Teufel - Thriller
eine Zigarette an und lehnte sich mit dem Rücken an eine der riesigen CNC-Fräsen. Keine Minute später schoben Eddy und Franz die beiden Italiener vor sich her und ins Gesichtsfeld des Kommissars. Erste Untersuchungen hatten ergeben, dass einer der Killer nur geringe, oberflächliche Verbrennungen ersten Grades erlitten hatte, während der andere einen dicken, weißen Verband um das Handgelenk trug.
Berner zog seinen Ausweis und hielt ihn den Männern unter die Nase. »Polizia«, sagte er und kramte in seinem italienischen Wortschatz nach den richtigen Ausdrücken, als Franz ihm zu Hilfe kam.
»Ich übersetze gerne, Herr Kommissar«, meinte der Theater- und Musikexperte lächelnd, »jahrelang italienische Opern hören muss ja auch einmal sein Gutes haben…«
»Perfekt«, antwortete Berner. »Dann frag die beiden Kasper, wo sie Burghardt und den alten Maurer versteckt haben, bevor ich sie für die nächsten zwanzig Jahre ins Gefängnis werfe.«
Die Antwort war Schweigen und ein verächtlicher Blick.
»Dann nicht«, der Kommissar zuckte mit den Schultern. »Am besten schneiden wir einen von ihnen in der großen Fräse in Streifen und sagen dem Kollegen von der Kripo, er ist hineingefallen. Die zwei haben ja keine Ahnung, dass wir den italienischen Carabinieri noch einiges beibringen können, vor allem was das Freimachen von Gefängniszellen betrifft. Nehmen wir den eingeölten…«
Die Augen des Killers mit den Brandwunden weiteten sich in Überraschung.
»Sieh da, sieh da, wir verstehen ja doch Deutsch«, brummte Berner zufrieden. Er tippte den Killer mit der Fingerspitze an. »Letzte Chance für eine vernünftige Antwort. Wo sind Burgi und Maurer?«
Den italienischen Fluch musste Franz nicht übersetzen. Er war international verständlich.
»Sollte Kommissar Burghardt unversehrt davonkommen, dann geht ihr für zwanzig Jahre ins Gefängnis. Sollte er allerdings auch nur einen Kratzer abbekommen, dann sorgen meine Freunde hier und ich dafür, dass ihr den Rest eures Lebens hinter Gittern verbringt«, zischte Berner.
»Wir sind nach einer diplomatischen Demarche spätestens nach vier Wochen wieder in Italien«, antwortete der Killer gleichgültig. »Was immer auch mit Ihrem Kommissar geschieht.«
Wortlos nahm Berner sein Handy und drückte auf den Auslöser der Kamera. »Wenn das so ist, dann brauche ich ja noch ein Foto, damit ich mich an eure Visage erinnere«, meinte er und gab Franz einen Wink. »Bring sie zu den Kollegen zurück, bevor ich mich vergesse.«
»Jetzt sind wir so weit wie vorher«, stellte Eddy fest. »Keinen Schritt näher an Kommissar Burghardt.«
»Abwarten«, gab Berner zurück, rief das Foto mit den beiden Killern aus dem Speicher des Handys ab und schrieb darunter: »Zwei Killer von Pro Deo in Wien geschnappt.« Dann kontrollierte er in der Liste der gewählten Rufnummern, bis er die drei italienischen fand.
»Kardinal Bertucci hat von meinem Handy seine letzten SMS geschickt, also warum nicht den Flächenbrand mit neuem Brennstoff versorgen?« Berner lachte grimmig und drückte auf den Senden-Knopf.
Drei MMS waren unterwegs zu ihren Empfängern.
Universität Wien, Wien-Innere Stadt/Österreich
P rofessor Meitner war aufgestanden und hatte eine Reihe von Büchern aus seiner Bibliothek geholt, die er nun sorgfältig auf dem Schreibtisch aufstapelte. »Wenn wir uns mit der Geschichte des Archivs nach den Ereignissen am Taro beschäftigen wollen, dann müssen wir uns vor Augen halten, dass es fast keine Aufzeichnungen dazu gibt. Wir können nur Rückschlüsse aus dem Verhalten von Mächtigen und Staaten, von Kirche und Parteien oder von Verantwortlichen und Eingeweihten ziehen.«
Er ging durch sein Büro zu einem hohen Bücherregal, zog eine Leiter heran und stieg hinauf.
»Wahrscheinlich war es genau dieser Zeitraum, der Dr. Zanolla interessierte«, stellte Bertucci leise, zu Valerie gewandt, fest. »Davon wollte sie mir bei einem Abendessen berichten. Vielleicht fand sie auch Aufzeichnungen in den jetzigen Geheimarchiven dazu, etwa die Berichte von den emsigen Recherchen Roms nach dem Verbleib der Kisten und Körbe. War es das, wonach Scaglietti und Bertani von Pro Deo suchten?«
»Ganz sicher«, raunte Valerie. »Aber niemand kann sagen, was sie tatsächlich gefunden haben.«
Professor Meitner kam wieder zurück an den Tisch und schlug das Buch auf, das er mitgebracht hatte. »Beginnen wir mit dem 31. Oktober 1815, dem Tag, an dem die wichtigsten Teile des Archivs dem
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