Teufel - Thriller
weit ist mir das Prinzip klar. Für Details habe ich jetzt sowieso keinen Kopf.« Wagner hob abwehrend die Hände. »Hast du einen weiteren Beweis für deine Theorie, also etwas Griffigeres als die Krüge?«
»Aber sicher doch.« Sina lächelte dünn. »Im Domschatz von Hildesheim gibt es ein Reliquiar aus dem Besitz des heiligen Godehard, einem engen Freund und Nachfolger von Bischof Bernward, der Hildesheim unter Kaiserin Theophanu zu einem neuen, einem ottonischen Rom ausbauen wollte. Und in diesem Silberreliquiar ist ein Stück des Sudariums aus Oviedo! Wie wäre es aus Spanien dorthin gekommen, wenn nicht gemeinsam mit dem fraglichen Reliquientransport, mit dem Schatz? Die Geschichte, dass es plötzlich an einem heiligen Rosenstrauch gehangen sein soll, glaubt doch kein Mensch. Gerade, weil das Stoffstück echt und keine Fälschung ist. Die fromme Sage sollte nur die wahre Herkunft des Stückes verschleiern…«
»Das beweist alles noch gar nichts!«, warf Barbara ein und wollte aufspringen. Wagner hielt sie mit einer beruhigenden Geste zurück.
»Genau das ist das Problem!«, seufzte Sina. »Selbst wenn wir die Knochen in den Händen halten würden, wäre nichts bewiesen. Die Herren Kleriker haben mir in jeden Schrein, in fast jede Grabkammer einen anderen Heiligen reingepackt! Was mir, Jauerling und auch Himmler gefehlt hat, ist der eindeutige Beleg dafür, was oder besser wer diese Leiche ist, wenn wir sie gefunden haben. Sonst ist und bleibt es nur ein Haufen antiker Knochen! Wenn wir tatsächlich die endgültige Begräbnisstätte von Jesus finden wollen, dann weiß ich trotz Jauerling und seinem Sternenweg noch nicht, wo ich sie suchen soll… Denn in St. Servatius sind seine Überreste nicht mehr.«
Barbara lehnte sich zufrieden zurück.
»Jetzt beginne ich zu verstehen…« In Pauls Augen erschien ein begeistertes Leuchten, das Sina nur zu gut kannte und das Buchegger erschreckte. »Du meinst, der Transport ist das fehlende Glied in der Kette? Himmler hatte einen untrüglichen Beweis dafür gefunden, dass tatsächlich ein Körper von Jesus existierte. Für ihn gab es ein ganz anderes Problem als für Jauerling oder dich. Er hatte den unwiderlegbaren Beleg, aber er hatte keinen Körper…«
Sina schlug mit der flachen Hand so laut auf den Tisch, dass Tschak aufwachte und ihn erstaunt ansah. »Genau! Zum ersten Mal seit fast zweitausend Jahren ergibt sich die Gelegenheit, alles zusammenzubringen. Ich glaube, dass die Suche Jauerlings und die Ergebnisse von Himmlers Leuten zusammen ein Werkzeug ergeben, das sticht… Und zwar genau dorthin, wo es wehtut. Nämlich mitten ins Herz!«
»Darum tummeln sich auch plötzlich mehrere Geheimdienste in der österreichischen Provinz und bringen mögliche Mitwisser um…« Die römisch-katholische Kirche will unter allen Umständen verhindern, dass die ganze Sache bekannt wird. Verständlich.« In Pauls Kopf begann sich ein Leitartikel zu formen. »Im Namen von Caesarea…«, murmelte er.
»Sie beide haben aber leider auch keinen Körper!«, erinnerte Barbara und bremste so rasch die aufkeimende Begeisterung.
»Stimmt! Aber«, sagte Sina, »wir haben Jauerlings Rätsel und einen konkreten Hinweis, wo Himmlers Team damals als Nächstes gegraben hat: in Gernrode, in der Stiftskirche St. Cyriakus!«
Wagner grinste und hob sein Glas: »Und, was noch wichtiger ist, wir haben Erfahrung in solchen Dingen!«
Donaustadt, Wien/Österreich
D er Fahrweg zu Eddys Werkstatt war völlig zugeparkt mit zwei Ambulanzen, drei Einsatzwagen der Polizei und einem Zivilfahrzeug der Kriminalabteilung. Die rotierenden Blaulichter warfen stroboskopartige Reflexe auf das Chaos im Vorgarten und ließen die Wellblechbaracke in einem unwirklichen Licht erscheinen. Nach der medizinischen Erstversorgung hatte Berner dem Kollegen der Kriminalpolizei die Situation geschildert und vereinbart, dass er die beiden Italiener zuerst verhören und dann den Ambulanzärzten übergeben würde.
»Sie wissen, dass dies … hm, eher ungewöhnlich ist, Herr Kollege«, hatte der Beamte gemurmelt.
»An dieser Geschichte ist alles ungewöhnlich«, brummte Berner, »das werden Sie schon noch sehen. Wie wäre es, wenn Sie sich zuerst die Augenzeugenberichte anhören und mir fünf Minuten Zeit geben?«
Die Werkstatt wimmelte von Beamten in Uniform und Zivil. Berner gab Eddy und Franz ein Zeichen, und alle drei verschwanden zwischen den Maschinen.
»Holt mir die zwei Vögel her«, bat Berner, zündete sich
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