elegantes Outfit und High Heels, damit mich im Vatikan niemand übersieht«, fuhr Valerie unbeeindruckt fort. »Die Dokumentation war umfassend, aber sie enthielt keine einzige Frage, die ich dem Außenminister stellen sollte.« Goldmann brach ab und legte ihre Stirn in Falten.
»Nur weiter, Major, nur weiter«, ermunterte sie Shapiro wie ein Vater sein kleines Kind, das vom Beckenrand in den Swimmingpool springen soll.
»Sie haben angenommen, dass ich nach dem Studium Ihrer gesammelten Werke schon die richtigen Schlüsse ziehen und Lamberti ein wenig auf die Zehen steigen würde.«
»Was Sie, so nehme ich an, in Ihrer unaufdringlichen Weise charmant getan haben«, gluckste Shapiro, der sich köstlich zu amüsieren schien.
»Die drei Morde stinken zum Himmel, und es würde mich nicht wundern, wenn Pro Deo dahinterstecken würde. Lamberti war nicht nur auf der Hut, er war völlig aus dem Gleichgewicht, als ich die Rede auf Bertucci, den Geheimdienst, die Symbolik der Morde und die Informationspolitik des Vatikans brachte. Ich habe ihm zum Abschluss des Gesprächs ziemlich unverfroren angekündigt, in dem Sumpf so lange herumzustochern, bis die Wahrheit ans Tageslicht kommen würde.«
»Sehr gut, aber das war gar nicht notwendig«, erwiderte Shapiro. »Es hätte gereicht, wenn Sie einfach nur Smalltalk gemacht hätten. Etwa über das Wetter oder die Verkehrsprobleme im Vatikan, und den armen Lamberti nicht auch noch erschreckt hätten…«
»Es gibt so gut wie keinen Verkehr im Vatikan«, warf Valerie leise ein. Ihr Misstrauen wuchs exponentiell.
»Eben, eben«, winkte Shapiro ab, »Sie hätten auch von Ihren Erlebnissen in Tibet erzählen können…«
»Sie meinen, es war also völlig unerheblich, was ich Lamberti fragen sollte?«, warf Valerie ein. Sie lehnte sich vor. »Ich sollte einfach nur dort sein?«
»Sie begreifen schnell«, gestand Shapiro. »Warum, glauben Sie, wollte ich die attraktive Valerie Goldmann teuer und edel verpackt haben? Weil ich den alten Bonvivant Lamberti in Versuchung führen wollte? Quatsch!« Der Geheimdienstchef wurde ernst. »Sie sollten auffallen, Goldmann, aus der Masse herausstechen, nicht unentdeckt durch die Kontrollen kommen.«
»Die Sicherheitskameras…«, flüsterte Valerie entgeistert. »Es ging nur darum, nicht wahr?«
»Nicht nur, aber hauptsächlich«, sagte Shapiro. »Wir wissen, dass Pro Deo alle Kameras überwachen lässt, entweder an Ort und Stelle im Sicherheitszentrum, oder sie schauen sich die Aufzeichnungen an. Wir haben Glück gehabt.«
»Was heißt das?«, erkundigte sich Valerie
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